Wirtschaft

AB Inbev noch nicht am Ziel Kartellwächter beleuchten SABMiller-Kauf

Flaschenreinigung bei Beck's in Bremen.

Flaschenreinigung bei Beck's in Bremen.

(Foto: dpa)

Der Brauriese AB Inbev will nun den Rivalen SABMiller schlucken. Kommen Beck's, Foster's und Pilsner Urquell bald alle aus einem Haus? Doch noch gibt es mehrere Hürden. In vielen Ländern reden die Kartellwächter mit.

Der Bierbrauer Anheuser-Busch InBev will mit der Übernahme des Konkurrenten SABMiller einen Megakonzern schmieden. Doch den anvisierten Zusammenschluss dürften die Wettbewerbshüter weltweit einer strengen Prüfung unterziehen. Das Verfahren könnte Schockwellen auslösen, die über den Biermarkt hinausgehen.

Die Regulierer werden wohl von Anheuser-Busch - insbesondere in den USA und China - erhebliche Zugeständnisse fordern. Sie dürften versuchen, die zwei Großbrauereien, die heute bereits ein Drittel des Weltbiermarkts untereinander aufteilen, nicht zu mächtig werden zu lassen. Zu ihnen gehören Hunderte von Marken, darunter Budweiser, Corona oder auch Beck's. Anheuser-Busch und SABMiller kamen im vergangenen Jahr beim Absatz auf Marktanteile von jeweils 20,8 und 9,7 Prozent.

Bei Anheuser-Busch und SABMiller existiert ein kompliziertes Netz von Unternehmensallianzen, darunter miteinander konkurrierende Abfüllabkommen mit Coca-Cola und Pepsi. Dieser Umstand dürfte die Komplexität der Verhandlungen noch erhöhen. Was bei einem Deal zudem zu berücksichtigen ist: Der Zigarettenhersteller Altria hält 27 Prozent an SABMiller.

Viele Behörden reden mit

Angesichts der globalen Reichweite von Anheuser-Busch und SABMiller müssen beide Konzerne weltweit den Segen der Wettbewerbshüter einholen. Allein dieser Prozess könne locker ein Jahr dauern, warnen Kartellrechtsexperten. "Eine Menge unterschiedlicher Behörden will da mitreden. Es könnte hier und da Überraschungen geben", ist sich Rechtsanwalt Darren Tucker von der Kanzlei Morgan Lewis & Bockius sicher.

Lateinamerika ist einer der Regionen, wo Verkäufe unabdingbar sein könnten. In Peru kommt SABMiller auf 95,1 Prozent Marktanteil und Anheuser-Busch auf 4,1 Prozent, so Daten von Euromonitor. In Ecuador kontrolliert SABMiller 92 Prozent des Marktes, Anheuser-Busch immerhin noch 7,7 Prozent.

Nichtsdestotrotz stellt der US-Markt die schwierigste Hürde dar. Hier hat Anheuser-Busch 45 Prozent Marktanteil und SABMiller über mehrere Gemeinschaftsunternehmen 25 Prozent. Der wahrscheinliche Ausgang? Anheuser-Busch müsste den zu SABMiller gehörenden Anteil an MillerCoors aufgeben, zu denen die beliebten Biere Coors Light und Miller Lite zählen.

Anheuser-Busch musste bereits den 20-Milliarden-Dollar-Zukauf der mexikanischen Grupo Modelo SAB im Jahr 2013 drastisch umstrukturieren, nachdem das US-Justizministerium gegen die Transaktion geklagt hatte. Letztlich ließ sich Anheuser-Busch darauf ein, zusätzliche Aktiva im Wert von 2,9 Milliarden US-Dollar an die in den USA firmierende Constellation Brands zu veräußern.

Hürden auch in China

Darüber hinaus könnte Anheuser-Busch China Kopfschmerzen bereiten. Hier beträgt der Marktanteil des Konzerns laut Euromonitor 14 Prozent. Die Wettbewerbshüter könnten fordern, dass SABMillers Gemeinschaftsunternehmen mit China Resource aufgegeben wird. Dieses kommt auf 23 Prozent Marktanteil und zu ihm gehört die beliebte Snow-Marke.

Zwar liegt der Marktanteil beider Konzerne in Europa deutlich unter dem in den USA oder China, doch auch in Brüssel dürfte die Übernahme kein Selbstläufer werden. Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager warnte immer wieder, dass Fusionen nicht zu Lasten der Verbraucher gehen dürfen. Ihre Behörde reichte im April innerhalb einer Woche formale Klagen gegen Google und Gazprom ein.

Alkoholfreie Getränke verkomplizieren noch die Fusionsverhandlungen. Anheuser-Busch ist in weiten Teilen Lateinamerikas über seine brasilianische Tochter AmBev Produktions- und Distributionsverpflichtungen gegenüber Pepsi eingegangen. Dagegen kooperiert SABMiller bei der Abfülllung mit dem Pepsi-Erzrivalen Coca-Cola auf 23 afrikanischen Märkten sowie in El Salvador und Honduras. Anheuser-Buschs Abfüllverträge mit Pepsi laufen Ende 2017 aus. Sie verlängern sich automatisch, sofern keiner der beiden Partner bis mindestens zwei Jahre vorher kündigt.

Ein gehöriges Wörtchen wird Altria bei der Transaktion mitsprechen. Der Marlboro-Hersteller und SABMiller-Großaktionär hält sich allerdings dazu bedeckt, welche Rolle er spielen will. Zugleich gehören der kolumbianischen Santo-Domingo-Familie 14 Prozent an SABMiller, weswegen die Südamerikaner entscheidend eingreifen könnten.

Quelle: ntv.de, Mike Esterl, DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen