Schöne Grüße an den BER Peking baut Pracht-Flughafen im Eiltempo
10.04.2017, 12:58 Uhr
Ein Sicherheitsbeamter salutiert vor der Baustelle des neuen Flughafens in Peking.
(Foto: REUTERS)
In Peking entsteht derzeit der größte Flughafen der Welt - und zwar in einer Geschwindigkeit, welche die Planer vom Berliner Hauptstadt-Airport blass aussehen lässt. Doch der Bauboom hat auch seine Schattenseiten: Dutzende Dörfer mussten dem Projekt weichen.
Im Minutentakt donnern Laster und Betonmischer auf der Landstraße vorbei, bis sie vor einer Straßensperre abrupt bremsen. Sicherheitsleute kontrollieren Papiere, eine Schranke hebt sich und die rasante Fahrt der Trucks geht weiter. Vorbei an Unterkünften für Tausende Arbeiter, dann in eine Baugrube, aus der unzählige Kräne ihre stählernen Hälse strecken. So sieht es also aus, wenn in China ein neuer Hauptstadtflughafen gebaut wird. Niemand will hier Zeit verlieren: Im September 2015 begannen die Arbeiten an dem Bauwerk, das nach Angaben der Flughafengesellschaft bald das nach Fläche größte Flughafen-Terminal der Welt sein wird.
Jetzt, eineinhalb Jahre später, ist schon fast Halbzeit. Bis 2019 soll der "Seestern" mit seinen sechs charakteristischen Seitenarmen, die später zu den Flugzeugen führen werden, die Arbeit aufnehmen. Und anders als in Berlin kann man sich sicher sein, dass der Termin für den neuen Flughafen 60 Kilometer südlich vom Stadtzentrum wohl auch eingehalten wird.
Erst Ende Februar, so berichtete es die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua, inspizierte Chinas Präsident Xi Jinping die Großbaustelle persönlich und ließ sich versichern, dass es keine Verzögerungen geben werde. Allein das dürfte den Bauleitern genug Druck bereiten, damit tatsächlich pünktlich am 15. Juni 2019 die ersten Flieger abheben können. Zunächst sollen 45 Millionen Passagiere jährlich abgefertigt werden.
China hat die meisten Flughäfen
Später, nach einigen Erweiterungen, soll die Zahl der Passagiere auf 100 Millionen und die Zahl der Flüge pro Jahr auf 880.000 steigen. Auch für Sheng Guangyao, einem Urban-Forscher der Akademie der Sozialwissenschaft in Shanghai, steht fest, dass der Zeitplan des Mammut-Projektes auf jeden Fall eingehalten wird. "Europa ist entwickelt und hat es vielleicht nicht mehr so eilig", sagt der Wissenschaftler. In China aber wachse der Bedarf nach Flugreisen jährlich zweistellig. "Wenn die neue Infrastruktur nicht pünktlich fertig ist, gibt es Probleme."
Der bisherige Flughafen im Osten der Stadt, der erst 2008 zu den Olympischen Spielen ein neues Terminal erhielt, platze schon jetzt aus allen Nähten. In anderen Teilen Chinas sieht es ähnlich aus. "Das Passagieraufkommen ist gewaltig", sagt Sheng Guangyao. China ist schon heute die Nation mit den meisten Flughäfen der Welt. Als in Berlin 2006 der Grundstein für den BER gelegt wurde, waren in China 140 Flughäfen in Betrieb. In der Zwischenzeit sind noch einmal knapp 60 dazugekommen. Doch damit ist längst nicht das ganze Land versorgt: Bis 2025 sollen nach Plänen der Regierung noch einmal 124 neue Flughäfen entstehen.
Gegenwehr gibt es in China nicht
Eine veranschlagte Bauzeit von vier Jahren, wie für Pekings neuen Pracht-Flughafen, ist dabei die Ausnahme. "Nur bei den wichtigsten und größten Flughäfen dauert es so lange", sagt der chinesische Flughafen-Designer Fang Cheng. Im Durchschnitt würde der Bau nur zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen. Anders als hierzulande, wo die Interessen verschiedener Seiten unter einen Hut gebracht werden müssten, würden in China Großprojekte aus einer Hand geplant, sagt Sheng Guangyao. Deshalb seien sie effizienter, glaubt er.
Dass in China alles etwas schneller geht, hat aber noch einen anderen Grund. Hürden räumt die kommunistische Führung rigoros aus dem Weg. Noch bevor die Arbeiten am Flughafen in Peking begannen, rückten Planierraupen an, um Platz zu schaffen. Dutzende Dörfer wurden dem Erdboden gleich gemacht. Die Anwohner wurden zwar entschädigt und dürften vom Geschäft, das der neue Flughafen anzieht, langfristig profitieren. Eine Wahl hatten sie aber nicht.
Quelle: ntv.de, Jörn Petring, dpa