Braindrain wegen Krieg Gazprom ködert Manager mit fettem Gehaltsplus
01.07.2022, 19:32 Uhr
Schwächelt trotzdem: Die neue 100-Rubel-Note wird nach dem Redesign am Donnerstag in Moskau vorgestellt.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Der Krieg des Kreml gegen die Ukraine sorgt für einen Exodus junger IT-Kräfte. Russische Großkonzerne locken mit drastischen Gehaltsaufschlägen, um ihre Top-Talente zu halten. Gazprom etwa legt im Juli zehn Prozent drauf. Doch für den Rubel geht es schwächer ins Wochenende.
In Russland versuchen große Konzerne die Abwanderung von Führungskräften und IT-Spezialisten mit deutlichen Gehaltserhöhungen aufzuhalten. Mit den Lohnzuschlägen reagieren die Unternehmen zudem auf eine Inflation, die zuletzt über 16 Prozent betrug. Angesichts dieser Entwicklung haben beispielsweise die größte russische Bank, die Sberbank, und der Gasriese Gazprom die Gehälter in diesem Monat angehoben, um Top-Talente zu halten.
Vor allem die IT-Branche hat mit Abwanderungen zu kämpfen. Im März gab der Verband für elektronische Kommunikation bekannt, dass 50.000 bis 70.0000 IT-Spezialisten Russland verlassen haben. Allerdings erklärte Ministerpräsident Michail Mischustin Ende Mai unter Berufung auf Handy-Kommunikationsdaten, dass etwa 85 Prozent der IT-Fachleute zurückgekehrt seien. Vermutet wird, dass viele, die ihren Job gekündigt haben, angesichts der internationalen Isolierung Russlands wegen der Invasion der Ukraine ihre berufliche Zukunft im Ausland suchen. Auch Gegner der in Russland als Spezialeinsatz bezeichneten Invasion können demnach zu jenen zählen, die ihren Arbeitsplatz aufgegeben haben.
Bis zu 20 Prozent Aufschlag sind drin
Die Sberbank teilte mit, die Gehälter zum 1. Juli um durchschnittlich 8,5 Prozent angehoben zu haben. IT-Mitarbeiter können offenbar auf einen deutlich größeren Zuschlag hoffen. Das Magazin "The Bell" berichtete unter Berufung auf einen Bank-Mitarbeiter, Spezialisten könnten Gehaltserhöhungen von bis zu 20 Prozent angeboten werden. Die Sberbank lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.
Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete unter Berufung auf Branchenkreise, Gazprom werde die Gehälter im Juli um zehn Prozent erhöhen. Die Alfa Bank erhöhte die Gehälter seiner mehr als 27.000 Mitarbeiter im April um 15 Prozent. Der Stahlproduzent Severstal gewährte im April ein Lohn-Plus von neun Prozent, nachdem er Mitte Februar bereits eine Einmal-Zahlung geleistet hatte. Verstärkt werden die Sorgen um die Gehälter durch die russische Währung Rubel. Zwar stieg der durch Kapitalverkehrskontrollen gestützte Rubel diese Woche auf ein Sieben-Jahres-Hoch im Wechselkurs zum Dollar. Es wird aber erwartet, dass er längerfristig an Wert verliert. Zum Wochenende schwächelte der Rubel und gab um sieben Prozent nach.
Quelle: ntv.de, mau/rts