Griechen leeren Konten EZB plant Krisen-Telefonkonferenz
19.06.2015, 10:25 Uhr
In den ersten fünf Monaten des Jahres haben Griechen fast 30 Milliarden Euro von ihren Konten abgezogen.
(Foto: REUTERS)
Angesichts der Lage der griechischen Banken will die EZB in Kürze über eine Ausweitung des überlebenswichtigen finanziellen Spielraums beraten. Denn offenbar räumen viele Griechen aus Angst vor Staatspleite und "Grexit" ihre Konten.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat verschiedenen Medienberichten zufolge für heute eine Telefonschaltung über eine Aufstockung der Nothilfen für Griechenlands Banken angesetzt. Dabei solle über die zunehmend schlechtere Liquiditätslage der griechischen Geldhäuser gesprochen werden, hieß es. Ein Sprecher der EZB wollte das nicht kommentieren.
Den Berichten zufolge werden die Ratsmitglieder am Mittag telefonisch über eine Anfrage der griechischen Zentralbank beraten. Diese habe gebeten, die ELA-Notkredite um mehr als drei Milliarden Euro zu erhöhen.
Allein diese Notkredite ermöglichen es den Banken in Griechenland, weiter Geld auszuzahlen. Erst am Mittwoch hatte die EZB eine Erhöhung der Notkredite von 1,1 Milliarden auf 84,1 Milliarden Euro bewilligt. In den letzten Monaten sind die Hilfskredite stetig ausgeweitet worden, weil Griechen aus Angst vor einer Staatspleite und einem Austritt ihres Landes aus der Eurozone Geld von ihren Konten abziehen. Allein gestern sollen sie nach Informationen aus Bankenkreisen mehr als eine Milliarde Euro abgehoben haben.
Die ELA-Kredite werden zu deutlich schlechteren Konditionen vergeben als die üblichen EZB-Darlehen. Außerdem verbleibt das Kreditrisiko in Griechenland. Laut Ifo-Chef Hans-Werner Sinn hat die griechische Zentralbank aber nur eine Haftungsmasse, die für 41 Milliarden Euro an ELA-Krediten reicht.
Geldeinlagen fallen rasant
Vor dem Hintergrund der Kapitalabflüsse wird darüber spekuliert, ob die griechischen Banken womöglich vorübergehend schließen müssen. Finanzminister Yanis Varoufakis wies einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zurück, dass die EZB nicht sicher sei, ob Griechenlands Banken am Montag öffnen werden. Er dementiere das nachdrücklich, sagte Varoufakis. Reuters zufolge hat Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem während der Sitzung der Euro-Finanzminister in Luxemburg EZB-Ratsmitglied Benoit Coeure gefragt, ob die griechischen Banken am Freitag öffnen könnten. Coeure soll geantwortet haben: "Morgen ja. Montag - ich weiß es nicht."
Nach Angaben der griechischen Zentralbank summierten sich die Abhebungen in den ersten fünf Monaten des Jahres auf insgesamt fast 30 Milliarden Euro. Die Geldeinlagen in Griechenland fielen auf rund 128 Milliarden Euro. Die griechische Regierung kritisierte Medienberichte über eine immer rasantere Kapitalflucht und eine mögliche Schließung der Banken als Versuch, das Land zu destabilisieren.
Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts/AFP