Mehr auf Realwirtschaft achten Schäuble: "Bewegen uns auf Blase zu"
11.09.2015, 10:34 Uhr
(Foto: REUTERS)
Seit Jahren fluten die wichtigen Notenbank die Finanzmärkte mit billigem Geld. Das sorgt nicht zuletzt an den Börsen für kräftige Kursgewinne - aber auch heftige Gegenbewegungen. Finanzminister Schäuble beobachtet dies mit wachsender Besorgnis.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble blickt mit wachsender Sorge auf die anhaltende Flutung der Finanzmärkte mit billigen Notenbankgeld. "Es ist sicher, dass wir uns auf die nächste Blase zubewegen", sagte der CDU-Politiker vor dem Verein Atlantik-Brücke, der sich der Stärkung der deutsch-amerikanischen Freundschaft verpflichtet sieht. "Wir sollten die Lehre aus der letzten Krise ziehen."
Wie schon beim Treffen der Finanzminister der wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20) vor einer Woche wies er darauf hin, dass es nicht an Liquidität an den Finanzmärkten und an Schulden mangele. Die Geldpolitik allein könne aber die wirtschaftlichen Probleme in der Welt nicht lösen. "Sie darf auch nicht als Ausweg dienen, das zu unterlassen, was notwendig ist - und das sind Strukturreformen", sagte der Ressortchef. Zugleich warnte er vor einer Überbetonung der Finanzwirtschaft in einer Volkswirtschaft. "Wir sollten mehr auf die Substanz der Realwirtschaft achten", sagte er. "Eine zu starke Konzentration auf die Finanzwirtschaft ist nicht nachhaltig."
Schäuble forderte die USA wiederholt auf, der 2010 beschlossenen Reform der Stimmrechte beim Internationalen Währungsfonds (IWF) zuzustimmen. Damit erhalten aufstrebende Volkswirtschaften wie China mehr Einfluss beim IWF.
Mit Spannung wird in der kommenden Woche die Sitzung der US-Notenbank erwartet. Lange Zeit wurde der September-Termin als Beginn für die Zinswende gehandelt. Als Kriterium hatte die Fed immer wieder die Entwicklung des Arbeitsmarktes angeführt. Inzwischen herrscht in den USA faktisch Vollbeschäftigung. Dennoch rechnet eine Mehrheit der Ökonomen und Finanzprofis mit einer Verschiebung des Termins. Gründe sind die stotternde Weltkonjunktur sowie die Schwäche der Schwellenländer - allen voran China. Das Anleihenkaufprogramm der Fed war bereits im vergangenen Jahr ausgelaufen.
Gänzlich unklar ist indes eine Zinsanhebung im Euroraum. Dort können sich Banken weiter praktisch zum Null-Tarif Geld bei der Zentralbank leihen. Darüber hinaus hat die EZB im März damit begonnen, im großen Stil Staatspapiere aufzukaufen. Monatlich werden dafür im Schnitt 60 Milliarden Euro ausgegeben. Das soll einerseits die Kreditvergabe zusätzlich ankurbeln. Andererseits hält der Schritt auch die Gemeinschaftswährung im Verhältnis zum Dollar niedrig, wodurch Exporte in Länder außerhalb des Währungsraums billiger werden. Davon profitiert nicht zuletzt die starke deutsche Exportwirtschaft.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa