Wirtschaft

Folgen des Ölpreisverfall Shell bittet zur Giganten-Hochzeit

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Schwindende Reserven und drastisch gesunkene Einnahmen: In der Ölbranche sind die Unternehmen erheblich unter Druck. Nun steht der erste Mega-Deal an. Der Vorsprung der Nummer eins könnte schmelzen.

Die Öl- und Gasbranche steht vor einer Megafusion. Der Energiekonzern Royal Dutch Shell will die BG Group kaufen. Shell bietet in bar und in eigenen Aktien für den britischen Gaskonzern, der dabei mit insgesamt 47 Milliarden Pfund oder knapp 70 Milliarden US-Dollar bewertet wird. BG teilte mit, die Offerte des niederländisch- und britischen Konzerns anzunehmen.

Je Aktie zahlt Shell 383 Pence in bar, zudem werden den BG-Aktionären 0,4454 eigene Aktien angeboten. Das Angebot sei ein Aufschlag von 50 Prozent auf den Schlusskurs der BG-Aktie vom Dienstag. Die BG-Eigner sollen 19 Prozent am fusionierten Konzern halten.

Ölpreis halbiert

Der Deal ist ein Paukenschlag in der Ölbranche, die nach wie vor unter dem massiv gesunkenen Ölpreis leidet. Sowohl Shell als auch BG spüren noch immer die Verwerfungen in der Branche. Seit Mitte 2014 bis zum Tief Anfang diesen Jahres hat sich der Ölpreis mehr als halbiert. Mit einem Zusammengehen könnten die beiden Unternehmen den Druck etwas abfedern. BG und Shell könnten Geschäftsbereiche verkaufen, in denen beide tätig sind.

Die in Den Haag und London ansässige Royal Dutch Shell plc ist ein Schwergewicht in der Branche. Das Unternehmen wird an der Börse mit 192 Milliarden Dollar bewertet. Zusätzlich zu dem Potenzial, die Kosten zu senken, würde Shell mit einer Übernahme von BG Zugang zu bevorzugten Fördergebieten erhalten. Im harten Wettbewerb mit den US-Rivalen Exxon Mobil und Chevron würde der Konzern seine Position aufbessern.

Größte Übernahme des Jahres

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(Foto: REUTERS)

Sollte die Transaktion gelingen, wäre es die bisher größte Übernahme des Jahres. Im ersten Quartal gab es im Bereich Öl und Gas Übernahmen im Umfang von lediglich 19 Milliarden Dollar. Dafür war die Fusions- und Akquisitions-Aktivität insgesamt sehr hoch. Sie stieg in den drei Monaten um um ein Viertel auf 874 Milliarden Dollar. Der bisher größte Deal ist der Kauf von Kraft Foods durch Berkshire Hathaway und 3G Capital Partners für insgesamt über 50 Milliarden Dollar.

Im vergangenen Jahr hatte es in den USA bereits eine größere Übernahme in der Ölbranche gegeben: Der Ölfeldausrüster Halliburton hat den kleineren Rivalen Baker Hughes für rund 35 Milliarden Dollar gekauft. Wie andere Unternehmen aus der Ölbranche stehen die beiden Unternehmen angesichts des Ölpreisverfalls unter Kostendruck. Mit ihrem Zusammengehen wollen sie den Preisrutsch abfedern.

Fusion drückt Kosten

Shell drückt bereits seit einiger Zeit auf die Kostenbremse. Ben van Beurden, der seit Anfang 2014 Chef des Ölkonzerns ist, hat sich dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben, nachdem Shell jahrelang massiv investiert hat. Im Januar kündigte van Beurden bereits an, die Ausgaben in den nächsten drei Jahren um 15 Milliarden Dollar zu kürzen.

Gerade die geringeren Investitionen, die einigen Investoren Sorgen bereiten, könnten ein Grund für das Gebot für BG sein. Die geringeren Ausgaben für neue Förderlizenzen könnten nach Einschätzung von Beobachtern das langfristige Wachstum von Shell beeinträchtigen. Für Shell wäre die Übernahme der einfachste Weg, um wichtige neue Ressourcen zu erhalten. BG pumpt etwa ein Fünftel der Fördermenge von Shell aus dem Boden.

Zusammen wären die beiden Firmen vergangenes Jahr auf durchschnittlich 3,7 Millionen Barrel Öläquivalent am Tag gekommen. Zum Vergleich: Die Fördermenge von Exxon Mobil, dem größten börsennotierten westlichen Ölkonzern, belief sich im Schnitt auf 4 Millionen Barrel.

Seit dem vergangenen Jahr ist die Aktie von BG um rund 30 Prozent eingebrochen. Zurückzuführen ist der Einbruch vor allem auf den gesunkenen Ölpreis. Im Februar musste BG den Wert der Öl- und Gasassets angesichts des Preisverfalls um knapp neun Milliarden Dollar abschreiben. Der britische Konzern sorgte in der Vergangenheit allerdings auch immer wieder für Unmut unter Investoren, da versprochene Produktionszuwächse nicht erreicht wurden.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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