Knackpunkt Wochenarbeitszeit Streikführer Weselsky gesteht "Denkfehler" ein
06.03.2024, 07:56 Uhr Artikel anhören
"Mir ist ein Fehler unterlaufen", sagt Weselsky.
(Foto: IMAGO/Jens Schicke)
Bahnmitarbeiter sollen bei gleichem Lohn weniger Wochenstunden arbeiten. Wie viel weniger? Darüber gehen die Vorstellungen von Bahn und Gewerkschaft entscheidend auseinander. Ein Angebot der politischen Vermittler im Tarifstreit sorgt dann für ein Missverständnis bei GDL-Chef Weselsky.
Bei den Verhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) ist die Arbeitszeitreduzierung ein Kernthema, an dem die Verhandlungen bereits mehrfach gescheitert waren. GDL-Chef Claus Weselsky hat nun eingeräumt, die Lage im Tarifstreit mit der Bahn in diesem Aspekt falsch dargestellt zu haben. "Aus Versehen", wie Weselsky gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" betonte. "Mir ist in der Pressekonferenz ein Denkfehler unterlaufen", sagte Weselsky.
Weselsky hatte in der Pressekonferenz am Montag erklärt, die unabhängigen Vermittler im Tarifstreit hätten nur eine Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 36,5 Stunden angeboten, davon eine halbe Stunde als Wahlmodell. Im inzwischen veröffentlichten Papier der Moderatoren ist allerdings von einer Absenkung der Arbeitszeit auf 36 Stunden die Rede. Weselsky erklärte, er habe am Montag nur den vorherigen Zwischenschritt im Kopf gehabt. Der endgültige Vorschlag von 36 Stunden sei nach dem Zwischenschritt gekommen.
Bei den Vermittlern handelt es sich um den früheren Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther. Deren Zwei-Stufen-Modell sollte zum 1. Januar 2026 beginnen, mit einer Reduzierung um eine Stunde Arbeitszeit, die zweite Stunde sollte zum 1. Januar 2028 wegfallen.
Angesichts der Verwirrung stellten auch die beiden Vermittler ihren Vorschlag noch einmal klar. "Aufgrund von unterschiedlichen Interpretationen zu dem von uns als Moderatoren gemachten Vorschlag für den weiteren Fortgang der Gespräche zwischen Bahn und GDL veröffentlichen wir diesen zur Klarstellung", teilten de Maizière und Günther mit. "Mit diesem Vorschlag wollten wir eine Einigung in diesem Tarifkonflikt erreichen."
Die Bahn hatte dem Kompromissvorschlag der Vermittler eigenen Angaben zufolge zugestimmt. Die GDL nicht, weshalb die Verhandlungen vergangene Woche ohne Einigung scheiterten. Die GDL fordert nämlich eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter auf 35 Stunden ohne finanzielle Einbußen.
Ab 18 Uhr kommt es heute bei der Konzerntochter DB Cargo erneut zu weitreichenden Einschränkungen. Wenige Stunden später, am Donnerstagmorgen um 2 Uhr, beginnt der Streik auch im Personenverkehr.
Quelle: ntv.de, mba/dpa