Fusion von Dt. Börse und LSE Paris macht Stimmung gegen Berlin
20.05.2016, 12:38 Uhr
Paris erkennt in der Fusion einen Wettbewerbsnachteil.
(Foto: dpa)
Die Aktionäre von Deutscher Börse und LSE sollen im Juli über den gut 25 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss entscheiden. Im Frankreich kommt die geplante Fusion gar nicht gut an. Die Franzosen sehen ein Wettbewerbsproblem.
Die Fusionspläne von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) stoßen in Frankreich auf Widerstand. Die Regierung in Paris sei besorgt über den geplanten Zusammenschlusses, sagte Finanzminister Michel Sapin in Paris. Ein fusionierter Konzern würde einen Großteil der Infrastruktur kontrollieren, der für die Funktionsfähigkeit der Märkte nötig sei. "Das ist ein Wettbewerbsproblem. Wir werden uns dafür einsetzen, dass sich die EU-Kommission das ansieht und die Entstehung einer dominanten Marktposition verhindert."
Die EU-Wettbewerbshüter müssen die rund 25 Milliarden Euro schwere Verschmelzung genehmigen und erkundigen sich in der Regel im Vorfeld, was andere Beteiligte von dem Deal halten.
Der Widerstand aus Frankreich kommt nicht überraschend. Durch den Zusammenschluss von Deutscher und Londoner Börse würde aus Sicht von Analysten der Druck auf die europäische Mehrländerbörse Euronext steigen, die in Paris beheimatet ist.
Die Euronext-Spitze hat kürzlich erklärt, angesichts der Umwälzungen in der Branche mögliche Zukaufmöglichkeiten zu prüfen. Brancheninsider halten es für denkbar, dass Deutsche Börse und LSE nach einer Fusion einzelne Geschäfte an die Euronext abgeben, um Frankreich zu besänftigen.
Die deutsche Bundesregierung gibt sich im Gegensatz zu Frankreich bisher zurückhaltend. Sie wolle sich nicht in die Fusion einmischen, sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble vergangene Woche. "Die Märkte sollen entscheiden, nicht die Regierungen - das ist immer die bessere Lösung."
Zudem sollen die Aktionäre erst nach der Abstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der EU über Zusammenschluss entscheiden. Die Hauptversammlung der LSE, auf der die Aktionäre der Briten über die Verschmelzung abstimmen, werde im Juli stattfinden. Die Abstimmung über den Brexit ist für den 23. Juni angesetzt. Gerade in Frankfurt gibt es Kritiker, die die Verschmelzung im Falle eines Austritts Großbritanniens ablehnen, zumal der Sitz des fusionierten Konzerns in London sein soll.
Quelle: ntv.de, ppo/rts