Lebensmittelriese kappt Prognosen Nudelskandal bremst Nestlé aus
16.10.2015, 12:41 Uhr
Insbesondere der Verkaufsstopp von Maggi-Nudeln in Indien hat Nestlé ein geringeres Wachstum beschert.
(Foto: imago/Winfried Rothermel)
Der Streit um Maggi-Fertignudeln in Indien macht Nestlé weiter zu schaffen. Nach einem schwachen dritten Quartal senkt der weltgrößte Lebensmittelkonzern seine Prognosen für das Gesamtjahr. Auch das Geschäft in China bereitet den Schweizern Probleme.
Die Folgen aus dem Skandal um verunreinigte Maggi-Fertignudeln in Indien treffen den Lebensmittelriesen Nestlé empfindlicher als gedacht. Auch in den Schwellenländern stottert das Geschäft, vor allem in China. Nach einem überraschend schwachen dritten Quartal senkte der Konzern seine Umsatzprognose für das laufende Jahr. Die Aktie geriet stark unter Druck und verlor zuletzt zwei Prozent an Wert.
In den ersten neun Monaten erzielte der Hersteller von KitKat-Schokoriegeln, Nescafé und Perrier-Wasser einen Umsatz von 64,9 Milliarden Schweizer Franken (rund 60 Milliarden Euro). Organisch, also ohne Währungseffekte sowie den Einfluss von Zu- und Verkäufen, entsprach dies einem Zuwachs von 4,2 Prozent. Analysten und Nestlé selbst hatten hier allerdings mehr erwartet. In der Berichtswährung lag der Umsatz wegen des starken Schweizer Franken unter dem Niveau des Vorjahres.
Im Gesamtjahr soll der Umsatz jetzt nur noch organisch, also aus eigener Kraft, um 4,5 Prozent wachsen. Zuvor war der Konzern von einem Plus von rund 5 Prozent ausgegangen. Der Gewinn soll währungsbereinigt ebenfalls zulegen. Konzernchef Paul Bulcke zeigte sich von der Entwicklung enttäuscht: "Nach einer guten Leistung in der ersten Hälfte des Jahres wurden wir im dritten Quartal von außergewöhnlichen Ereignissen beeinflusst und in unserer Leistung deutlich beeinträchtigt." Gemeint sind damit vor allem die Nachwirkungen aus dem Skandal um verunreinigte Nudeln in Indien.
Rückkehr auf indischen Markt verzögert sich
Die indische Lebensmittelaufsicht hatte Nestlé Anfang Juni die Herstellung und den Verkauf von Instantnudeln der Marke Maggi untersagt, nachdem bei Tests in einigen Bundesstaaten erhöhte Bleiwerte entdeckt worden waren. Nestlé nahm daraufhin Millionen von Nudelpackungen vom Markt. Die Kosten aus dem Fall bezifferte der Konzern zum ersten Halbjahr auf 66 Millionen Franken.
Wann für Nestlé in Indien wieder Normalität einkehrt, ist noch unklar. Es gebe viele administrative Hürden zu nehmen, sagte Nestle-Chef Bulcke. Er wollte daher auch nicht spekulieren, wann die Nudeln wieder zurück in indische Regale kommen. Nach Aussage von Finanzchef Francois-Xavier Roger wäre der Umsatz ohne den Rückruf in den ersten neun Monaten organisch um etwa 4,5 Prozentpunkte gewachsen.
Schwaches Geschäft in China
Neben Indien lief es auch in China nicht rund. Insgesamt sank der Umsatz in der Region Asien, Afrika und Ozeanien um 0,5 Prozent auf 10,5 Milliarden Franken. Größter dortiger Einzelmarkt ist China, wo sich das Geschäft aber laut Nestlé nicht so entwickelte wie erhofft.
Analysten wie Andrew Wood von Sanford Bernstein und Warren Ackerman von Société Générale bezeichneten dies als "besorgniserregend" und "enttäuschend". Denn der Magnum- und Knorr-Hersteller Unilever hatte am Vortag starke Umsatzzahlen aus dieser Region vorgelegt und damit die Hoffnung geschürt, dass die Branche die Wachstumsdelle in China glimpflich überstehen werde.
Solide entwickelte sich Nestlés Geschäft laut Bulcke hingegen in Europa. Auch in Nordamerika habe es "signifikante Verbesserungen" gegeben, vor allem bei Tiefkühlprodukten.
Quelle: ntv.de, cri/dpa