Wirtschaft

Königsmacher & Spielverderber Deutsche Telekom sucht Anschluss

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Die Deutsche Telekom meldet zu Jahresbeginn einen Rückgang des Betriebsgewinns. Konzernchef Höttges ist das egal. Sein Blick ist milliardenschwer gen USA gerichtet: Wer den dortigen Mobilfunkmarkt aufmischen wolle, komme an T-Mobile US nicht vorbei, sagt er.

Kein Anschluss unter dieser Nummer? Die Deutsche Telekom opfert für das Kundenwachstum der Amerika-Tochter einen Teil des Gewinns. Das einstige Sorgenkind T-Mobile US lockt derzeit mit neuen Tarifen und viel Werbung scharenweise Abonnenten und gibt dafür viel Geld aus. "Es war die goldrichtige Entscheidung, mutig in diesen Markt zu investieren", sagte Telekom-Vorstandschef Tim Höttges. In der Folge schrumpfte das Konzern-Betriebsergebnis im ersten Quartal um vier Prozent auf 4,1 Milliarden Euro.

Den Durchhänger zum Jahresanfang nimmt der Nachfolger von Rene Obermann an der Spitze gerne in Kauf, um den Ableger für Milliarden zu veräußern. Im ersten Quartal lockte T-Mobile US 1,3 Millionen neue Vertragskunden - mehr als die wesentlich größeren Konkurrenten AT&T und Verizon zusammen - und hübschte sich damit für einen Verkauf auf. Doch die Idee hat einen großen Haken - die Kartellwächter stehen einer Fusion kritisch gegenüber.

Die Nummer vier gibt den Takt vor

Die Telekom sei in den USA in der Rolle des "Königsmachers", sagte Höttges. Wer den dortigen Mobilfunkmarkt aufmischen wolle, komme am viertgrößten Betreiber T-Mobile US nicht vorbei. "Wir glauben daran, dass wir einen Super-Angreifer bilden können, um AT&T und Verizon Paroli zu bieten." Diese beiden Konzerne beherrschen den Markt. Doch eine Fusion der weitabgeschlagenen Nummer drei und vier - also Sprint und T-Mobile US - muss von den Wettbewerbshütern abgesegnet werden.

"Wir haben von US-Behörden Signale, dass die Fusion nicht als zielführend angesehen wird." Die Telekom halte sich in Amerika deshalb ihre Optionen offen und stehe unter keinem Zeitdruck, betonte Höttges. Die Bonner halten zwei Drittel der Aktien der in New York börsennotierten T-Mobile US. "Der Wert unseres Anteils an T-Mobile US hat sich innerhalb eines Jahres auf knapp 17 Milliarden Dollar verdoppelt", frohlockte Höttges.

Angebot im Frühsommer

Sprint treibt derweil die Vorbereitungen für den Kauf von T-Mobile US voran. Die Sprint-Führung habe die Finanzierung des auf 50 Milliarden Dollar geschätzten Vorhabens mit einer handvoll Banken abgestimmt, sagte eine mit der Situation vertraute Person vorige Woche der Nachrichtenagentur Reuters. Einem Medienbericht zufolge plant Sprint im Juni oder Juli ein Angebot.

"Die Aussichten auf einen Erfolg sind recht gering", sagte Branchenexperten Paul Marsch von der Bank Berenberg. Von ihm befragte Kartellrechtsanwälte sähen eine Chance von 40 Prozent für grünes Licht aus Washington. Ihre Macht haben die Wettbewerbshüter 2011 unter Beweise gestellt, als sie den Verkauf der amerikanischen Telekom-Tochter an AT&T für 39 Milliarden Dollar zu Fall brachten.  

Geldregen aus Scout-Verkauf

Unter dem Strich fuhr die Telekom trotz der hohen Ausgaben in den USA wegen des Verkaufs der Internet-Anzeigentochter Scout 24 im Auftaktquartal deutlich mehr Gewinn ein: Der Konzernüberschuss verdreifachte sich auf 1,82 Milliarden Euro. Der Umsatz legte vor allem dank einer Übernahme in den USA um acht Prozent auf 14,9 Milliarden Euro zu.

Der Chef des 230.000 Mitarbeiter-Konzerns bekräftigte die bisherige Geschäftsaussichten: In diesem Jahr werde wegen hoher Investitionen in den USA der Free Cash Flow auf 4,2 Milliarden Euro sinken - 400 Millionen Euro weniger als 2013. Das bereinigte Ebitda dürfe bei 17,6 Milliarden Euro stagnieren. Als Dividende sind für dieses Jahr - wie schon 2013 - 50 Cent je Aktie geplant.

An der Börse hielten die Anleger die Füße still: Die Titel klettern nur leicht und blieben sogar weit hinter dem Dax zurück.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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