Alstom-Daten reichen nicht aus Siemens-Angebot kommt später
22.05.2014, 08:20 Uhr
Siemens will tieferen Blick in die Alstom-Bücher.
(Foto: picture alliance / dpa)
Siemens hat es nicht eilig mit seiner Alstom-Offerte. Das Dax-Schwergewicht will von den Franzosen noch Details zu Korruptionsvorwürfen. Derweil ist man General Electric optimistisch, doch den Zuschlag zu bekommen.
Im Übernahmepoker um den französischen Alstom-Konzern zögert Siemens mit seiner Offerte. Das Gegenangebot für die auch vom US-Rivalen General Electric (GE) umworbene Alstom-Energietechnik soll nun doch nicht mehr in dieser Woche vorgelegt werden, wie aus Konzernkreisen verlautete.
Siemens-Chef Joe Kaeser warte weiter auf zusätzliche Informationen und müsse zunächst die Antwort seines Alstom-Kollegen Patrick Kron abwarten. Es sei daher unwahrscheinlich geworden, dass Siemens wie zunächst angepeilt am Freitag seine Pläne präsentiere. Nun sei erst Mitte nächster Woche mit einer Entscheidung zu rechnen.
Für die Gegenofferte zum GE-Vorstoß hatte sich Siemens zunächst vier Wochen Zeit bis Ende Mai erbeten. Frankreichs Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg machte öffentlich, dass Siemens Alstom aufgefordert hat, einen tieferen Blick in die Bücher zu gewähren. Die Datenqualität sei noch nicht ausreichend, hieß es aus dem Umfeld der Münchner.
Der Zeitung "Le Monde" zufolge will Siemens besser die Folgen abschätzen können, die durch laufende Korruptionsermittlungen gegen Alstom in den USA, Brasilien und Großbritannien drohen. Demnach könnte die Strafe gegen die Franzosen höher ausfallen als seinerzeit die für Siemens wegen der milliardenschweren Schmiergeldaffäre. Die Münchner zahlten 2008 knapp 600 Millionen Euro an die US-Behörden.
In Frankreich fiel die Reaktion auf Kaesers Aufforderung irritiert aus. Siemens habe die gleichen Daten bekommen wie GE. Alstom-Chef Kron werde das Ansinnen höflich, aber bestimmt zurückweisen, hieß es in Verhandlungskreisen. Die Schritte gehörten zum üblichen Geschacher bei Großübernahmen. Eine Alstom-Sprecherin betonte, GE wolle laut Gebot alle offenen Forderungen gegenüber Alstom übernehmen.
GE gibt sich siegesgewiss
GE bietet bisher 12,35 Milliarden Euro für das Hauptgeschäft der Franzosen. Die Offerte stößt aber auf Widerstand der Regierung in Paris. Alstom will die Offerte bis zum 2. Juni prüfen. Frankreich hatte Siemens um Hilfe gerufen, weil es das Werben der Amerikaner um Alstom skeptisch sieht und Arbeitsplatzverluste in Frankreich befürchtet. Unter diesem Druck hat Alstom seine Bücher auch für Siemens geöffnet. Der Münchner Konzern hat bislang noch kein Gebot vorgelegt.
GE buhlt ungebrochen um Alstom und zeigt sich siegesgewiss. Konzernchef Jeffrey Immelt sagte, er gehe davon aus, die Transaktion zu einem Abschluss zu bringen. Es gebe weiter konstruktive Gespräche mit der französischen Regierung.
Im Wesentlichen geht es den Bietern um die mehr als 6000 installierten Turbinen von Alstom, die bei den Kunden vom Hersteller gewartet werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Energietechniksegmenten der Franzosen versprechen die Serviceverträge im Energiesektor traditionell sehr hohe Margen.
Siemens-Chef Kaeser hatte zuletzt betont, dass es ihm mit einer Offerte ernst sei. Im Gespräch ist, dass Siemens im Tausch gegen das Energiegeschäft von Alstom seine Zugsparte abgibt. Die Regierung Frankreichs hat sich in dem Übernahmepoker das letzte Wort gesichert. Dazu erließ sie ein Dekret, das ihr das Recht gibt, einen Kauf heimischer Firmen in strategisch wichtigen Branchen wie Energie, Wasser, Telekommunikation und Gesundheit durch Ausländer zu blockieren.
Experten zufolge dürfte der Erlass Siemens in die Karten spielen, da die Regierung Präferenzen für die Münchner durchblicken ließ. Allerdings meldete EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier Bedenken an und will prüfen, ob das Dekret gegen EU-Recht verstößt.
Quelle: ntv.de, wne/rts