Wirtschaft

Insolvenzantrag gestellt German-Pellets-Gläubigern droht Totalverlust

Wie geht es mit German Pellets weiter?

Wie geht es mit German Pellets weiter?

(Foto: picture alliance / dpa)

Satte Rendite mit grüner Technologie. Mit diesem Versprechen lockte German Pellets zahlreiche Kleinanleger. Doch daraus wird nichts, der Brennstoff-Hersteller ist pleite.

In der schillernden Branche der erneuerbaren Energien gibt es eine weitere Pleite: German Pellets hat einen Insolvenzantrag gestellt. Nun droht zigtausenden Kleinanlegern der Verlust ihres Geldes. Mehr als 200 Millionen Euro haben sie dem Unternehmen geliehen, das Holzschnitzel zum Heizen herstellt und mit Umweltfreundlichkeit wirbt.

German Pellets ist nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Holzpellet-Produzenten. Dem Vernehmen nach agierte das Unternehmen im Prinzip wie ein Makler: Im Sommer günstig Pellets kaufen und im Winter teurer verkaufen.

Dass es nicht rund läuft, war spätestens im Januar klar. Gerüchte über Zahlungsschwierigkeiten und Berichte über Kurzarbeit machten die Runde. Dazu kam der Ölpreis-Crash: Bei so billigem Öl schwinden die Kostenvorteile gegenüber fossilen Brennstoffen. Die Kurse der Anleihen stürzten plötzlich in kürzester Zeit ab.

Das Tempo war dramatisch. Die am 1. April fällige Anleihe notierte im Dezember noch knapp unter hundert Prozent. Mittlerweile ist sie fast wertlos. Solche Mittelstandsanleihen sind im Grunde Darlehen, die Anleger an Firmen geben. Im Gegenzug bekommen sie Zinsen. Teilweise werden die Papiere an der Börse gehandelt.

Der Begriff Mittelstandsanleihe habe viele Anleger in die Irre geführt, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Der Zins ist ein Risikopreis." Solide mittelständische Unternehmen seien in der Regel überkapitalisiert und bekämen ausreichend Kredit von der Bank. Mittelstandsanleihen nutzten Unternehmen, die dringend Geld brauchten.

Trotzdem war das Angebot in Zeiten von Niedrigzinsen für zahllose Kleinanleger offenbar zu verlockend: Eine Verzinsung von 7,25 Prozent war versprochen worden. Das klang nach einem guten Deal – war es aber nicht.

Es geht um viel Geld

German Pellets ist über zwei weitere, ebenfalls mit 7,25 Prozent verzinste Anleihen mit weiteren 172 Millionen Euro bei Anlegern in der Schuld. Die Laufzeit dieser Anleihen endet aber erst 2018 beziehungsweise 2019. Schätzungsweise gibt es zwischen 10.000 und 12.000 Anleihe-Gläubiger.

Hohe Zinsen bedeuten in der Regel hohes Risiko. Das ist war bei German Pellets nicht anders als beim Windrad-Hersteller Prokon oder beim Sonnenkraftwerksbauer Solar Millennium. Auch diese Unternehmen lockten mit hohen Zinsen und mussten Insolvenz anmelden.

Noch ist unklar, wie schlecht es finanziell genau um German Pellets bestellt ist,. Am Dienstag wurde eine für Mittwoch anberaumte Gläubigerversammlung kurzfristig abgesagt. Dabei sollte es um die Anleihe gehen im Volumen von 52,4 Millionen Euro gehen, die am 1. April fällig wird. Das Unternehmen hatte vorgeschlagen, die Laufzeit der Anleihe um zwei Jahre zu verlängern. Der Zinssatz sollte von 7,25 Prozent auf 5,25 Prozent gesenkt werden. Im Gegenzug sollten Anleihe-Inhaber 50 Prozent der Gesellschaftsanteile bekommen.

Anlegerschützer rieten Gläubigern dazu, das Angebot abzulehnen. Die Begründung: Die wirtschaftliche Situation sei völlig unklar. Dabei hatte German Pellets Anfang Dezember noch Zuversicht verbreitet. Unter dem Motto "Guter Start in die Heizsaison" wurde eine Pressemitteilung verschickt. Von Schwierigkeiten war darin nicht einmal andeutungsweise die Rede. Stattdessen hieß es: Umsatz und Gewinn wurden im dritten Quartal gesteigert, neue mittel- und langfristige Lieferverträge wurden abgeschlossen. Nun deutet viel darauf hin, dass es sich wohl um jede Menge Zweckoptimismus gehandelt hat.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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