Wirtschaft

Gutachten warnt vor Rosatom-Deal Russischer Einstieg in Atom-Fabrik alarmiert Experten

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Noch ist nicht entschieden, ob Deutschland dem französisch-russischen Gemeinschaftsunternehmen zustimmt.

Noch ist nicht entschieden, ob Deutschland dem französisch-russischen Gemeinschaftsunternehmen zustimmt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Um osteuropäische Kernkraftwerke unabhängig von Lieferungen aus Russland zu machen, soll eine niedersächsische Fabrik bei der Produktion einspringen. Dafür ist eine französisch-russische Kooperation geplant. Genau die könnte dem Einfluss aus Moskau aber Tür und Tor öffnen, warnt ein Gutachter.

Die geplante Produktion von Brennelementen für osteuropäische Kernkraftwerke in Deutschland sorgt für Sicherheitsbedenken: Ein Gutachten warnt vor einer Kooperation mit einem russischen Staatskonzern. Es sei nicht ausgeschlossen, dass diese Zusammenarbeit die innere oder äußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland gefährden könnte, heißt es in dem Gutachten des Atomrechtsexperten Gerhard Roller für das Bundesumweltministerium. In Lingen werden seit mehr als vier Jahrzehnten Brennelemente für Atomkraftwerke in Europa hergestellt.

Die Firma Advanced Nuclear Fuels (ANF) gehört dem französischen Unternehmen Framatome. Das Unternehmen in Lingen soll künftig auch Brennelemente für osteuropäische Atomkraftwerke sowjetischer Bauart herstellen. Damit sollen Kraftwerke in Osteuropa unabhängiger gemacht werden von Lieferungen aus Russland. Die ANF-Mutter Framatome schloss dazu in Frankreich ein Joint Venture mit einem Tochterunternehmen des russischen Atomkonzerns Rosatom.

Ein Antrag dazu wird derzeit vom niedersächsischen Umweltministerium im Auftrag des Bundes geprüft. Das niedersächsische Ministerium soll unter anderem der Frage nachgehen, ob Beschäftigte des Rosatom-Tochterunternehmens TVEL damit Zugang zur Anlage in Lingen bekommen würden. Ebenfalls soll die Prüfung beantworten, inwieweit das russische Tochterunternehmen in die Entscheidungsstrukturen des Gemeinschaftsunternehmens eingebunden sein soll und ob Mitarbeiter der Rosatom-Tochter in Leitungsverantwortung stehen.

"Genehmigungsversagung kommt in Betracht"

Ein Grund, um seitens der Landesregierung die Zustimmung zu verweigern, könnten auch Sicherheitsbedenken gegen das Personal des russischen Kooperationspartners sein, schreibt Gutachter Roller. Er verwies auf die begrenzten Informationsmöglichkeiten deutscher Sicherheitsbehörden in Bezug auf russische Staatsbürger und auf faktische Durchgriffsmöglichkeiten Russlands auf das Unternehmen. Der Zugang für bestimmtes Personal wäre durch eine Auflage zu untersagen. "Wäre dies kein ausreichendes Mittel, um entsprechende Risiken auszuschließen, käme auch eine Genehmigungsversagung in Betracht", heißt es in dem Gutachten.

"Sämtliche Gefahren durch die Beteiligung Russlands an der Fertigung müssen ausgeschlossen sein", erklärte dazu Minister Christian Meyer von den Grünen. "Das Gutachten bestätigt uns in der Auffassung, dass Fragen der inneren und äußeren Sicherheit Gegenstand des Genehmigungsverfahrens sind - und nicht nur Fragen des Brandschutzes und der Gebäudesicherheit."

Quelle: ntv.de, mau/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen