Wirtschaft

Deutlich weniger Eingänge Industrie verzeichnet starkes Auftragsminus

Da staunen selbst die Analysten: Die deutsche Industrie schlägt sich im Januar mit dem stärksten Auftragsrückgang seit acht Jahren herum. Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet allerdings mit einer Belebung der Konjunktur.

Die deutsche Industrie ist mit dem kräftigsten Auftragsrückgang seit Anfang 2009 ins neue Jahr gestartet. Die Betriebe sammelten im Januar 7,4 Prozent weniger Bestellungen ein als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Ökonomen hatten nur ein Minus von 2,5 Prozent erwartet. Im Dezember hatte es noch ein deutliches Wachstum von 5,2 Prozent gegeben. Es war das größte Plus seit Juli 2014. Das Ministerium sprach von ungewöhnlich wenigen Großaufträgen im Januar und rechnet weiter mit einer "Belebung der Konjunktur im Verarbeitenden Gewerbe".

Beim Maschinenbauer Niles-Simmons im sächsischen Chemnitz.

Beim Maschinenbauer Niles-Simmons im sächsischen Chemnitz.

(Foto: dpa)

Bei Herausrechnung der Großaufträge betrug der Rückgang 2,9 Prozent. Für Dezember wurde ein Zuwachs von 5,2 Prozent bestätigt. Gegenüber dem Vorjahresmonat sanken die Auftragseingänge um 0,8 Prozent, nachdem sie im Dezember um 8,0 Prozent darüber gelegen hatten.

Dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden zufolge sanken die Auftragseingänge aus dem Ausland um 4,9 (Dezember: plus 3,7) Prozent und die aus dem Inland um 10,5 (plus 7,4) Prozent. Die Nachfrage nach Investitionsgütern sank um 9,9 (plus 9,4) Prozent, die Bestellungen von Vorleistungsgütern um 4,0 (plus 0,3) Prozent und die von Konsumgütern um 2,0 (minus 1,9) Prozent.

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums waren die Auftragseingänge in den beiden jüngsten Berichtsmonaten extrem durch Großaufträge beeinflusst. Aber auch ohne Großaufträge sei der Anstieg der Bestellungen im Jahresschlussquartal 2016 so stark gewesen, dass der schwache Einstieg in das neue Jahr verkraftbar sein sollte.

"Das Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe ist jedenfalls deutlich aufgehellter als im langjährigen Durchschnitt, sodass nach wie vor mit einer Belebung der Konjunktur im verarbeitenden Gewerbe gerechnet werden kann", prognostizierte das Ministerium.

Reaktionen von Analysten:

Sophia Krietenbrink, DIHK: "Zum Jahresstart gab es einen deutlichen Dämpfer bei den Auftragseingängen. Mit einem so starken Rückpralleffekt war nicht zu rechnen. Im Januar war die Verunsicherung im Zuge der Amtseinführung der neuen US-Regierung besonders groß. In den kommenden Monaten dürften sich die Bestellungen aber wieder berappeln. Die Unternehmen bleiben für 2017 trotz wachsender wirtschaftspolitischer Befürchtungen optimistisch. Sie erwarten eine Belebung der Exporte. Im weiteren Jahresverlauf dürften auch die Investitionen wieder anziehen, während der Konsum weiterhin gut läuft."

Carsten Brzeski, ING-Diba: "Offenbar sind die Auftragsdaten sehr schwankungsanfällig. Bis zu einem gewissen Grad kann man den Januar-Rückgang mit Saisoneffekten und einer technischen Korrektur zum kräftigen Anstieg im Dezember erklären. Wenn man aber von den kurzfristigen technischen Erklärungen absieht, sind die Daten von heute enttäuschend. Sie sind eine Mahnung, dass die Industrie mehr Probleme hat zum vollen Tempo zurückzukehren als es die überschäumenden Frühindikatoren nahelegen.

Ulrike Kastens, Sal. Oppenheim: "Die Korrektur ist deutlich stärker ausgefallen als gedacht. Der stärkste Rückgang ist bei den Autos zu erkennen. Hier kam es zu einem Ordereinbruch aus dem Inland im Januar. Gemessen an der deutlichen Verbesserung der Stimmungsindikatoren fallen die realwirtschaftlichen Ergebnisse deutlich verhaltener aus. Dennoch rechnen wir damit, dass vor allem die Produktion im ersten Quartal zulegen wird."

Andreas Scheuerle, Dekabank: "Die deutschen Auftragseingänge entwickelten sich im Dezember und Januar jeweils mit dem Turbolader Großaufträge in entgegengesetzte Richtungen: Im Dezember waren es außergewöhnlich viele Großaufträge, die zu einem starken Anstieg führten und für sich genommen schon eine entsprechende Gegenbewegung im Januar erwarten ließen. Nun kamen aber zu diesem Rückprall auch noch ungewöhnlich wenige Großaufträge hinzu – und schon war der stärkste Rückgang seit acht Jahren perfekt. Aber keine Bange: Großaufträge bestimmen nicht die kurzfristige konjunkturelle Entwicklung und die Frühindikatoren sind blendend - es geht weiter bergauf."

Stefan Kipar, BayernLB: "Man sieht, dass die Investitionsgüter sehr schwankungsanfällig sind. Man muss das vor dem Hintergrund des starken Anstiegs im Vormonat betrachten. Wir sehen eine Seitwärtsbewegung mit sehr großen Schwankungen. Es ist auch eine Korrektur zu den starken Zahlen von Ende 2016. Insgesamt stehen diese Daten einer Fortsetzung des Aufschwungs aber nicht entgegen. Die Produktion bleibt weiter ausgelastet."

Quelle: ntv.de, wne/DJ/rts

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