Wirtschaft

Wann kommt die Zinswende? Die Fed zaudert

Fed-Chefin Janet Yellen.

Fed-Chefin Janet Yellen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Seit Monaten rechnet man in Amerika mit einer Zinsanhebung. Sie lässt weiter auf sich warten ... obwohl es längst an der Zeit gewesen wäre, den Leitzins zumindest minimal an die Wirtschaftsstärke anzupassen. Der Fed fehlt der Mut.

Fed-Chefin Janet Yellen hat die Zinswende verschlafen. Eigentlich hätte die amerikanische Notenbank den Leitzins schon vor Jahren anheben müssen. Das sieht eigentlich jeder so an der Wall Street. Vor Jahren... aber war da nicht... Ben Bernanke... was macht der eigentlich heute?

Er hat ein Buch geschrieben. Seine Autobiographie. Sie heißt "The Courage to Act" - der Mut zum Handeln. Dabei ist das eigentlich genau was ihm fehlte... komisch. Seine Frau habe den Titel vorgeschlagen, sagte Bernanke neulich in einer Talkshow im amerikanischen Fernsehen. Vielleicht meinte sie das ja ironisch... schwer zu sagen, wenn man nicht dabei war.

Aber es stimmt eben, dass Ben Bernanke und den Leuten in seinen Offenmarktausschuss eben der Mut zum Handeln fehlte. Statt angesichts einer wieder erstarkenden US-Wirtschaft die Zinsen stückweise auf ein normales Niveau zu heben, ließ man sie bei Null. Das führte an der Wall Street zu einer Rallye, half aber wieder nur denjenigen, die ohnehin schon viel haben.

Wer Geld hatte, der konnte sich in den letzten Jahren für lau mehr Geld leihen und Häuser bauen. Unternehmen konnten andere Firmen kaufen. Oder eigene Aktien. Vor allem Unternehmen haben von der Niedrigzins-Politik profitiert. Die fremdfinanzierten Aktienrückkäufe in Corporate America haben die Kurse ebenso steigen lassen wie teure Merger, die mit billigem Geld natürlich viel einfacher zu stemmen waren.

Der kleine Mann hatte hingegen das Nachsehen. Für das Ersparte gab es keine Zinsen, und wer nicht einmal Erspartes hatte, dem brachte die Fed-Politik auch nichts ein. Billige Kredite? Nicht für die finanzielle Unterschicht, denn die hat ja nicht die Sicherheiten, überhaupt an fremdes Kapital zu kommen.

Insofern trieb die Fed in den letzten Jahren die finanzielle Ungleichheit in den USA noch an... ebenso wie die Politik des Kongress, der ja auch nicht den Mut hatte, gegen die finanziellen Interessen derer zu handeln, die schon alles haben und den Wahlkampf der Parteien finanzieren.

Mut sieht anders aus. Und Mut kann man auch Janet Yellen und ihren Fed-Kollegen nicht bescheinigen, wenn man nun doch im Dezember den Leitzins anheben sollte. Eher dass man endlich eine lange bestehenden Mißstand aufgehoben hat. Und selbst darauf kann man sich zur Zeit nicht verlassen.

Bis zur Fed-Sitzung werden die amerikanischen Notenbanker noch so manche Rede halten und das Feedback der Wirtschaft analysieren. Denn wenn man sich im Dezember zum letzten Mal in diesem Jahr trifft, wird man erneut handeln wie es den Interessen der Banken und Unternehmen gefällt, nicht wie es eigentlich schon lange richtig wäre.

Mut? Fehlanzeige... das was bei Ben Bernanke so, das hat sich auch unter Janet Yellen nicht geändert.

Quelle: ntv.de

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