Arbeitgeberpräsident über Gas Dulger warnt vor "größter Krise, die das Land je hatte"
14.07.2022, 09:47 Uhr
Ein Gas-Lieferstopp stellt die deutsche Wirtschaft vor ernste Probleme, warnt Rainer Dulger.
(Foto: Kay Nietfeld/dpa)
Seine Analyse ist schonungslos: "Wir werden den Wohlstand, den wir jahrelang hatten, erstmal verlieren", sagt Arbeitgeberpräsident Dulger. Schuld daran ist die Gaskrise, die auf absehbare Zeit nicht gelöst werden kann. Auf Verbraucher und Unternehmen kommen Preissteigerungen und Engpässe zu.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger warnt vor einem dramatischen Wirtschaftseinbruch. "Es sieht so aus, als ob Russland das Gas stark verknappt oder auf Dauer gar nichts mehr liefert", sagte Dulger der "Süddeutschen Zeitung". "Wir stehen vor der größten Krise, die das Land je hatte". Ein Gas-Lieferstopp stelle die deutsche Wirtschaft vor ernste Probleme. "Das bleibt nicht auf die Industrie beschränkt, sondern trifft alle. Das ist eine völlig neue Situation. Wir müssen uns ehrlich machen und sagen: Wir werden den Wohlstand, den wir jahrelang hatten, erstmal verlieren."
Nach Einschätzung der Bundesnetzagentur werden sich die monatlichen Abschlagszahlungen für Verbraucher von Erdgas im kommenden Jahr mindestens verdreifachen. "Bei denen, die jetzt ihre Heizkostenabrechnung bekommen, verdoppeln sich die Abschläge bereits - und da sind die Folgen des Ukraine-Krieges noch gar nicht berücksichtigt", sagte der Präsident der Behörde, Klaus Müller, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Ab 2023 müssen sich Gaskunden auf eine Verdreifachung der Abschläge einstellen, mindestens", fügte er hinzu.
An den Börsen hätten sich die Preise zum Teil versiebenfacht. "Das kommt nicht alles sofort und nicht in vollem Umfang bei den Verbrauchern an, aber irgendwann muss es bezahlt werden. Und deshalb ist es ja auch so sinnvoll, jetzt stärker zu sparen", führte Müller weiter aus.
Arbeitgeberpräsident Dulger richtete angesichts der hohen Inflation zudem bei einem anderen Thema eine Forderung an die Bundesregierung: Die Ampelkoalition müsse durch Zuschüsse höhere Krankenkassenbeiträge verhindern. Beitragserhöhungen seien jetzt völlig verkehrt. "Die belasten Unternehmen und Beschäftigte, und die Lohn-Preis-Spirale dreht sich immer schneller. Höhere Krankenkassenbeiträge wären also falsch. Die Defizite der Kassen sollte lieber der Staat durch Zuschüsse und Reformen auffangen." Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte vor Kurzem angekündigt, dass der Beitrag zur Krankenkasse 2023 auf 16,2 Prozent des Bruttolohns steigen soll. Das wäre ein neues Rekordhoch.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa