Wirtschaft

Von "stabil" auf "negativ" S&P zweifelt an Saudi-Arabien

Freizeitspaß in einem streng-religiös geführten Land: Saudi-Arabien fährt mit sinkenden Öleinnahmen einen heißen Reifen.

Freizeitspaß in einem streng-religiös geführten Land: Saudi-Arabien fährt mit sinkenden Öleinnahmen einen heißen Reifen.

(Foto: REUTERS)

Wie hart trifft der Preisverfall beim Rohöl die Staaten am Golf? Die Analysten von Standard & Poor's deuten mit dem Finger auf Saudi-Arabien. Nicht nur dort drohen die versiegenden Geldströme klaffende Löcher aufzureißen.

Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat den Bewertungsausblick für Saudi-Arabien von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Hintergrund sei der Ölpreisverfall, teilten die Bonitätswächter mit. Wegen der Abhängigkeit vom Öl könnte sich die Haushaltslage des Königreichs verschlechtern, erklärten die Analysten. Die Agentur behielt ihre Einschätzung für die langfristigen Verbindlichkeiten des Landes mit "AA-" bei. Die Preise für Rohöl haben sich seit dem Sommer in etwa halbiert.

Die Argumente der Analysten machen ähnliche Anpassungen bei weiteren Ölförderstaaten erforderlich. Neben Saudi-Arabien sind zahlreiche Opec-Mitglieder auf möglichst konstante Einnahmen aus dem Rohölexport angewiesen. Bislang ist es nur wenigen Staaten gelungen, Rohstoffreichtum in nachhaltigen wirtschaftlichen Wohlstand zu verwandeln. Mit Blick auf die negativen Folgen einer einseitigen Ausrichtung auf die Ölförderung in Entwicklungs- und Schwellenländern sprechen Experten sogar vom "Fluch des Schwarzen Goldes".

Am Weltmarkt bringt das Fass plötzlich sehr viel weniger Dollar ein: Der Preisverfall beim Rohöl trifft nicht nur Russland und Saudi-Arabien, sondern auch Bahrein, Kasachstan, Oman und Venezuela hart.

Am Weltmarkt bringt das Fass plötzlich sehr viel weniger Dollar ein: Der Preisverfall beim Rohöl trifft nicht nur Russland und Saudi-Arabien, sondern auch Bahrein, Kasachstan, Oman und Venezuela hart.

(Foto: REUTERS)

Bahrein, Kasachstan und Oman

Als großes Vorbild gilt unter den Ölförderstaaten zum Beispiel Norwegen. Das Land zweigt den Großteil seiner Einnahmen aus dem Rohöl- und Erdgas-Export in die Absicherung der sozialen Systeme. Überschüsse fließen unter anderem in einen Investitionsfonds. Die Anlagestrategien des norwegischen Staatsfonds gelten hinsichtlich Ethik, Nachhaltigkeit und Verantwortung als vorbildlich.

In den Ölförderstaaten am Golf dagegen sind die Bemühungen um eine breitere Entfaltung der lokalen Wirtschaftssysteme bislang noch nicht über erste Ansätze hinausgekommen. Vor diesem Hintergrund reagierten die S&P-Analysten bei weiteren Ölförderländern auf den starken Preisverfall der vergangenen Monate. Parallel zum neuen Ausblick für Saudi-Arabien senkten die Bonitätswächter aus den USA die Ratingnoten unter anderem auch für Bahrain, Kasachstan und Oman.

Im Fall Saudi-Arabiens dürfte die Ratingentscheidung der Analysten zusätzliche Unruhe auslösen. Die autoritär beherrschte Monarchie am Golf erlebt nach dem Tod von König Abdullah und der Übergabe der Macht an Thronfolger Salman derzeit eine Phase des Umbruchs. Zudem sieht sich das Land durch die anhaltenden Konflikte im Irak und Syrien sowie durch den offenen Religionskrieg im Jemen im Südwesten der arabischen Halbinsel bedroht.

Venezuela in Gefahr?

Der enorme Preisverfall beim Öl trifft allerdings nicht nur Staaten aus dem arabischen und zentralasiatischen Raum. Neben den offensichtlichen Schwierigkeiten für Russland sorgen sich Experten auch um die politischen und sozialen Auswirkungen des Ölpreisrückgangs auf Venezuela.

Die Analysten von S&P stuften ihre Bewertung der Kreditwürdigkeit des südamerikanischen Landes mit einer ähnlich lautenden Begründung wie im Fall Saudi-Arabiens herab. Für langfristige Kredite Venezuelas laute die Einstufung nun nur noch "CCC", teilte S&P mit. Das sei einerseits auf den Ölpreisverfall zurückzuführen. Andererseits gelinge es der Regierung um Präsident Nicolas Maduro aber auch nicht, die wirtschaftlichen Verwerfungen im Land in den Griff zu bekommen.

Viele Investoren an der Wall Street halten dennoch weiterhin an Anleihen des Landes fest. Sie verweisen auf Venezuelas große Ölreserven und auch darauf, dass das Land in der Vergangenheit stets seine Schulden verlässlich bedient hat.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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