Hoher Inflationsdruck Fed steht kurz vorm nächsten Jumbo-Zinsschritt
02.11.2022, 07:14 Uhr
Die US-Notenbanker um Jerome Powell haben die Zinsen bereits deutlich angehoben.
(Foto: IMAGO/Xinhua)
Die US-Notenbank legt nach: Am Mittwoch wird sie die Zinsen angesichts schnell steigender Preise wohl wieder kräftig erhöhen. Doch dann könnte sie den Fuß vom Pedal nehmen.
Die US-Notenbank Fed lässt im Kampf gegen die Inflation nicht locker und steht vor dem vierten großen Zinsschritt in Folge. Die Finanzmärkte gehen fest davon aus, dass der Leitzins am Mittwoch wieder um satte 0,75 Prozentpunkte steigt - und die Obergrenze dann bei 4 Prozent liegt.
Der Hintergrund: Bei einer Inflationsrate von zuletzt 8,2 Prozent stehen die Notenbanker um Fed-Chef Jerome Powell gehörig unter Druck. Doch Investoren setzen angesichts von Anzeichen für eine Konjunkturabkühlung verstärkt darauf, dass es die einflussreichste Zentralbank der Welt nach der Jumbo-Zinserhöhung dann zum Jahresende etwas langsamer angehen lässt. Deshalb werden Investoren und Journalisten wieder einmal besonders genau darauf achten, was Powell auf der Pressekonferenz zum Zinsausblick sagt, und was er nicht sagt.
An den Terminmärkten laufen bereits Wetten, dass es im Dezember nur noch um einen weiteren halben Punkt nach oben gehen wird. Derweil nehmen Spekulationen zu, dass die Fed in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 die Zinsen senken wird. Denn höhere Zinsen wirken zwar preisdämpfend, bremsen aber zugleich die Konjunktur.
"Die US-Notenbank versucht mit allen Mitteln, den Inflationsgeist wieder in die Flasche zu drücken", sagt KfW-Chefökonomin Fritzi Köhler-Geib. Die rasante Anhebung des Leitzinses auf die Spanne von zuletzt 3,00 bis 3,25 Prozent mache sich etwa im Immobiliensektor bemerkbar, der sich deutlich abgekühlt habe.
Das Geschäft mit neuen Einfamilienhäusern war im September eingebrochen. Denn für ein Baudarlehen mit 30-jähriger Laufzeit wird im Durchschnitt ein Zins von 7,16 Prozent verlangt - das ist der höchste Wert seit 2001. Seit dem Jahresbeginn haben sich die Zins-Kosten für Hypothekennehmer somit mehr als verdoppelt. Der Grund sind die kräftigen Zinserhöhungen der Notenbank, die Kredite für Verbraucher und Firmen teurer machen.
"Bis die gestiegenen Finanzierungskosten aber vollständig in der Realwirtschaft angekommen sind, wird es voraussichtlich noch bis zum Frühling nächsten Jahres dauern", erläuterte Köhler-Geib. Für die Fed werde dann die Zeit kommen, das Tempo bei den Zinsschritten zu verlangsamen."
Rezessionsangt wächst
Fed-Vizechefin Lael Brainard erklärte jüngst, zwar verlangsame sich die US-Wirtschaft schneller als erwartet. Die volle Wucht der Zinserhöhungen werde jedoch erst nach Monaten klarwerden. Die amerikanische Wirtschaft war im Sommer ungeachtet der hohen Inflation und steigender Zinsen noch gewachsen. Das US-Bruttoinlandsprodukt legte im dritten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 2,6 Prozent zu. In diesem Tempo dürfte es angesichts der weltweiten Konjunkturflaute und der Folgen der strafferen Zinspolitik aber nicht weitergehen.
Einige Volkswirte und Investoren rechnen sogar mit einer Rezession in den USA. "Der Zinsschock ist nicht nur für die Immobilienwirtschaft ein großes Problem. Mit etwas größerem zeitlichen Verzug werden die Unternehmensinvestitionen ebenfalls unter Druck kommen", prophezeit Ökonom Andreas Busch von der Bantleon AG, einem Schweizer Vermögensverwalter. In diesen Abwärtsstrudel werde dann auch der bis zuletzt noch robuste Arbeitsmarkt gezogen, was schließlich den privaten Konsum bremsen werde. Die USA steuere auf eine Rezession zu, die bis weit ins nächste Jahr andauern dürfte.
Zugleich könnte die Teuerung ihren Zenit bereits überschritten haben, wie etwa der Chefstratege von Merck Finck, Robert Greil, vermutet: "Da die Inflation in den USA anders als in Europa trotz aller hartnäckigen Komponenten ihren Höhepunkt bereits überwunden haben dürfte, könnte die Fed ihr 'Wording' in Sachen künftiger geldpolitischer Straffung leicht abmildern. Tut sie das nicht, wäre das allerdings eine Enttäuschung für die Märkte."
Quelle: ntv.de, jga/rts