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Kampf gegen Billighändler Brüssel leitet Verfahren gegen Temu ein

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Das chinesische Shoppingportal Temu zählt nach anderthalb Jahren bereits zu den größten Onlinehändlern in Deutschland.

Das chinesische Shoppingportal Temu zählt nach anderthalb Jahren bereits zu den größten Onlinehändlern in Deutschland.

(Foto: picture alliance / Sipa USA)

Die Europäische Kommission verdächtigt den chinesischen Online-Marktplatz Temu, gegen EU-Recht zu verstoßen. Der Verdacht: Das Unternehmen verkauft gefälschte und potenziell gefährliche Produkte. Auch das Plattformdesign ist Brüssel ein Dorn im Auge.

Die EU-Kommission hat ein förmliches Verfahren gegen den Billig-Onlinehändler Temu eröffnet. Die Brüsseler Kommission verdächtigt das in China gegründete Unternehmen laut einer Mitteilung, gegen das EU-Gesetz für digitale Dienste (Digital Services Act, DSA) zu verstoßen. Dabei geht es unter anderem um den Verkauf gefälschter oder sogar gefährlicher Produkte auf der Plattform.

Vizekommissionspräsidentin Margrethe Vestager forderte Temu auf, sicherzustellen, dass die Produkte auf der Plattform "den EU-Standards entsprechen und den Verbrauchern nicht schaden". In dem Verfahren untersucht die EU-Kommission auch das Design der Online-Plattform, das Käufer "potenziell süchtig" machen und zu ungeplanten Ausgaben verleiten soll. Das Bundeswirtschaftsministerium und Verbraucherverbände befürworten eine härtere Gangart gegen Temu sowie andere Billighändler wie Shein.

Temu erklärte sich erneut zur Zusammenarbeit mit den europäischen Behörden bereit. Ziel des Unternehmens sei ein "sicherer, vertrauenswürdiger Marktplatz für Verbraucher", erklärte Temu. Das EU-Gesetz für digitale Dienste legt großen Online-Plattformen besondere Sorgfaltspflichten auf. Bei nachgewiesenen Verstößen kann die EU-Kommission ein Bußgeld von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes verhängen.

Das chinesische Shoppingportal Temu zählt nach anderthalb Jahren bereits zu den größten Onlinehändlern in Deutschland. Gemessen an der Anzahl der Bestellungen landete Temu im ersten Halbjahr 2024 auf dem sechsten Platz der Top-Onlinehändler. Das geht aus einer Untersuchung der zum Meinungsforschungsinstitut Yougov gehörenden Consumer Panel Services GfK hervor. Angeführt wird die Liste von Amazon, Ebay und Otto, gefolgt von Zalando und Kaufland. Von Januar bis Juni kauften demnach etwa 1,3 Millionen Menschen in Deutschland bei Temu ein. Das Unternehmen ist seit April 2023 hierzulande aktiv.

Experte: Temu könnte noch beliebter werden

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"Gerade in Deutschland sehen wir, dass vor allem junge Menschen bei Temu einkaufen", sagte Handelsexperte Jörg Funder im Interview mit ntv.de. Gerade Teenager würden auf das sehr innovative Geschäftsmodell anspringen. "Das zielt besonders auf die direkte Kundenkommunikation und den Unterhaltungswert beim Einkaufen ab." Trotz wachsender Imageprobleme zweifelt der Experte nicht an, dass Temu den Hype weiter aufrechterhalten kann. "Die Billig-Anbieter aus China werden so schnell nicht vom Markt verschwinden." Temu wachse im Moment fast dreistellig im Vergleich zum Vorjahr. "Daran wird sich erstmal auch so schnell nichts ändern - das kann auch die Abschaffung der Bagatellgrenze nicht aufhalten", meint Funder.

Temu ist ein Marktplatz - also ein Portal, auf dem Menschen von mehr als einem Unternehmen Produkte zum Kauf angeboten werden. Der in China gegründete und heute in Singapur ansässige Modehändler Shein landet auf dem 19. Platz des Bestell-Rankings, etwa 900.000 Menschen kauften dort ein.

Quelle: ntv.de, jki/AFP/dpa

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