Marktmanipulation möglich Staatsanwalt prüft Wirecard-Kursabsturz
31.01.2019, 13:19 Uhr
Erneut Ziel von Betrugsvorwürfen.
(Foto: imago/Alexander Pohl)
Der dramatische Kurseinbruch der Aktie von Wirecard am Mittwoch hat ein juristisches Nachspiel. Die Münchner Staatsanwaltschaft nimmt sich dieser Sache an. Auch die Finanzaufsicht Bafin ist in die Überprüfung involviert.
Der jüngste Absturz der Wirecard-Aktie wird ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Die Strafverfolger in München nahmen Vorermittlungen wegen möglicher Marktmanipulation auf und arbeiten dabei mit der Finanzaufsicht Bafin zusammen, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte. Wirecard selbst habe sich bereits am Mittwoch mit der Bitte um Aufklärung an die Ermittlungsbehörde gewandt und arbeite mit dieser zusammen. Die Wirecard-Aktie war am Mittwoch nach erneuten Betrugsvorwürfen um bis zu 24,7 Prozent auf 126 Euro eingebrochen.
Die "Financial Times" hatte berichtet, ein Wirecard-Manager in Singapur sei im vergangenen Jahr verdächtigt worden, gegen örtliche Gesetze verstoßen zu haben. In einer firmeninternen Präsentation sei von Dokumentenfälschung und Geldwäsche die Rede. Der Manager arbeite weiterhin bei Wirecard.
Der Dax-Konzern wies den Bericht als "falsch, ungenau, irreführend und diffamierend" zurück. Er entbehre jeder Substanz. Das Unternehmen aus Aschheim bei München war in den vergangenen Jahren wiederholt Ziel von Betrugsvorwürfen, die aber stets im Sande verliefen.
Immer wieder von Leerverkäufer-Attacken betroffen
Von Kursabstürzen nach ähnlichen Veröffentlichungen profitierten in der Vergangenheit Investoren, die erst geliehene Aktien verkauft hatten und diese dann billiger zurückkaufen konnten, um die Papiere schließlich an ihre Inhaber zurückzugeben. Diese sogenannten Leerverkäufe sind zwar legal und an der Börse üblich.
Wegen der vorherigen Anschuldigungen ermittelten aber die Bafin und die Staatsanwaltschaft wegen Marktmanipulation. Vor einigen Jahren wurden deswegen Führungskräfte der Aktionärsvereinigung SdK verurteilt. Gegen den Herausgeber eines Börsenbriefs ist in München ein Strafbefehlsverfahren anhängig.
Die Analysten von Hauck & Aufhäuser sahen in dem Kursabsturz eine Kaufgelegenheit. Es sei "höchst unwahrscheinlich", dass die Führungsriege von Wirecard die in dem Artikel beschriebenen Praktiken dulden würde. "Wichtig ist auch, dass Wirecard in den vergangenen Jahren wiederholt von Leerverkäufer-Attacken betroffen gewesen ist und im Zuge dieser Vorwürfe Transparenz geschaffen hat, zum Beispiel, indem die Bücher für externe Prüfer geöffnet wurden", erklärten die Analysten.
Quelle: ntv.de, wne/rts