Wirtschaft

Opec in der Defensive Trump könnte Ölpreis weiter drücken

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(Foto: REUTERS)

An den Aktienmärkten wird der Wahlsieg von Donald Trump positiv aufgenommen, hingegen steht der Ölpreis unter Druck. Und auch dafür ist der nächste US-Präsident mitverantwortlich.

Für den Ölpreis könnte die Ausgangslage kaum schlechter sein: Über die Währungsseite wird das schwarze Gold vom kräftig steigenden Dollar ausgebremst. Der Greenback beschleunigte zuletzt seinen Aufwärtstrend. In dieser Woche ließ US-Notenbankchefin Janet Yellen durchblicken, auf der nächsten Sitzung am 14. Dezember die Zinsen zu erhöhen. Verantwortlich für den steigenden Dollar ist vor allem die Erwartung der Investoren, dass Donald Trump nach seinem Amtsantritt am 20. Januar 2017 ein umfangreiches Konjunkturprogramm auflegen wird. Es würde die Wirtschaft kräftig ankurbeln und damit die Inflation anheizen. Diese Erwartung treibt die Zinsen nach oben und damit auch den Dollar.

Wegen des Drucks auf den Ölpreis ist es von umso größerer Bedeutung, ob sich die Opec beim Treffen am 30. November in Wien darauf einigen kann, welche Länder welchen Anteil der Produktionskürzung übernehmen werden. Beim Treffen Ende September in Algier hatte die Opec beschlossen, die Förderung auf 32,5 bis 33,0 Mio. Barrel pro Tag zu kürzen. Zuletzt hatte Saudi-Arabien betont, dass man sogar den unteren Rand der Prognose anstrebe. "Eine Obergrenze von 32,5 Mio. Barrel zu erreichen wird helfen, die Erholung voranzutreiben, und ist im Interesse der Produzenten und der Verbraucher", sagte der saudische Energieminister Khalid Al-Falih.

Zahlreiche Ausnahmen

Da die Förderung der Opec zuletzt auf den Rekord von 33,6 Mio. Barrel pro Tag gestiegen war, müsste sie um rund eine Million Barrel gekürzt werden – ein sehr schwieriges Unterfangen. Immerhin haben bereits etliche Länder angekündigt, dass sie von der Reduzierung ausgenommen werden wollen. So möchte der Iran die Produktion von zuletzt 3,9 Mio. Barrel weiter steigern. Gleichzeitig braucht der Irak höhere Einnahmen, um den Kampf gegen den IS voranzutreiben. Und in Libyen und Nigeria erholt sich die Produktion allmählich, nachdem sie zuvor wegen Angriffen von Milizen auf die Infrastruktur gesunken war.

Unter dem Strich müsste Saudi-Arabien den Großteil der möglichen Förderkürzung schultern. Oder kommt es vielleicht doch anders? Das wird nicht zuletzt von Donald Trump abhängen. Während des Wahlkampfs hat er das Ende des Embargos gegen den Iran wiederholt scharf kritisiert. Sollte Trump es schaffen, die Vereinbarung zu kippen, würde die Förderung des Iran um rund eine Mio. Barrel pro Tag sinken. Damit müssten die anderen Opec-Länder ihre Produktion nicht kürzen und der Ölpreis könnte deutlich nach oben drehen. "Die internationalen Ölfirmen werden bezüglich des Iran erst einmal abwarten und schauen, was Trump tun wird", sagte Jason Bordoff, Chef des "Center on Global Energy Policy" an der Columbia University. Sollte Trump den Deal tatsächlich kippen, würde das allerdings den Hardlinern im Iran vor der Präsidentschaftswahl im Mai kräftig in die Hände spielen.

Kann sich die Opec einigen?

Doch Trumps Wahlsieg macht es insgesamt unwahrscheinlicher, dass die Opec ihr Ziel einer Förderkürzung erreichen wird. Denn die US-Fracking-Industrie könnte die Chance nutzen, um ihre Produktion auf Kosten der Opec zu steigern. Genau dafür will Trump sorgen, denn im Gegensatz zur Demokratischen Partei setzt er stark auf fossile Energieträger wie Öl und Gas. Wenn die Opec die Förderung reduziert, während die US-Fracking-Unternehmen ihre erhöht, wäre die Opec der Verlierer.

Laut einer Analyse von BMI Research ist daher nach dem Sieg Trumps die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Opec Ende November nicht einigen wird, von 25 Prozent auf 45 Prozent gestiegen. Sollte sich die Opec nicht auf einen Deal einigen, könnte der Ölpreis wieder in Richtung 40 Dollar abrutschen, so die Analysten von Goldman Sachs und Société Générale. "Wenn es keine Einigung gibt, beginnt wieder der Kampf um Marktanteile", sagt Daniel Yergin, Analyst bei der Researchfirma IHS.

Wegen des steigenden Dollar könnte der Ölpreis zumindest kurzfristig weiter schwächeln. Einigt sich die Opec nicht auf eine Förderkürzung, dürfte der Druck auf die Preise zunehmen. Außerdem werden Investoren am Ölmarkt genau darauf achten, wie sich Trump in den nächsten Wochen zum Iran äußern wird.

Quelle: ntv.de

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