Konferenz zur Agrarspekulation Deutsche Bank geht auf Kritiker zu
21.12.2013, 12:13 Uhr
Sind die Rohstoffspekulationen mitverantwortlich für den Hunger in der Welt? Darüber will die Deutsche Bank diskutieren.
(Foto: dpa)
Die Deutsche Bank lädt die Gegner der Rohstoffspekulation zu einem Dialog ein. Die ausgestreckte Hand ist Teil des angestrebten Kulturwandels, den die beiden Konzernchefs Fitschen und Jain herbeiführen wollen. Kritikfähig zu sein bedeutet für die beiden jedoch nicht, künftig alles kommentarlos einzustecken.
Die Deutsche Bank will auf ihre Kritiker zugehen und kommendes Jahr auf einer Konferenz über die umstrittene Agrarspekulation diskutieren. "Wir werden im nächsten Jahr die Kritiker zu einer wichtigen Konferenz einladen, um mit ihnen über Agrarmarktspekulation zu sprechen", sagte der Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen in einem gemeinsamen Interview mit seinem Kollegen Anshu Jain mit der "Süddeutschen Zeitung". Die Bank hatte Anfang Dezember bekannt gegeben, aus dem physischen Handel mit Rohstoffen auszusteigen, nicht aber aus dem Handel mit Finanzprodukten.
"Es ist populär zu sagen, dass die Banken zum Hunger in der Welt beitragen. Aber das stimmt einfach nicht", sagte Fitschen. Insgesamt empfinden die beiden Co-Chefs die Kritik an ihrer Bank aber nicht als unfair. "Von außen wäre ich genauso hart in der Kritik. Wir werden zu Recht kritisiert", sagte Jain. Allerdings hieße dies nicht, dass er mit jedem Kommentar einverstanden wäre. Die Deutsche Bank sei heute viel sicherer als früher und führe den Kulturwandel in der Branche an, sagten beide.
Daher habe sich Fitschen auch gegen den Vorwurf von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gewehrt. "Wenn wir in der Öffentlichkeit die Botschaft unkommentiert ließen, dass sich nichts verändert hätte, würden wir ein falsches Signal senden", sagte Fitschen. Jain sagte, sie seien "enttäuscht, dass es die Politik noch nicht geschafft hat, global ein faires Spielfeld zu schaffen". Die Bank sei nicht für weniger, sondern sogar für mehr Regulierung. Allerdings lehne sie Eingriffe in "sinnvolle Geschäftsmodelle" ab.
Bundesfinanzminister Schäuble hatte jüngst mit kritischen Worten an die Banken und seinem Eintreten für weitere Finanz-Regulierungen einen Streit mit Fitschen ausgelöst, der auch Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken ist. Fitschen hatte dem Minister daraufhin Populismus vorgeworfen. Dazu hatte Schäuble angemerkt, Fitschen habe sich wohl im Ton vergriffen. Inzwischen haben sich die beiden aber ausgesprochen.
Langer Weg zum Kulturwandel
Seit ihrem Amtsantritt bemühen sich die beiden Bankchefs Jain und Fitschen einen Kulturwandel herbeizuführen und alte Fehler zu korrigieren. Das ist jedoch nicht so einfach, denn in fast jedem Skandal der Finanzwelt der vergangenen Jahre war die Deutsche Bank in der einen oder anderen Form beteiligt - ob es um Ramschhypotheken oder Zinsmanipulationen ging. Allein für die laufenden Rechtsstreitigkeiten musste die Bank bislang vier Milliarden Euro zurückstellen, ohne zu wissen, ob das ausreichen wird. "Es gibt keine Endsumme, wir befinden uns in einem laufenden Prozess", sagte Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen der "Süddeutschen Zeitung". Auf den Vorhalt, manche Personen würden die zurückgestellte Summe für zu wenig halten, sagte Fitschen: "Vorsicht mit diesen Zahlen! Wir erhöhen die Reserven immer dann, wenn wir es für notwendig halten."
Jain sagte auf die Frage, ob er angesichts der hohen Rechtskosten eine Kapitalerhöhung ausschließe: "Wir bekennen uns zu hohen Kapitalstandards, mehr kann ich dazu nicht sagen." Die Deutsche Bank hatte erst am Freitag mit einer Zahlung von 1,4 Milliarden Euro einen Rechtsstreit mit der US-Behörde FHFA über den Verkauf fragwürdiger Hypothekenpapiere beigelegt.
Quelle: ntv.de, sla/AFP/rts