"Was ist Backen?" Bäcker und Aldi Süd beenden Streit
05.10.2015, 18:54 Uhr
"Wir haben wichtigere Dinge zu tun, als diesen Rechtsstreit, der sich schon sehr lange hinzieht."
(Foto: picture alliance / dpa)
Wird in den Backöfen von Aldi Süd gebacken, oder nicht? Zumindest juristisch bleibt diese Frage wohl ungeklärt. Die klagenden Bäcker haben nach eigenen Angaben das Interesse am langwierigen Streit mit dem Discounter verloren.
Die deutschen Bäcker und der Discounter Aldi Süd haben ihren Brötchenstreit vor dem Duisburger Landgericht beigelegt. Beide Parteien hätten die Sache schriftlich für erledigt erklärt, sagte ein Gerichtssprecher. In dem wettbewerbsrechtlichen Streit war es vor allem um die Frage gegangen: "Was ist Backen?"
Die Klage des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks hatte sich gegen eine Aldi-Werbung gerichtet, in den Filialen werde frisch gebacken. Damit pries der Discounter seine Brötchen und Brote an, die im Markt auf Knopfdruck aus einem Apparat mit der Aufschrift "Backofen" in ein Fach fallen.
Nach Ansicht der Bäcker waren Verbraucher in die Irre geführt worden. "Wir haben wichtigere Dinge zu tun, als diesen Rechtsstreit, der sich schon sehr lange hinzieht", sagte Rechtsanwalt Daniel Schneider, der zum neuen Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes gewählt wurde. "Wir haben Aufmerksamkeit bekommen und konnten unsere Position klar machen." Mit dem Vergleich hätten die Parteien nur ausgemacht, dass jeder seine Kosten selbst trage.
Zweistündiger Vortrag über Brot und Brötchen
Aldi Süd teilte mit, das Unternehmen könne auch weiterhin mit der Aussage "(…) backen wir den ganzen Tag Brot und Brötchen für Sie" werben. Zu den Gründen der Einigung würden keine Angaben gemacht. Bei einer öffentlichen Verhandlung vor dem Landgericht hatte Anfang Juli ein Experte rund zwei Stunden über Brot und Brötchen gesprochen. Ob allerdings in den Aldi-Automaten gebacken wird oder nicht, darauf hatte es keine klare Antwort gegeben.
Das Handwerk nach "alter Väter Sitte", nämlich Kneten, Gären und Backen direkt hintereinander, finde auch in den Stuben der Bäcker ohnehin kaum noch statt, hieß es. Es sei in den meisten der 15.000 Bäckereien im Land üblich, die Teiglinge erst nur zum Teil und dann kurz vor dem Verkauf fertig zu backen.
Quelle: ntv.de, wne/dpa