30 Jahre Erfahrung bei der Nasa Uber holt Experten für fliegende Autos
07.02.2017, 13:36 Uhr
Innerhalb weniger Jahre mausert sich Uber vom umstrittenen Fahrdienst-App-Anbieter zum Wegbereiter für den Verkehr der Zukunft. Nach dem autonomen Fahren gibt eine neue Vision. Der richtige Mann dafür scheint gefunden.
Angefangen mit einer simplen App zur Vermittlung von Autofahrten, forciert das US-Unternehmen Uber nun den Wandel hin zum Chefplaner für den Verkehr der Zukunft. Versuche mit autonomen Taxis gibt es bereits in Pittsburgh und San Francisco. Mit dem Konzept "Uber Elevate" geht es jetzt noch einen großen Schritt weiter in Richtung Zukunft: Ziel ist die Erschaffung eines Marktes für fliegende Autos.
Wie ernst es dem kalifornischen Unternehmen damit ist, zeigt eine neue Personalie: Mit Mark Moore wurde nicht nur ein ehemaliger Luftfahrt-Ingenieur der Nasa verpflichtet, sondern auch ein Pionier für die Entwicklung elektrischer Fluggeräte, wie Bloomberg berichtet. Mit seiner 2010 erschienenen Arbeit über das senkrecht startende und landende Ein-Mann-Fluggerät "Puffin" hatte Moore die Machbarkeit elektrisch fliegender Autos aufgezeigt.
Mit seinem sogenannten VTOL-aircraft (Vertical Take-Off and Landing aircraft) inspirierte Moore bereits eine ganze Reihe von Ingenieuren, Tüftlern und Visionären. Darunter auch Google-Mitbegründer Larry Page, der ohne großes Aufsehen zwei Silicon-Valley-Startups gründete und finanzierte, welche die Flugauto-Technik entwickeln sollen. Moores Konzept hat einen entscheidende Vorteil: Elektrische Motoren sind leichter und sicherer als mit Brennstoff betriebene Turbinen und Rotoren, wie sie in bisherigen Konzepten gedacht waren.
Technische Hürden überwinden
Nun wird Moore, nach 30 Jahren bei der Nasa, sein technisches Wissen in den Dienst von Google-Konkurrent Uber stellen. Dort soll er die Rolle des Direktors für Luftfahrt-Technik übernehmen und an "Uber Elevate" mitarbeiten. "Kein Unternehmen ist meiner Meinung nach derzeit besser aufgestellt, um die Führungsrolle in diesem Geschäftsfeld zu übernehmen und den Markt für urbane, elektrische VTOL-Flugzeuge zu erschließen", sagte Moore.
Allerdings will Uber selbst kein fliegendes Auto bauen. Vielmehr plant das Unternehmen, den Markt dafür in Gang zu setzen. So soll etwa die in der Entstehung begriffene Flugauto-Industrie bei der Bewältigung technischer Hürden wie Lärmbelästigung, geringe Effizienz und begrenzte Akkuleistung unterstützt werden. "Wir sehen unsere Rolle als einen Katalysator für das gesamte Geschäftsfeld", sagte Nikhil Goel, bei Uber Chef-Produktentwickler im Bereich Zukunfts-Konzepte. Ex-Nasa-Spezialist Moore soll dabei beratend zur Seite stehen.
Wie sieht die Uber-Vision aus? Auf sogenannte "Vertiports" sollen fliegenden Autos geparkt und aufgeladen werden. Es handelt sich um Start- und Landezonen, die auf Dächern von Parkhäusern oder in der Nähe von Autobahnen entstehen könnten. Dort sollen Menschen vom Auto in ein VTOL-Fluggerät umsteigen, um zu einem anderen "Vertiport" zu fliegen - wo es dann wieder mit dem Auto weitergeht. Während der Standzeiten sollen die Fluggeräte aufgeladen werden.
Reisezeit wird drastisch verkürzt
Der Reiz liegt dabei vor allem in der kürzeren Reisezeit für Menschen in städtischen Ballungszentren. So könnte sich mit einem fliegenden Auto die Fahrtdauer von San Jose nach San Francisco von derzeit mehr als zwei Stunden auf gerade mal eine Viertelstunde verkürzen – über alle Staus, Ampeln und Baustellen hinweg.
Moore betont allerdings, dass es für den massenhaften Individual-Luftverkehr nicht nur technische Hürden zu überwinden gibt: So müssten Hersteller fliegender Autos zunächst die Preise der Zulieferer drücken. Auch Lobby-Arbeit sei notwendig, damit Behörden die neuen Personen-Fluggeräte überhaupt zulassen. Auch müssten Hersteller auf die Lockerung der strengen Auflagen für den Luftverkehr hinarbeiten.
Besonders in Europa hat Uber schmerzlich feststellen müssen, dass neuen Verkehrs-Konzepten schnell der Riegel vorgeschoben werden kann. Etwa, wenn sich andere Interessengruppen bedroht fühlen: Nach Klagen von Taxifirmen hatten Gerichte in Deutschland, Italien, Frankreich und weiteren Ländern das in den USA so erfolgreiche Privatfahrer-Angebot UberPop verboten. Der Traum vom fliegenden Auto könnte daher noch längere Zeit einer bleiben.
Quelle: ntv.de, kst