Neue Motoren nützen Klima wenig Behörde nimmt sich Pkw-Hersteller zur Brust
04.08.2015, 13:56 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Deutschen lieben ihr Auto und auch der Güterverkehr wächst. Und so bleibt der Schadstoffausstoß des Verkehrswesens konstant. Das müsste nicht so sein. Doch die Autohersteller leisten laut UBA zu wenig.
Zu große Autos mit zu starken Motoren: Das Umweltbundesamt hat die deutschen Autohersteller für deren Produktpalette scharf attackiert. Zugleich forderte die Behörde CO2-Grenzwerte für Lkw. Im Gegensatz zu den Bereichen Energie und Industrie habe der Verkehrssektor seine Emissionen seit 1990 nicht mindern können, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. "Weil immer mehr Güter auf der Straße transportiert werden und der Trend zu mehr PS und schwereren Fahrzeugen geht, haben die sparsameren Motoren dem Klimaschutz wenig genützt." Im Verkehrssektor müsse daher dringend mehr passieren.
Um den Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration zu begrenzen, sei die Senkung der Treibhaus-Emissionen das einzige Mittel, sagte Krautzberger. Der Verkehr verursache derzeit rund 18 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Der wichtigste Emittent sei die Energiewirtschaft mit 39 Prozent. Aber im Verkehr seien die Emissionen im Vergleich zu 1990 sogar noch leicht um 0,6 Prozent gestiegen.
Innovationen zementieren nur Status quo
Zwar habe die Industrie etliche Verbesserungen eingeführt - etwa effizientere Motoren oder verbrauchsärmere Dieselaggregate. Doch hätten die "nichts genutzt". Und der Grund ist simpel: "Es gibt immer mehr Verkehr. Es gibt immer mehr Fahrzeuge auf der Straße und auch einen Trend zu mehr PS, zu größeren Autos", sagte Krautzberger. Dieser Trend habe die Einsparungen praktisch aufgezehrt.
Hätte sich die PS-Zahl der neu zugelassenen Autos seit 2005 nicht mehr erhöht, wäre dies einer Ersparnis von 3,8 Milliarden Liter Kraftstoff und 9,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Emissionen gleichgekommen, rechnete sie vor. "Der Mehrverbrauch geht übrigens auch zurück auf die Zunahme der großmotorigen Autos, der Geländewagen in den Städten."
Verkehr verlagern, Grenzwerte senken, Maut ausweiten
Krautzberger forderte die Autoindustrie zu weiteren technischen Verbesserungen auf. Darüber hinaus sollten die CO2-Grenzwerte für Pkw ambitioniert fortgeschrieben werden. 2020 sollen die Flottengrenzwerte auf 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer gebracht werden. - das Umweltbundesamt setze sich dafür ein, bis 2025 Autoemissionen von 70 bis 80 Gramm CO2 pro Kilometer als Grenze festzusetzen. Man müsse "ambitionierte Ziele setzen, damit die Autoindustrie sich darauf einstellen kann", sagte die UBA-Chefin.
Gleichzeitig sei es "zwingend notwendig, dass mehr Verkehr auf die Schiene und das Schiff verlagert wird", sagte Krautzberger. Zudem plädierte sie dafür, die Lkw-Maut auf Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen auszuweiten. "Und wir brauchen endlich auch CO2-Grenzwerte für Lkw." Die größten Widerstände gebe es hier in der Autoindustrie. "Da gibt es ja auf europäischer Ebene ein intensives Lobbytum", kritisierte Krautzberger. Einen konkreten Grenzwert nannte sie nicht.
Lastwagen bliesen nach Angaben des UBA 2013 in Deutschland rund 38,7 Millionen Tonnen CO2 in die Luft. Zwischen 2000 und 2013 stieg das Güterverkehrsaufkommen auf der Straße demnach um rund ein Drittel Prozent.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ