Wirtschaft

Nach langer Zeit Coba-Aktionären winkt Dividende

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Das letzte Mal hatten die Commerzbank-Anteilseigner vor acht Jahren einen Schluck aus der Pulle bekommen. In diesem Jahr könnte es wieder passieren - Analysten sprechen von 16 bis 20 Cent.

Die Commerzbank-Aktionäre dürfen nach acht mageren Jahren wieder auf eine kleine Dividende hoffen. Die zweitgrößte deutsche Bank hat im ersten Quartal erstmals nach der Übernahme der Dresdner Bank im Jahr 2008 Geld für eine Ausschüttung reserviert - und damit Anleger für eine milliardenschwere Blitz-Kapitalerhöhung angelockt.

In der Nacht zum Dienstag sammelte das Geldinstitut fast 1,4 Milliarden Euro ein, um seine Kapitaldecke aufzubessern. Bank-of-America-Analyst Johan Ekblom geht davon aus, dass die Commerzbank für das laufende Jahr eine Dividende von 16 Cent je Aktie zahlen könnte, andere Experten rechnen sogar mit rund 20 Cent. Zuletzt hatte die Commerzbank für 2007 einen Euro je Aktie ausgeschüttet, danach traf die Finanzkrise das Geldhaus mit Wucht.

Nach der Aktienplatzierung kommt die Commerzbank nach eigenen Angaben auf eine harte Kernkapitalquote von 10,2 Prozent und ist damit auch im internationalen Vergleich konkurrenzfähig. "Damit wird schneller als geplant das vom Kapitalmarkt mittlerweile geforderte Niveau erreicht", erklärte die Bank.

Ende März hatte die Kennziffer - den Quartalsgewinn eingerechnet - bei 9,5 Prozent gelegen. Die Bank of America rechnen damit, dass die Commerzbank bis 2016 auf elf Prozent kommt. Die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) steigt auf 3,9 von 3,7 Prozent. Die Regulierer fordern bisher nur drei Prozent, eine Anhebung der Mindestschwelle auf mindestens vier Prozent wird aber erwartet.

Zurückstufung der Aktie

JP-Morgan-Experte Kian Abouhossein leuchtet der Schritt von Vorstandschef Martin Blessing aber nicht ein. "Wir sehen keinen Sinn darin, Kapital unter dem Buchwert aufzunehmen", schrieb er und stufte die Commerzbank-Aktie auf "Neutral" von "Übergewichten" zurück. Der Börsenwert der Commerzbank liege nur beim 0,6-fachen des Buchwerts. Das Institut verschenke damit Geld. Zudem müssten ihre Aktionäre einmal mehr eine Verwässerung  ihrer Anteile hinnehmen. Um die Staatshilfen aus der Finanzkrise zurückzuzahlen, hatte Blessing bereits mehr als zehn Milliarden Euro frisches Kapital am Markt aufgenommen.

Mit der zum Verkauf stehenden Postbank habe die Aktienplatzierung nichts zu tun, sagten Insider. "Sie hat schlicht eine gute Gelegenheit genutzt, Kapital einzusammeln", so ein Banker, der in die Platzierung involviert war. Der Bankenrettungsfonds SoFFin als größter Commerzbank-Aktionär hält nun nur noch 15,6 (vorher 17,3) Prozent.

Abschreibung gut verkraftet

Die Bank nutzte den Rückenwind, den ihr ein überraschend hoch ausgefallener Gewinn in den ersten drei Monaten des Jahres gab. Das operative Ergebnis hat sich auf 685 (Vorjahreszeitraum: 324) Millionen Euro mehr als verdoppelt. Das liege etwa zu gleichen Teilen an deutlich gestiegenen Erträgen, an Bewertungs- sowie an Einmaleffekten. Die Erträge stiegen von Januar bis März um gut eine halbe Milliarde auf 2,8 Milliarden Euro.

Dadurch verkraftete die Bank sogar eine Abschreibung auf ihr Anleihen-Engagement bei der zahlungsunwilligen österreichischen "Bad Bank" Heta. Von den 400 Millionen Euro, die die Commerzbank dort im Feuer hat, muss sie auf Geheiß der Bankenaufseher etwa die Hälfte wertberichtigen. Die Risikovorsorge sank, der Nettogewinn legte auf 366 (200) Millionen Euro zu.

Institutionelle Investoren bekamen die 114 Millionen neuen Aktien zu je 12,10 Euro zugeteilt, gut sechs Prozent unter dem Schlusskurs vom Montag. Das Commerzbank-Papier fiel am Dienstag um 5,7 Prozent auf 12,18 Euro. Das Institut lädt am Donnerstag seine Aktionäre in Frankfurt zur Hauptversammlung ein.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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