DIHK: Plus dank höherer Preise Exporte legen trotz anhaltender Probleme zu
07.01.2022, 13:29 Uhr
"Wir können nicht davon ausgehen, dass sich der Außenhandel auch in den kommenden Monaten so prächtig entwickelt", schätzt der BGA die Aussichten ein.
(Foto: imago images/Wolfgang Simlinger)
Lieferengpässe, Rohstoffknappheit, teurere Energie: Die wirtschaftliche Erholung wird weiter von vielen Problemen gebremst. Immerhin ist die Nachfrage nach "Made in Germany" groß. Doch die Unternehmen können nicht unbedingt auf eine schnelle Besserung der Produktionsbedingungen hoffen.
Deutschlands Unternehmen haben kurz vor dem Jahresende ihre Auslandsverkäufe nochmals deutlich steigern können. Und der Zuwachs hätte wohl noch größer ausfallen können, denn noch immer sorgen massive Lieferengpässe dafür, dass nicht alle Bestellungen in den vollen Auftragsbüchern gewohnt zügig abgearbeitet werden können. Letztlich gingen im November Waren im Wert von 125,7 Milliarden Euro an Kunden außerhalb der Landesgrenzen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vergleich zum Vormonat war dies ein Zuwachs von 1,7 Prozent. Auf Jahressicht legten die Verkäufe sogar um mehr als zwölf Prozent zu.
Doch der Branchenverband BGA lässt wenig Raum für Freude: "Wir können nicht davon ausgehen, dass sich der Außenhandel auch in den kommenden Monaten so prächtig entwickelt, auch wenn das natürlich wünschenswert wäre", sagte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Probleme in der Logistik, Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten, hohe Energiepreise und nicht zuletzt auch die ungewisse Pandemieentwicklung blieben Faktoren, die die Aufwärtsbewegung stoppen könnten.
In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres übertraf der Außenhandel das Ergebnis des Corona-Krisenjahres deutlich: Von Januar bis einschließlich November vergangenen Jahres verbuchte der Export ein Plus von fast 14 Prozent auf 1,26 Billionen Euro. Die Einfuhren legten noch kräftiger um 16,1 Prozent auf knapp 1,1 Billionen Euro zu. Nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bewegt sich der deutsche Außenhandel allerdings "weiterhin in schwierigem Fahrwasser". Für das Exportwachstum seien überwiegend Preissteigerungen verantwortlich und nicht höhere Mengen, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Immerhin sind die Auftragsbücher der deutschen Industrie gut gefüllt.
Die Folgen der teilweisen Knappheit an Gütern zur Weiterverarbeitung zeigte sich derweil bei der Industrieproduktion, die im November sowohl zum Vormonat (minus 0,2 Prozent) als auch zum Vorjahresmonat (minus 2,4 Prozent) sank. Zwar sendeten die Ausfuhren einen Hoffnungsschimmer. "Ohne Produktion wird der Export-Aufschwung aber von kurzer Dauer sein", meint ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. "Lieferengpässe halten die deutsche Industrie im Würgegriff." Auch Commerzbank-Experte Christoph Weil ist überzeugt: Erst wenn die Materialengpässe überwunden seien, "wird es auch bei der Produktion eine Rückkehr auf alte Niveaus geben".
Nach Angaben des Ifo-Instituts hat sich der Materialmangel in der deutschen Industrie im Dezember nochmals verschärft. Rund 82 Prozent der von dem Wirtschaftsforschungsinstitut befragten Firmen klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen - so viele wie noch nie. Es sei paradox, sagte Ifo-Umfragenleiter Klaus Wohlrabe jüngst: "Die Auftragsbücher sind voll. Der Materialmangel erlaubt es den Unternehmen aber nicht, ihre Produktion entsprechend hochzufahren."
Quelle: ntv.de, jwu/dpa