Regling: "Es hakt" Hellas wird noch eine Generation brauchen
19.12.2015, 10:54 Uhr
Bis Griechenlands Verwaltung EU-Durchschnitt erreicht hat, sollen noch 30 Jahre vergehen.
(Foto: REUTERS)
Athen kommt mit den Reformen nicht hinterher. Die EU musste wieder eine Kredittranche vertagen. Doch ESM-Chef Regling bleibt geduldig. Athen sei "nicht unwillig", Tsipras liefere.
Der Geschäftsführende Direktor des Euro-Krisenfonds ESM, Klaus Regling, hält die griechische Links-Rechts-Regierung trotz der jüngsten Programmverzögerungen in Athen für reformwillig. "In Griechenland hakt es manchmal", sagte Regling der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
"Man sollte das aber nicht mit Reformunwilligkeit gleichsetzen." Die Verzögerungen hätten ihren Grund in der Schwäche der griechischen Verwaltung. Diese sei mit der konkreten Verwirklichung der Reformen oft überfordert. "Es ist eine Generationenaufgabe, sie auf ein europäisches Normalmaß zu führen."
Die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras wisse aber, dass sie nur gegen Reformen an weitere ESM-Kredite komme, sagte Regling weiter. "Und wenn sie die nicht bekommt, kann sie ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber der EZB und dem IWF nicht nachkommen." In einem solchen Fall sei es nicht auszuschließen, "dass wir in eine ähnliche Lage geraten wie zur Jahresmitte". Damals hatte sich der Konflikt zwischen Tsipras und der Eurogruppe zugespitzt und ein Austritt des Landes aus dem Euroraum gedroht.
EU lässt nicht locker
Regling sagte, ein "Grexit" sei damals so lange eine Möglichkeit gewesen, "wie die griechische Regierung Reformen abgelehnt hat". Seit ihrer Einigung mit den anderen Euro-Staaten wisse die Regierung aber, "dass das Land nur langfristig gesunden kann, wenn sie auf einen Reformkurs setzt". Nach Reglings Aussage "liefert" Tsipras derzeit.
Die Finanzstaatssekretäre des Euroraums hatten am Donnerstagabend beschlossen, die Freigabe einer weiteren Kredittranche von einer Milliarde Euro an Athen auf die kommende Woche zu verschieben, weil die griechische Regierung einige verabredete Reformen noch nicht vollständig ins Werk gesetzt hat.
Quelle: ntv.de, ddi