Wirtschaft

Beim "Umweltbonus" tickt die Uhr Autobauer fordern mehr Elektro-Staatshilfe

"Die Megatrends erfordern, die Mobilität der Zukunft neu zu denken": VDA-Chef Mattes fordert vom Staat einen zügigen Aufbau der Ladeinfrastruktur.

"Die Megatrends erfordern, die Mobilität der Zukunft neu zu denken": VDA-Chef Mattes fordert vom Staat einen zügigen Aufbau der Ladeinfrastruktur.

(Foto: picture alliance / Jens Kalaene/)

Mögliche Fahrverbote in Deutschland, drohende Exporthürden in den USA: Die Autoindustrie steht vor tiefgreifenden Umbrüchen. Der Verband der Autobauer wirbt für staatliche Unterstützung - und lenkt den Blick auf die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze.

VDA-Präsident Bernhard Mattes ruft dazu auf, die staatlichen Anstrengungen zur Förderung der Elektromobilität in Deutschland zu verstärken. "Es gilt, den Aufbau privater Ladestationen sowohl rechtlich als auch finanziell zu unterstützen", sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) im Vorfeld des "Future Mobility Summit" in Berlin. Zu dem zweitägigen Mobilitätskongress des Berliner "Tagesspiegels" werden unter anderem auch Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter und SPD-Fraktionsvize Sören Bartol erwartet.

Mattes' Appell richtet sich vor allem an die Politik: Der zögerliche Ausbau der Ladeinfrastruktur gilt unter Branchenkennern bislang noch als eines der Haupthindernisse in der Förderung der Elektromobilität. Eine andere Hemmschwelle sehen Experten beim Preis: Im vergangenen Monat waren laut Kraftfahrtbundesamt nur 3792 von insgesamt 347.433 neu zugelassenen Pkw mit einem reinen Elektroantrieb ausgestattet. Der Anteil der Diesel-Fahrzeuge an den Neuzulassungen ging dagegen weiter zurück.

Vor diesem Hintergrund sprach sich Mattes auch dafür aus, den Umweltbonus - auch bekannt als Elektro-Kaufprämie - über Juni 2019 hinaus zu verlängern. "Zudem müssen das Bauordnungs-, Miet- und Eigentumsrecht angepasst werden", forderte der Cheflobbyist der deutschen Automobilbranche.

Fördermittel drohen zu verfallen

Trotz Fortschritten bei den Neuzulassungen kommt die Elektromobilität in Deutschland nicht richtig in Fahrt. So stößt die staatliche Prämie zum Kauf von Elektro-Autos auch nach fast zwei Jahren nur auf verhaltenes Interesse. Für reine Elektrowagen mit Batterie gibt es einen "Umweltbonus" von 4000 Euro, für Hybridautos sind es 3000 Euro.

Finanziert werden die Prämien je zur Hälfte vom Bund und vom jeweiligen Hersteller. Die Fördermittel aus der Staatskasse reichen theoretisch für mehr als 300.000 Fahrzeuge. Die Mittel, die bis Ende Juni 2019 nicht abgerufen werden, verfallen.

Deutschland müsse bei der Ladeinfrastruktur aufholen, erklärte Mattes. Derzeit gebe es deutschlandweit nur rund 11.000 öffentlich zugängliche Ladestationen, davon sind 560 Schnellladepunkte. Um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen, sind aber aus Sicht von Experten und Verbänden weitaus mehr Ladestationen notwendig.

Unter dem Druck der Abgas-Debatte, den drohenden Fahrverboten für Diesel-Fahrzeuge und möglichen Einfuhrbeschränkungen im US-Markt sehen sich die Hersteller mit scharfen Umbrüchen konfrontiert - auch im Hinblick auf die Sicherheit der Arbeitsplätze. Der VDA-Präsident verwies auf den Erfolg der Branche mit 825.000 Beschäftigten, die 2017 einen Rekordwert bei der Produktion erreicht habe. "Doch der Erfolg von heute ist kein Garant für morgen", warnte er.

Dramatische Megatrends

Die Automobilindustrie erlebe eine rasante Transformation, erklärte Mattes. "Die Weltbevölkerung wächst bis zum Jahr 2050 von heute sieben Milliarden auf zehn Milliarden Menschen. Die Zahl der Megacitys nimmt drastisch zu, die kaufkraftstarke Mittelschicht wächst. Das Bedürfnis nach individueller Mobilität bleibt, aber es verändert sich: Erlebnis geht vor Besitz", sagte er.

"All diese Megatrends erfordern, die Mobilität der Zukunft neu zu denken", bekräftigte der VDA-Präsident. "Das tun wir. Unsere Lösungen liegen in emissionsarmen Antrieben, in der Vernetzung, in der Digitalisierung und im autonomen Fahren." Ziel der deutschen Hersteller und Zulieferer sei es, den Straßenverkehr künftig noch sicherer, effizienter und komfortabler zu machen.

Die deutsche Automobilindustrie verfolgt seinen Angaben zufolge eine breit angelegte "Dekarbonisierungsstrategie" - das bedeutet eine Senkung der klimaschädlichen CO2-Emissionen. Sie reicht laut Mattes von "weiteren Verbesserungen" beim Verbrennungsmotor über alternative Antriebe und Kraftstoffe wie Wasserstoff, Erdgas und "E-Fuels" bis hin zum reinen E-Fahrzeug.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen