Quartalszahlen in der Krise Milliardenverlust bei VW erwartet
28.10.2015, 05:13 Uhr
Wie teuer der Abgas-Skandal für Volkswagen wird, ist noch nicht abzusehen. Auch ob die Reserve von 6,5 Milliarden Euro die Kosten decken kann, ist fraglich. Doch die Auswirkungen auf das Quartalsergebnis werden sich heute Mittag zeigen.
Angesichts der milliardenschweren Kosten für den Abgas-Skandal dürfte der VW-Konzern an diesem Mittwoch den ersten Quartalsverlust seit vielen Jahren ausweisen. Experten schätzen, dass Europas größer Autobauer im Zeitraum Juli bis September einen Betriebsverlust von rund 3,5 Milliarden Euro eingefahren hat. Die roten Zahlen im dritten Jahresviertel scheinen ausgemacht, nachdem die Wolfsburger in ihrer Bilanz rund 6,5 Milliarden Euro als Reserve für Kosten des Abgas-Skandals zurückgestellt haben. Die Summe schlägt im dritten Quartal voll zu Buche, wie VW bereits angekündigt hatte.
Nach Schätzungen von Finanzanalysten dürfte der Konzern daher tief in der Verlustzone landen, obwohl es gleichzeitig ein Gegengewicht geben könnte: Die Wolfsburger haben sich Ende August endgültig von ihrem früheren Partner Suzuki getrennt. Der Verkauf der milliardenschweren Anteile könnte, so schätzen die meisten Analysten, im dritten Quartal als positiver Sondereffekt verbucht werden. Dennoch dürfte das Bild in der Endabrechnung einen milliardenschweren Verlust ergeben.
Fest steht bereits, dass der neue Konzernchef Matthias Müller die Zahlenvorlage zur Chefsache macht: Er wird sich, anders als zuletzt sein Vorgänger Martin Winterkorn, um 12.30 Uhr persönlich den Fragen von Journalisten und Analysten stellen. In den Zeiten vor dem Abgas-Skandal standen stets nur der Finanz- und Vertriebsvorstand Rede und Antwort in der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen.
Ermittlungen ausgeweitet
Unterdessen nimmt die juristische Aufarbeitung des Abgas-Skandals Fahrt auf. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig leitete gegen mehrere Mitarbeiter des Autobauers Ermittlungsverfahren ein. Bisher hatte es zwar ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Betrug gegeben, zunächst jedoch ohne konkrete Beschuldigte. Über die Identität der Beschuldigten wollte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft keine Angaben machen, es gehe allerdings nicht um die erste Führungsriege des Konzerns.
Auch in den USA ermitteln die Behörden gegen Volkswagen. Die Abgasaffäre habe bei der dortigen Umweltbehörde EPA für viel Ärger gesorgt, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt bei seiner USA-Reise. Es müsse nach wie vor viel dafür getan werden, um Vertrauen neu aufzubauen.
Der CSU-Politiker informierte die US-Regierung darüber, welche Schritte in Deutschland zur Aufklärung der Affäre unternommen werden. Die Abgasaffäre sei aber ein "spezifisches" Problem, bei dem es um die "Dieselmotoren und die Manipulationen bei Volkswagen" gehe, betonte Dobrindt. Sein US-Kollege Anthony Foxx habe ihm "sehr klar gesagt, dass Deutschland auch im Bereich der Automobilindustrie für Amerika ein starker Partner" sei.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP/rts