Konzernchef spürt Gegenwind Score bringt Lufthansa in Turbulenzen
25.09.2013, 12:13 Uhr
Das Sparprogramm sorgt für erhebliche Spannungen im Konzern.
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Für den Konzern ist das Sparprogramm ohne Alternative. Immerhin soll so die Flottenverjüngung finanziert werden. Doch im Konzern rumort es. Für Vorstandschef Franz ist es denn auch die größte Aufgabe, den "Wandel zu implementieren".
Europas größter Fluggesellschaft spürt beim Sparprogramm Score weiter Gegenwind innerhalb des Konzerns. Für Vorstandschef Christoph Franz besteht denn auch die größte Herausforderung darin, die Mitarbeiter dazu zu bringen, "den Wandel auch wirklich zu implementieren". Das sagte der scheidende Konzernlenker im Lufthansa-Ausbildungszentrum in Seeheim.
Die Kranich-Airline will mit dem Programm das operative Ergebnis bis 2015 um 1,5 Milliarden auf 2,3 Milliarde Euro verbessern. 3500 Arbeitsplätze und die Lufthansa-Zentrale in Köln stehen auf der Streichliste. Mit den Einsparungen will das Unternehmen die Verjüngung der Flotte finanzieren - allerdings treffen sie auf zum Teil erbitterten Widerstand bei der Belegschaft.
Größte Flugzeug-Order der Firmengeschichte
Wachstum sei zukünftig aber nur möglich, wenn Score auch umgesetzt werde, sagte Franz. Denn Lufthansa investiert massiv in die Verjüngung der eigenen Flotte. In der vergangenen Woche sind bei Boeing und Airbus 59 Langstreckenflieger zum Listenpreis von 14 Milliarden Euro bestellt worden. Bereits im Frühjahr hatte die Kranich-Airline mehr als 100 Maschinen geordert, hauptsächlich für die Kurz- und Mittelstrecke. Bis 2025 sollen insgesamt 295 neue Flieger zum Listenpreis von 36 Milliarden Euro bestellt werden.
Dafür jedoch muss anderer Stelle kräftig gespart werden. Erst kürzlich hatte die Fluggesellschaft bestehende Verträge zur Alters- und Übergangsfinanzierung gekündigt und damit für Unruhe gesorgt.

Konzernchef Christoph Franz sieht zum Sparprogramm keine Alternative.
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Vielen Mitarbeitern seien die Einschnitte angesichts der jüngsten Konzernbilanzen nur schwer zu vermitteln, sagte Franz. Denn die Lufthansa schreibt als eine der wenigen Fluggesellschaften in Europa Gewinne. Man müsse deshalb genau erklären, dass man nicht so weitermachen könne wie gehabt, "sonst werden wir schrumpfen".
Score ist alternativlos
In der vergangenen Woche hatte Franz von Fortschritten bei der Umsetzung des Programms gesprochen, zugleich aber auf das schwierige Umfeld verwiesen. Auf der Kurzstrecke muss sich der Konzern einer wachsenden Konkurrenz von Billigfliegern wie Ryanair und easyJet erwehren. Auf der Langstrecke wächst die Konkurrenz durch Emirates, Etihad und Qatar Airways.
Die Umsetzung des Score-Programms werde auch nach seinem kürzlich angekündigten Weggang zum Schweizer Unternehmen Roche weiter nach Plan verlaufen, sagte Franz. Die Entscheidungen seien soweit getroffen und viele Maßnahmen bereits eingeleitet. "Es gibt keine wirkliche Alternative zu dem Weg, den wir derzeit beschreiten", sagte er. Zudem sei das Programm nicht seine Entscheidung allein, sondern die gemeinsame Strategie des ganzen Vorstands.
Lufthansa fühlt sich allein wohl - vorerst
Mit Blick auf Partnerschaften mit einem der großen arabischen Rivalen wie Emirates sagte Franz, dass Lufthansa auch ohne diese gut fahre. "Wir haben die Frage schon einige Male geprüft." Verschiedene Modelle der Zusammenarbeit wie etwa Joint-Ventures mit den einzelnen Golf-Airlines seien geprüft und verworfen worden, da die Vorteile für die Lufthansa nicht groß genug gewesen wären. "In unserer Branche sagen wir aber niemals nie", sagte der 53-Jährige. Falls sich die Bedingungen änderten, könnte es Zeit für neue Lösungen sein. Derzeit jedoch sei Lufthansa auf sich allein gestellt erfolgreicher.
Die Expansionspläne der Fluggesellschaften vom Persischen Golf - neben Emirates zählen dazu Etihad und Qatar Airways - sind umstritten. Manager anderer Airlines werfen den Rivalen unfaires Verhalten vor. Die schnelle Ausweitung der Flugverbindungen von Dubai, Abu Dhabi und Doha nach Europa gehe komplett am Bedarf vorbei und werde erst dadurch möglich, dass die Airlines teilweise oder komplett von den Herrscherfamilien vom Golf gestützt werden.
Franz gehörte bis vor kurzem noch zu den größten Kritikern dieses Kurses, schlug in letzter Zeit aber wesentlich versöhnlichere Töne an. Das liegt auch daran, dass die neuen Herausforderer mittlerweile etabliert sind und zunehmend nach Europa vordringen. Experten zufolge muss auch die Lufthansa früher oder später die Verschiebung der Gewichte in der Branche akzeptiern.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/dpa/rts