Wirtschaft

Hunderttausende Auto-Jobs So groß ist Trumps Zoll-Drohpotenzial

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Trumps Zollpolitik weckt Erinnerungen an Zeiten des Kolonialismus.

Trumps Zollpolitik weckt Erinnerungen an Zeiten des Kolonialismus.

(Foto: picture alliance / AP Photo)

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet für ntv.de vor: Allein in der Autoindustrie geht es bei den von Donald Trump losgetretenen Zoll-Streitigkeiten um Hunderttausende Arbeitsplätze. Dieses Drohpotenzial nutzt der US-Präsident in einer Weise, die an Kolonialismus erinnert.

Donald Trump ist erst wenige Wochen im Amt und hat bereits Handelskriege an mehreren Fronten angezettelt. Die Kriegsbeute sind neben politischen Zugeständnissen, die der US-Präsident seinen Handelspartnern abpresst, Investitionen, Jobs und Geld, die er anderen Ländern wegnehmen will. Eines der wichtigsten Angriffsziele für diese Beutezüge ist die Autoindustrie mit ihrem hohen Symbolwert, weil Bilder von Autos und Bandarbeitsplätzen leicht transportierbar sind.

Ferdinand Dudenhöffer ist Direktor des CAR - Center Automotive Research in Bochum.

Ferdinand Dudenhöffer ist Direktor des CAR - Center Automotive Research in Bochum.

Um wie viele Arbeitsplätze geht es hier? Was kann Trump für die USA gewinnen und was steht für andere Länder auf dem Spiel? Eine Überschlagsrechnung verdeutlicht das Konfliktpotenzial. Dazu schauen wir uns den Automarkt und die Produktion in den USA aktuell an. Stolze 5,6 Millionen Fahrzeuge wurden im Jahr 2024 dort mehr verkauft als produziert. Das ist der Netto-Import. Brutto ist es noch mehr, denn aus den USA werden auch Fahrzeuge etwa nach Kanada oder in andere Länder exportiert.

Aber nehmen wir die konservative Zahl 5,6 Millionen Fahrzeuge. Damit stellt sich aus Donald Trumps Sicht die Frage, wie viele Arbeitsplätze er maximal in die USA holen könnte, wenn alle diese Autos im Land produziert würden.

Diese 5,6 Millionen Fahrzeuge mit einem Produktionswert von jeweils 25.000 Euro ergeben einen Umsatz von rund 140 Milliarden Euro. Der Arbeitskostenanteil bei den Autobauern liegt bei rund 12 Prozent. Bei der Produktion dieser 5,6 Fahrzeuge fallen also Arbeitskosten bei den Herstellern von rund 16,8 Milliarden Euro an. Unterstellen wir mal, dass ein Mitarbeiter pro Jahr 80.000 Euro kostet, dann stehen diesen 5,6 Millionen Fahrzeugen beim Autobauer rund 170.000 Mitarbeiter gegenüber.

EU will eigenen Zoll senken

Gebaut werden diese Autos mit Teilen der Zulieferindustrie. Als Daumenregel kann man sagen, dass auf einen Arbeitsplatz beim Autobauer zwei Arbeitsplätze bei einem Zulieferer fallen. Also müssen wir diesen 170.000 Jobs beim Autobauer noch rund 340.000 weitere bei Zulieferern zurechnen. In der Summe sind wir dann bei 510.000 Arbeitsplätzen. Vergleiche mit anderen Ländern lassen eher mehr als 600.000 US-Arbeitsplätze erwarten.

Dazu kommen unter anderem noch die Investitionen in die Autofabriken, sprich alles, was der Finanzsektor braucht, um Werke für die Produktion von 5,6 Millionen Autos zu bauen. Und natürlich kommen die Arbeitsplätze und die Umsätze dazu, die man braucht, um die Fabriken zu errichten und die dazugehörigen Maschinen zu bauen.

Diese Überschlagsrechnung verdeutlicht das hohe Drohpotenzial, das für Trump mit seiner Zollpolitik in der Autoindustrie steckt. Auch bei der jetzt beginnenden Auseinandersetzung mit Europa. Die EU verlangt derzeit 10 Prozent Zoll auf Autoimporte aus den USA. Die USA dagegen nur 2,5 Prozent Zoll auf Autos aus der EU.

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Hinzu kommt allerdings die sogenannte "Chicken-Tax", die 25 Prozent für die Einfuhr von "Light Trucks" in die USA ausmacht. Noch bevor Trump überhaupt eine entsprechende Drohung gegen die europäischen Autobauer ausgesprochen hat, will die EU schon reagieren und jetzt schnell die Zölle senken. Auch in diesem Konflikt geht es nicht nur um Zollsätze. Auch Trumps Wunsch, den USA die Insel Grönland einzuverleiben und die Unterstützung für die Ukraine herunterzufahren, dürfte eine Rolle spielen.

Zölle sind für Trump eine Waffe. Damit bedroht er Freund und Feind, raubt Wohlstand und Arbeitsplätze. Während starke Wirtschaftsnationen wie China und die EU mit Gegenzöllen zurückschlagen können, sind schwächere Handelspartner Trump ausgeliefert. Mexiko etwa kann sich kaum gegen die Zerstörung seiner Industrie wehren. Trumps Zollpolitik weckt Erinnerungen an die düsteren Zeiten des Kolonialismus, als europäische Staaten ihre "Besitzungen" rücksichtslos zum eigenen Vorteil ausbeuteten.

Quelle: ntv.de

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