Gravierende Rechenfehler DIW räumt Pannen bei Mittelstandsstudie ein
13.05.2016, 13:40 Uhr
Marcel Fratzscher, Präsident des DIW.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat sich verrechnet: Viele Zahlen einer Studie, die die Forscher in der vergangenen Woche präsentierten, sind falsch. Sie weichen zum Teil erheblich von den Tatsachen ab. Die Kernaussage soll aber stimmen.
Peinlicher Fehler beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): Die Angaben einer Studie zur Entwicklung der Mittelschicht in Deutschland, die das Institut vergangene Woche vorgestellt hatte, beruhen auf einem Rechenfehler. Die Forscher korrigierten nun in einer Mitteilung wesentliche Zahlen, die als Ergebnis der Studie präsentiert worden waren. Wie viele andere Medien griff auch n-tv.de die fehlerhafte Studie auf.
Wie das DIW mitteilt, ändere sich an den Kernaussagen der Studie nichts: Die Einkommensmittelschichten in Deutschland und den USA schrumpften in etwa gleich schnell. Jedoch gebe es, anders als zunächst behauptet, teils enorme Unterschiede bei den Niveaus.
Der Anteil der Mittelschicht in Deutschland ist demnach seit 1991 um fünf Prozent gesunken, nicht wie zuvor angegeben um sechs. Eine vergleichsweise kleine Korrektur. Viel deutlicher fällt die Berichtigung mit Blick auf die Angaben zum mittleren Einkommen aus. In Deutschland sei dies im Zeitraum von 1991 bis 2000 um sieben Prozent auf rund 54.500 Euro gestiegen. Zuvor hatten die Angaben vier Prozent oder 31.000 Euro gelautet. Im folgenden Zeitraum bis 2013 sei das Medianeinkommen statt um wie angeben rund fünf lediglich um ein Prozent gefallen - und auch nicht auf 29.500, sondern auf 53.500 Euro. Im Zeitraum von 1983 sank der Anteil der Mittelschicht an der Gesamtbevölkerung demnach von 69 auf 61 Prozent, nicht wie zunächst berichtet von 62 auf 54 Prozent.
Die Fehler erklärt das DIW mit einer Anpassung der Bezugsgrößen, um eine Vergleichbarkeit mit den USA zu gewährleisten. Institutspräsident Marcel Fratzscher sagte der "Wirtschaftswoche": "Um die Entwicklung in den USA mit der in Deutschland vergleichbar zu machen, haben wir unsere Berechnungen der US-Methode angepasst. Dabei ist uns ein Fehler unterlaufen, den wir bedauern. An den Kernaussagen des Berichts ändert sich nichts: Die Einkommensschichten schrumpfen in Deutschland und den USA in etwa gleichem Tempo."
Quelle: ntv.de, fma