Massive Feuerkraft Lagarde schultert die Bazooka
19.03.2020, 11:54 Uhr
Christine Lagarde hat kaum im Amt bereits ihren Draghi-Moment.
(Foto: REUTERS)
EZB-Chefin Lagarde kündigt angesichts der Corona-Krise massive Hilfe für Staaten und Unternehmen an. Das Programm ist nicht nur groß, es ist auch angemessen.
Christine Lagarde wird zu Super-Mario. Die EZB-Chefin hat eine 750 Milliarden schwere Bazooka im Anschlag und bekennt sich wie ihr Vorgänger Mario Draghi dazu, alles zu tun, um die Eurozone zu retten. Das wurde auch Zeit.
So groß die Bazooka ist, so dringend nötig ist sie auch. Deutschland und der Rest der Eurozone stehen wegen des Corona-Virus vor einer gewaltigen ökonomischen Herausforderung. Der Währungsraum wird sicherlich in eine heftige Rezession stürzen. Die Frage ist lediglich, wie schlimm sie wird. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie können einige Staaten des Währungsraums überfordern. Sie brauchen Hilfe.
Bisher hat Lagarde viel zu zögerlich reagiert, doch nun demonstriert sie Entschlossenheit. "Es gibt für unseren Einsatz für den Euro keine Grenzen", sagt sie und kündigt ein neues Programm an, um im großen Stil Staats- und Unternehmensanleihen zu kaufen. Das ist eine essentielle Hilfe, denn diese müssen nicht so hohe Zinsen bieten, wenn die EZB mit riesigen Mitteln als Käufer auftritt. Hinzu kommt: Die Notenbank versichert, die Käufe "so weit und so lange und wie nötig" auszudehnen.
Keine Auflagen
Dabei haben die laufenden Kaufprogramme der EZB für Anleihen mit gut 2,6 Billionen Euro bereits ein gewaltiges Volumen erreicht. Um für weitere Käufe mehr Spielraum zu haben, ist sie sogar bereit, ihre selbst gesetzten Grenzen aufzuweichen. Das heißt unter anderem, dass die Notenbank auch die Staatsschulden Griechenlands kaufen kann. Gut so, schließlich muss das Land bereits die Hauptlast der Flüchtlingskrise schultern.
Jetzt erleichtert die EZB den Regierungen der Eurozone, mit den Folgen der Corona-Krise fertig zu werden. Denn es gibt einen wesentlichen Unterschied zu den anderen Hilfsprogrammen: Unterstützung ist hier nicht an wirtschaftliche Auflagen, etwa Sparprogramme, geknüpft. Das ist völlig in Ordnung, denn für eine Pandemie kann schließlich keine Regierung etwas.
Hoffnung macht auch etwas anderes: Die EZB verspricht, für finanzielle Rahmenbedingungen zu sorgen, damit alle Bereiche der Wirtschaft die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie meistern können - sie erwähnt ausdrücklich nicht nur Regierungen, Banken und Unternehmen, sondern auch Familien.
Nun müssen die Regierungen ihren Handlungsspielraum nutzen. Alleine kann die EZB die Corona-Krise nicht bewältigen. Das geht nur gemeinsam.
Quelle: ntv.de