Folgen für Deutschland Prognos: Brexit kostet Zehntausende Jobs
04.07.2016, 16:27 Uhr
Es wird unter anderem erwartet, dass Unternehmensinvestitionen in Großbritannien noch 2016 einbrechen werden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Experten vom Wirtschaftsinstitut Prognos befürchten, dass der Brexit das Wirtschaftswachstum weltweit dämpfen wird. In der Folge dürften alleine in Europa eine halbe Million Jobs wegfallen, heißt es. Deutschland sei da keine Ausnahme.
Die Folgen eines britischen EU-Austritts werden dem Wirtschaftsinstitut Prognos zufolge in Deutschland vor allem mittel- und langfristig spürbar sein. Bis 2025 drohten bei einem Wachstumseinbruch in Großbritannien fast 70.000 weniger Erwerbstätige in Deutschland als ohne den sogenannten Brexit, wie Prognos mitteilte. "Die Verluste nehmen bis 2025 zu, danach verringern sie sich allmählich wieder", hieß es.
EU-weit (ohne Großbritannien) wären es über eine halbe Million weniger Beschäftigte. "Der Brexit wird nicht nur in Großbritannien, sondern in der gesamten EU und mittelbar weltweit das Wachstum dämpfen", sagte Prognos-Chefökonom Michael Böhmer.
Die Auswirkungen seien allerdings nicht so einschneidend wie die der Finanzkrise. "Es besteht kein Anlass für kurzfristige Schreckensszenarien", so Böhmer. "Die EU ist heute in einem viel solideren Zustand als vor der Finanzkrise 2008."
Auswirkungen noch dieses Jahr
Prognos schätzt zudem, dass ein EU-Austritt einen massiven Schrumpfkurs der Wirtschaft in Großbritannien auslösen würde. Demnach wird erwartet, dass die britische Wirtschaftsleistung im Jahr 2025 rund 15 Prozent niedriger liegen würde als ohne Austritt aus der EU.
Im einzelnen geht das Institut unter anderem davon aus, dass bereits bis Ende 2016 die Unternehmensinvestitionen um zehn Prozent einbrechen werden. Ab 2018 würden zudem Handelserleichterungen für Großbritannien gegenüber EU-Ländern und Drittstaaten wegfallen. "Neue Handelsabkommen werden zu ungünstigeren Konditionen ausgehandelt werden müssen." Ferner werte das britische Pfund ab, so dass Importpreise steigen, was wiederum die Inflation antreibe.
Quelle: ntv.de, hul/rts/dpa