Teil des EU-Binnenmarkts bis 2021? BoE-Chef will Brexit-Zeitplan ausbremsen
27.11.2016, 21:00 Uhr
Mark Carney ist für eine längere Übergangsphase.
(Foto: AP)
Der britische Zentralbankchef Carney pocht laut einem Medienbericht darauf, den vollständigen EU-Austritt Großbritanniens zugunsten der Wirtschaft um weitere zwei Jahre hinauszuzögern. Der Zeitplan der Regierung sieht den Vollzug für 2019 vor.
Der britische Notenbankchef Mark Carney stemmt sich einem Zeitungsbericht zufolge gegen den Plan der Regierung, den Brexit bis zum Jahr 2019 zu vollziehen. Wie die "Sunday Times" ohne Angabe von Quellen berichtet, kämpft der erklärte Brexit-Gegner hinter den Kulissen der Londoner Politik für eine längere Übergangsphase, die Großbritannien und seinen Unternehmen bis zum Jahr 2021 Zugang zum europäischen Binnenmarkt sichern würde.
In den vergangenen zwei Wochen habe es zahlreiche inoffizielle Treffen mit den größten britischen Banken und Wirtschaftsgrößen gegeben, um gemeinsame Ziele für den EU-Ausstieg abzustecken, schreibt das Blatt weiter. Ein Notenbanksprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.
Zuletzt hatte Carney vor Abgeordneten dafür geworben, dass Unternehmen insbesondere aus der Finanzbranche so lange Zugang zum europäischen Binnenmarkt erhalten sollen, bis neue Handelsabkommen vereinbart seien. Dies dauere normalerweise vier bis sieben Jahre.
Die Bank von England ist nicht direkt an den Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU beteiligt, kann der Regierung in London aber technische Unterstützung zur Verfügung stellen. Premierministerin Theresa May will nach den bisherigen Plänen bis Ende März 2017 den offiziellen Antrag für den EU-Austritt stellen.
"Dinge nicht verkomplizieren"
Bei Brexit-Befürworter reagierten empört auf Carneys Vorstoß. Michael Grove, einer der Wortführer der Bewegung plädierte noch einmal für eine "einfachen und saubere" Scheidung von der EU. Der frühere Minister warf der Gegenseite vor, weiter zu versuchen, den Brexit zu verhindern. "Es gibt eine Tendenz, die Dinge zu verkomplizieren", sagte er der BBC.
Immer mehr Experten prognostizieren, dass sich die Brexit-Verhandlungen noch über Jahre hinziehen werden. "Der Brexit wird nach meiner Überzeugung mindestens fünf Jahre dauern. Ich halte es für groben Unfug, wenn mir einer erzählt, dass das in zwei Jahren erledigt ist", sagte CDU-Vizechef Volker Bouffier dem Deutschlandfunk. Allein der EU-Binnenmarkt habe 8000 Gesetze, sagte der hessische Ministerpräsident weiter.
Carney will seinen Posten Mitte 2019 räumen, wie der Kanadier Mitte des Monats ankündigte.
Quelle: ntv.de