Wirtschaft

"Brexit ist eine Katastrophe" Britische Bauern protestieren gegen EU-Importe

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Großbritannien ist auf den Import angewiesen: Britische Bauern decken nur 60 Prozent des Bedarfs an Lebensmitteln.

Großbritannien ist auf den Import angewiesen: Britische Bauern decken nur 60 Prozent des Bedarfs an Lebensmitteln.

(Foto: REUTERS)

Bauern in Großbritannien sehen Nahrungsmittelimporte aus der EU als Gefahr für die heimischen Erzeugnisse. Bei einem Protest in London fordern Landwirte mehr staatlichen Schutz gegen billigere und vermeintlich minderwertige Waren vom Kontinent. Für sie ist der Brexit der Grund für die Misere.

Britische Landwirte haben im Zentrum Londons gegen den beim Brexit ausgehandelten Import von Lebensmitteln protestiert. Mit rund hundert Traktoren aus allen Teilen des Landes versammelten sich die Bauern vor dem Parlament. Sie trugen Transparente mit Slogans wie "Unterstützt britische Landwirte" und "Brexit ist eine Katastrophe". Viele fühlen sich von den beim Brexit ausgehandelten Abkommen benachteiligt und kritisieren, dass die Importe von Lebensmitteln die einheimische Produktion gefährden würden. "Wir haben genug", sagte Organisatorin Liz Webster von der Initiative Save British Farming. Sie prangerte die Lebensmittelimporte als "minderwertig" an. Britische Produkte würden durch die Einfuhr ausländischer Waren "unterboten".

Großbritannien war Ende Januar 2020 aus der EU ausgetreten. Seitdem hat das Vereinigte Königreich zahlreiche Handelsabkommen unterzeichnet. Aus Sicht vieler Landwirte führen einige der Abkommen und das Fehlen von Importkontrollen dazu, dass Lebensmittel schlechterer Qualität aus Ländern mit weniger strengen Vorschriften nach Großbritannien gelangen. Der Anteil der britischen Landwirtschaft an den in Großbritannien konsumierten Lebensmitteln beträgt rund 60 Prozent. Die Landwirte befürchten jedoch, dass dieser Anteil abnehmen könnte.

Grenzkontrollen fünfmal verschoben

Tatsächlich könnte allerdings das Gegenteil passieren und die britischen Importe aus Europa einbrechen. Erst am 31. Januar führte Großbritannien mit reichlich Verspätung Grenzkontrollen für Lebensmittel und pflanzliche Produkten aus der EU ein. Ob Käse aus Italien, Milch aus Dänemark oder Schweinefleisch aus Deutschland - seitdem müssen Firmen und Bauern auf dem Kontinent mit zusätzlichen Dokumenten die Herkunft und Qualität ihrer Produkte nachweisen. London vollzog damit einen weiteren Schritt zum Brexit, vier Jahre nach dem formalen EU-Austritt am 31. Januar 2020. Die Kontrolle beschränkt sich zunächst auf die Papierform. Ab Ende April folgen dann auch Warenkontrollen an der Grenze.

Die britische Regierung hatte die Grenzkontrollen fünfmal verschoben, weil sie die damit verbundenen Kosten und den bürokratischen Aufwand fürchtete. Experten rechnen damit, dass den Briten damit neue Lieferkettenengpässe oder sogar erneut leere Supermarktregale drohen könnten. In Großbritannien wird noch in diesem Jahr das Unterhaus neu gewählt, voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte. In Umfragen liegen die regierenden Tories deutlich hinter der oppositionellen Labour-Partei.

Quelle: ntv.de, mau/AFP

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