Wirtschaft

Investitionszusagen schwinden Immer mehr Kraftwerksprojekte auf der Kippe

Bei 39 von 74 Projekten ist die Finanzierung derzeit nicht gesichert.

Bei 39 von 74 Projekten ist die Finanzierung derzeit nicht gesichert.

(Foto: imago stock&people)

Neue Kraftwerke zu bauen, wird für die Strom-Versorger angesichts der Energiewende offenbar immer unattraktiver: Für immer mehr Vorhaben fehlt die gesicherte Finanzierung. Die Stromlobby sieht in Zukunft die Versorgungssicherheit gefährdet.

Die Strom-Konzerne stellen den Bau neuer Kraftwerke wegen der Energiewende zunehmend infrage. Bei gut der Hälfte der geplanten Neubauten fehle inzwischen eine konkrete Investitionszusage, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Stromlobbyverbandes BDEW, Hildegard Müller.

Insgesamt seien derzeit 74 Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 33.000 Megawatt geplant, genehmigt oder im Bau. Bei 39 Projekten sei die Umsetzung jedoch nicht sicher. Vor einem Jahr standen 32 Vorhaben auf der Kippe, 2013 sogar nur 22. "Wenn es politisch so weiter geht wie bisher, dann wird es keine neuen, modernen Kraftwerke geben", sagte Müller. "Es gibt einfach keine Investitionsanreize, auch wenn die Politik immer betont, dies ändern zu wollen." Das Gegenteil sei mit den bisher bekannt gewordenen Plänen der Fall.

Versorgungssicherheit gefährdet

Laut Müller liegen der Bundesnetzagentur Anträge auf die Stilllegung von rund 50 Kraftwerken vor. Es sei davon auszugehen, dass wegen der fehlenden Wirtschaftlichkeit weitere Anlagen abgeschaltet würden, erklärte sie. In einigen Jahren könne dies die Versorgungsicherheit gefährden, insbesondere wenn 2022 das letzte Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz gehe.

Die Energiewirtschaft trifft mit ihrer Forderung nach Hilfen für die schwächelnden Gas- und Kohlekraftwerke auf wenig Gegenliebe bei der Bundesregierung. Die Versorger fordern, dass die Anlagen, die im Gegensatz zu Ökostromanlagen rund um die Uhr laufen können, zusätzlich in einem sogenannten Kapazitätsmarkt vergütet werden. Kritiker einer solchen Regelung weisen darauf hin, dass es derzeit Überkapazitäten bei den Kraftwerken gibt, die nicht künstlich am Leben gehalten werden sollten. Thesen von einer "Kraftwerkslücke" seien übertrieben.

Den großen Versorgern wie Eon und RWE, aber auch vielen Stadtwerken macht die Energiewende schwer zu schaffen. Durch den Ausbau des Ökostroms und der Überkapazitäten bei den Kraftwerken sind die Strom-Großhandelspreise auf den tiefsten Stand seit Jahren gefallen. Den Versorgern brechen deshalb die Gewinne weg. Eon schrieb 2014 einen Rekordverlust von gut drei Milliarden Euro. RWE ächzt unter Milliardenschulden.

Quelle: ntv.de, bdk/rts

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