Minister: Keine kürzeren Ferien Schäubles Ferien-Vorschlag erntet Absagen
17.04.2020, 14:32 Uhr
Sollen die Sommerferien gekürzt werden?
(Foto: picture alliance/dpa)
Bundestagpräsident Schäuble denkt laut über eine Verkürzung der Sommerferien nach. Dafür sind aber die Bundesländer zuständig und die lehnen teilweise recht deutlich ab - bislang scheint sich nur ein Ministerpräsident damit anfreunden zu können.
Aus verschiedenen Richtungen hagelt es Ablehnung für die Idee von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, die Sommerferien dieses Jahr zu verkürzen. Schäuble hatte der Zeitung "Augsburger Allgemeine" gesagt: "Bis auf Ausnahmen bleiben die Schulen noch einige Zeit geschlossen. Daher frage ich mich, ob die Verantwortlichen in den Ländern darüber nachdenken, die Schulferien in der Sommerzeit etwas zu verkürzen."
Ein solcher Schritt böte Schülern die Gelegenheit, den durch die Corona-Pandemie versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen. Schäuble begründete seinen Vorschlag auch damit, dass das Urlaubskonto vieler Eltern durch die Corona-Krise bereits "strapaziert" sei. "Ich kann die verstehen, die sich fragen, wie sie da noch sechs Wochen Sommerferien organisieren sollen."
Widerspruch kam unter anderem aus den für die Schulpolitik zuständigen Ländern. "Eine Verkürzung der Sommerferien steht bei uns nicht zur Debatte", erklärte Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann von der CDU. Ein solcher Schritt würde angesichts der privaten Pläne von Familien und Lehrern "Unruhe auslösen und letztlich mehr Probleme schaffen als lösen".
Präsident des Lehrerverbands hält Debatte für verfrüht
Der Vorschlag suggeriere zudem, dass Schüler und Lehrer durch die Corona-Krise nun wochenlang Ferien gehabt hätten, kritisierte Eisenmann. Dabei lernten die Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern von zu Hause aus. "Alle machen das Bestmögliche aus dieser ungewöhnlichen Situation", zeigte sich die Ministerin überzeugt.
Auch aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein meldeten sich zuständige Minister und lehnten Schäubles Idee ab. Die NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer von der FDP sagte dazu: "In NRW gibt es ein ordentliches Abitur und termingerechte Ferien. Das ist die Rückkehr zur verantwortungsvollen Normalität." Eine Änderung der bestehenden Regelung sei ohnehin nicht ohne weiteres möglich.
Eine Verkürzung der Ferien lehnte auch SPD-Vize Kevin Kühnert ab. "Dieser Vorschlag überzeugt mich nicht - ich glaube, dass Erholung ein ganz wichtiger Faktor in so einem Stressjahr ist", sagte der Juso-Vorsitzende den Sendern RTL und n-tv. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, stufte die Debatte als verfrüht ein. Gegenüber dem Deutschlandfunk zweifelte er zudem an dem Effekt eines solchen Schritts. Nötig sei vielmehr ein gutes Gesamtkonzept, um den Lernstoff bestmöglich zu vermitteln.
Haseloff zeigt sich offen für Ferienkürzung
Widerspruch kam außerdem von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Schäuble mache "den zweiten Schritt vor dem ersten", sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Im Moment müsse diskutiert werden, wie eine schrittweise Öffnung der Schulen aussehen könne. "Jetzt mit diesem Chaos weiterzumachen und dann auch noch die Sommerferien zu verkürzen - das geht von dem Gedanken aus, dass Schule einfach Wissen in die Kinder stopft", kritisierte Hoffmann.
Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft lehnte eine Verkürzung der Sommerferien entschieden ab. "Unternehmen wie Bürger brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit, statt weiterer Verunsicherung durch eine völlig unnötige und unverantwortliche Diskussion", erklärte Generalsekretär Michael Rabe. Alle hofften, dass im Sommer Reisen und Ausflüge zumindest in Teilen und unter Auflagen wieder möglich seien.
Lediglich Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff von der CDU zeigte sich offen für eine Verkürzung der Sommerferien gezeigt. "Es gibt gute Argumente, die dafür sprechen", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". Derzeit könne er zwar nicht vorhersagen, was passiere, ausschließen könne er eine Verkürzung jedoch nicht. Er halte diese für "in Teilen geboten".
Wegen der Corona-Pandemie sind die Schulen in Deutschland seit Wochen geschlossen. In den kommenden Wochen sollen sie schrittweise wieder öffnen, zunächst aber nur für bestimmte Klassen, insbesondere für Schüler vor dem Abschluss.
Quelle: ntv.de, imi/lwe/dpa/AFP