Wirtschaft

Sinneswandel im Silicon Valley Tech-Bros wollen es sich mit Trump nicht verscherzen

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 Für den reichsten Mann der Welt hat sich das bereits ausgezahlt. Trump hat Musk mit der Leitung einer neuen Abteilung für Regierungseffizienz betraut.

Für den reichsten Mann der Welt hat sich das bereits ausgezahlt. Trump hat Musk mit der Leitung einer neuen Abteilung für Regierungseffizienz betraut.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Im Silicon Valley legen führende Konzern-Chefs eine Kehrtwende hin. Tesla-Chef Elon Musk hat es vorgemacht. Jetzt üben auch Tech-Titanen wie Jeff Bezos und Mark Zuckerberg den Schulterschluss mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump. Die Angst, in Washington in Ungnade zu fallen, muss groß sein.

Als der Paypal-Gründer Peter Thiel während der US-Präsidentschaftswahl 2016 für Donald Trump seine Brieftasche geöffnet hat, brach der Tech-Titan damit noch ein Tabu im Silicon Valley. Acht Jahre später hat niemand mehr über schwindelerregende Spenden aus der liberalen Hochburg an den Republikaner die Nase gerümpft. Getreu dem US-amerikanischen Sprichwort "Follow the Money" pumpten Tesla-Chef Elon Musk und seine Tech-Bros aus San Francisco Milliarden US-Dollar in den Wahlkampf von Trump. Für den reichsten Mann der Welt hat sich das bereits ausgezahlt. Trump hat Musk mit der Leitung einer neuen Abteilung für Regierungseffizienz betraut. Das weckt Begehrlichkeiten.

Während des Wahlkampfes gab es zwar noch keine Anzeichen dafür, dass die meisten Geschäftsführer der dominierenden Tech-Plattformen in das Trump-Lager wechseln. Doch inzwischen suchen einige Führungskräfte aus dem Technologiesektor zumindest das Gespräch mit Trump - und bieten ihm sogar ihre Unterstützung an.

Amazon-Gründer Jeff Bezos etwa ist mittlerweile zuversichtlich für die zweite Amtszeit des designierten US-Präsidenten. "Ich bin dieses Mal wirklich sehr optimistisch", sagte Bezos bei einer Veranstaltung der "New York Times". Bezos begründet das vor allem mit Trumps Plänen zum Abbau der Bürokratie: "Wir haben in diesem Land zu viele Vorschriften", sagte er. Trump scheine viel Energie in den Abbau von Regulierungen zu stecken: "Wenn ich dabei helfen kann, dann werde ich ihm helfen", sagte Bezos weiter. Er wolle außerdem versuchen, Trump die Idee auszureden, dass die Presse der Feind sei.

Bezos hatte seiner Zeitung "Washington Post" im Wahlkampf überraschend verboten - so wie üblich - , einen Präsidentschaftskandidaten zu unterstützen. Nachdem Zehntausende Abonnenten gekündigt hatten, verteidigte der Milliardär die Entscheidung in einem Gastbeitrag. Damals schrieb er, dass er in Zeiten, in denen viele Amerikaner den Medien keinen Glauben schenkten, verhindern wolle, dass der Eindruck von Voreingenommenheit entsteht. Berichten zufolge war die Empfehlung der Zeitung zugunsten der Demokratin Kamala Harris schon fast fertig geschrieben - wurde dann aber von Bezos kurzfristig gestoppt.

Streben nach politischem Einfluss

Die Entscheidung rund zehn Tage vor der Präsidentenwahl hatte für Kritik gesorgt. Mitarbeiter warfen dem Amazon-Gründer vorauseilenden Gehorsam vor. Er sei aus Angst um seine Unternehmen eingeknickt. Bezos gehört auch die Weltraumfirma Blue Origin, die an Staatsaufträgen interessiert ist. Eine Trump-Regierung könnte seinen Unternehmen das Leben schwer machen. Damit konfrontiert, ob mögliche Vergeltungsmaßnahmen bei der Entscheidung eine Rolle gespielt hätten, sagte Bezos auf der Veranstaltung der "New York Times": Daran habe er ganz sicher nicht gedacht.

Auf dem Gipfel sagte Bezos außerdem, er sei nicht besorgt über die Beziehung zwischen Musk und Trump. Er nehme Musks Aussagen, dass er seine politische Macht nicht gegen seine Unternehmensrivalen einsetzen werde, für bare Münze. Dessen Unternehmen SpaceX konkurriert mit Bezos' Blue Origin und xAI mit Amazons KI-Bemühungen.

Auch Meta ist stark in der KI-Entwicklung engagiert und konkurriert dabei unter anderem mit Musks Firma xAI. Wie sein Konkurrent strebt Konzern-Chef Mark Zuckerberg anscheinend ebenfalls nach politischem Einfluss auf die Regierung des künftigen US-Präsidenten. Der Facebook-Gründer wolle sich in die Gestaltung der Technologie-Politik einbringen, sagte Konzernsprecher Nick Clegg diese Woche. "Mark ist sehr daran interessiert, eine aktive Rolle in den Debatten zu spielen, die jede Regierung zur Aufrechterhaltung der amerikanischen Führungsrolle im technologischen Bereich führen muss." Dies gelte vor allem für die zentrale Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in diesem Bereich. US-Medien interpretierten das Treffen zwischen Zuckerberg und Trump als Annäherung. Zuckerberg habe bereits in den vergangenen Monaten versucht, die Beziehung zu reparieren, schrieb etwa die "New York Times".

Umorientierung im Silicon Valley von Dauer?

Zuvor war bekannt geworden, dass Zuckerberg Trump in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida besucht hatte. Bei einem Abendessen soll sich der aktuell zweitreichste Mann der Welt hinter Trump gestellt haben. "Mark hat natürlich seine eigenen Interessen, er hat sein eigenes Unternehmen und seine eigene Agenda", sagte der künftige stellvertretende Stabschef Stephen Miller dem US-Sender Fox News. Er habe aber "sehr deutlich gemacht, dass er die nationale Erneuerung Amerikas unter der Führung von Präsident Trump unterstützen will".

Den Facebook-Gründer und den designierten US-Präsidenten verbindet eine turbulente Vergangenheit. Facebook hatte Trumps Account kurz vor dem Ende seiner ersten Amtszeit gesperrt, nachdem seine Anhänger am 6. Januar 2021 den Sitz des US-Parlaments in Washington gestürmt hatten. Doch das Aufsichtsgremium von Meta kam letztlich zu dem Schluss, dass eine unbefristete Sperre nicht von den Regeln der Plattform gedeckt sei. Anfang 2023 bekam Trump seine Accounts bei Facebook und dem ebenfalls zu Meta gehörenden Dienst Instagram zurück.

Ob die politische Umorientierung im Silicon Valley von Dauer sein wird, ist umstritten. Nach vorläufigen Ergebnissen haben immer noch bis zu 80 Prozent in der Region für die Demokraten gestimmt. Die Republikaner haben zwar zugelegt, von einer politischen Wende kann aber noch nicht die Rede sein. Allerdings: Es geht nicht darum, dass große Tech-Unternehmen, die traditionell den Demokraten zugeneigt sind, die Seiten wechseln", zitiert CBS News, Anna Massoglia von OpenSecrets, einer überparteilichen Überwachungsgruppe, die die politischen Spenden im Auge behält. "Stattdessen beobachten wir, dass eine konservative Fraktion, die gegen das Establishment ist, beginnt, politisch aktiver zu werden", sagte Massoglia.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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