50 Mitarbeiter unter den Verletzten Toyota stoppt Produktion in Tianjin
17.08.2015, 10:53 Uhr
Die Katastrophe trifft den japanischen Hersteller Toyota in einem seiner wichtigsten Absatzmärkte: Am Standort Tianjin betreiben die Japaner eine riesige Autofabrik. Nur durch Zufall entgeht die Masse der Arbeiter den heftigen Zerstörungen.
Nach den verheerenden Explosionen in einem Gefahrgutlager im chinesischen Tianjin hat der japanische Autobauer Toyota seine Produktion dort vorerst gestoppt. Auch eine Fertigungsstraße rund 70 Kilometer von Tianjin entfernt sei bis mindestens einschließlich Mittwoch stillgelegt worden, teilte Toyota mit. Das betroffene Werk sei auf Teile aus Tianjin angewiesen.
Der japanische Autobauer kann von Glück reden, dass es keine Todesopfer unter den Mitarbeitern zu beklagen gibt. Zum Zeitpunkt des Unglücks am vergangenen Mittwoch waren Betriebsferien bei Toyota in Tianjin. Die Produktion sollte an diesem Montag wieder anlaufen. Nun sei sie wegen der Evakuierung der Umgebung gestoppt worden, erklärte Toyota.
Toyota beschäftigt 12.000 Arbeiter in Tianjin. Viele von ihnen wohnen in der Nähe des Unglücksortes, 50 davon erlitten durch das Unglück nach Angaben des Autobauers Verletzungen. Einige Arbeiter leben in Wohnungen, die der Autobauer bereitstellt. Toyota produziert in Tianjin jährlich 440.000 Fahrzeuge, also etwa die Hälfte der in China vom Band laufenden Autos.
Panasonic prüft noch
Auch der japanische Elektronikkonzern Panasonic ließ die Arbeiten in seiner Fabrik in Tianjin ruhen. Zu Wochenbeginn werde dort wegen Sicherheitsüberprüfungen nicht gearbeitet, sagte eine Sprecherin. Es gebe "kleine Schäden" wie zerbrochene Fenster. Ob die Arbeiten am Dienstag wieder aufgenommen werden könnten, sei noch nicht entschieden.
Bei den Explosionen in einem Gefahrgutlager mit hochgiftigen Chemikalien in Tianjin waren mindestens 114 Menschen getötet und mehr als 700 Menschen verletzt worden. In der betroffenen Industriezone am Rand der 15-Millionen-Einwohner-Metropole befinden sich eine Reihe von Autofabriken, Ölraffinerien und andere Produktionsstätten.
Experten gehen davon aus, dass die Katastrophe in der südöstlich der Hauptstadt Peking gelegenen Hafenstadt nicht nur die chinesische Konjunktur, sondern indirekt auch die deutsche Wirtschaft beeinträchtigen könnte. "Mittelfristig" könnten die Verwüstungen in der Hafeninfrastruktur zu "Lieferschwierigkeiten für die dort ansässigen Unternehmen führen", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Auslandshandelskammer in Peking, Mike Hofmann.
Tausende Neuwagen verbrannt
In der Rangliste der weltgrößten Häfen liegt Tianjin auf Platz 10. Die Anlagen gelten als Chinas wichtigster Umschlagplatz für Importautos. Bei dem Unglück waren tausende Neuwagen in Flammen aufgegangen.
Bislang scheinen die Auswirkungen für die weltweiten Handelsströme geringer auszufallen als unmittelbar nach den Detonationen befürchtet. Logistikfirmen und Reedereien berichteten, mehrere Containerterminals hätten am zweiten Tag nach den Detonationen ihre Arbeit wieder aufgenommen, einige würden noch repariert.
Hafenbetrieb in der Katastrophenzone
"Zwei von sechs Terminals sind noch nicht voll angelaufen," sagte eine Sprecherin der Bahn-Tochter Schenker am Wochenende. Die Fahrrinne zum Hafen sei inzwischen auch für einfahrende Schiffe wieder offen, ergänzte ein Sprecher von Hapag-Lloyd. Verzögerungen gebe es noch beim Zoll, da deren Verwaltungsgebäude beschädigt seien, berichtete die Repräsentanz des Hamburger Hafens in Tianjin.
In Tianjin sind nach Angaben der Auslandshandelskammer rund 150 deutsche Unternehmen ansässig, davon etwa die Hälfte mit eigenen Produktionsstätten. Dazu gehören Volkswagen, Continental, Siemens und Airbus, aber auch zahlreiche Mittelständler. Sie importieren über den Hafen viele Rohstoffe und Vorleistungen. Über den größten Hafen im Nordosten Chinas werden auch viele Güter geliefert, die für die Versorgung der 120 Kilometer entfernten Hauptstadt Peking wichtig sind.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts