Ratlosigkeit über künftigen Kurs Wall Street schließt nach Fed-Entscheid schwächer
03.05.2023, 23:06 Uhr Artikel anhören
Die Fed erhöht den Leitzins um weitere 0,25 Prozent. Keine Überraschung für die Wall Street, doch auch für die nächsten Schritte der US-Notenbank sind die Anleger nicht besonders optimistisch. Die US-Börsen geben deutlich nach. Ein Lichtblick ist der Pharmakonzern Eli Lilly, der einen Durchbruch in der Alzheimer-Forschung feiert.
Die Wall Street ist nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank mit Verlusten aus dem Handel gegangen. Die Federal Reserve Bank hob den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch um einen viertel Prozentpunkt auf die neue Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent an. Zugleich signalisierte sie eine mögliche Pause. Die US-Börsen konnten zunächst ihre Gewinne halten, gaben im Zuge der Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell dann aber doch nach.
Powell sagte, womöglich sei man auf einem ausreichend hohen Zinsniveau angelangt, oder zumindest nicht weit davon entfernt. Zugleich dämpfte er Erwartungen der Märkte an baldige Zinssenkungen. Der US-Leitindex Dow Jones verlor 0,8 Prozent auf 33.414 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 0,5 Prozent auf 12.025 Zähler nach und der breit gefasste S&P 500 büßte 0,7 Prozent auf 4090 Stellen ein.
Powell ließ einige Anleger ratlos zurück, was die nächsten Schritte der Fed betrifft. Die Investoren hatten auf klare Signale gehofft, dass der aktuelle Zinsschritt der vorerst letzte für die Fed sein werde. "Es hört sich nicht so an, als seien sie dort angekommen", sagte Anlage-Berater Alan Lancz aus Toledo. "Es ist uneindeutig."
Sorgen um die weitere Entwicklung der globalen Konjunktur angesichts der steigenden Zinsen belasteten erneut auch den Ölpreis. Die US-Benzinvorräte stiegen nach Daten des Energieministeriums zudem überraschend an. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich um 4,5 Prozent auf 71,93 beziehungsweise 4,9 Prozent auf 68,18 Dollar pro Barrel (159 Liter). Am Dienstag hatten sie fünf Prozent verloren und den größten Tagesrückgang seit Anfang Januar verzeichnet. Aktien aus dem Energiesektor blieben angesichts der Preisentwicklung unter Druck. Chevron und Exxon Mobil fielen um je zwei Prozent.
Konjunktursorgen bremsten auch die US-Währung. Abgemildert wurden diese zeitweise von einem überraschend starken Stellenaufbau. Nach Daten des privaten Anbieters ADP wurden in der US-Privatwirtschaft im April 296.000 Stellen geschaffen, doppelt so viele wie erwartet. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenbacks gegenüber anderen wichtigen Devisen misst, lag 0,6 Prozent tiefer auf 101,37 Punkten. Der Euro gewann im Gegenzug auf 1,1052 Dollar.
Estée Lauder rutscht ab
Im Chipsektor verdarb eine enttäuschende Prognose von AMD die Stimmung. Die Titel verloren mehr als neun Prozent. Der Chiphersteller erwartet für das laufende Quartal einen Umsatz von rund 5,3 Milliarden Dollar und lag damit etwas unter den Erwartungen der Analysten. Grund sei das schwächelnde PC-Geschäft. Eine Prognosesenkung schickte auch die Aktien von Estée Lauder auf Talfahrt. Die Papiere der US-Kosmetikfirma sackten um mehr als 17 Prozent ab
Ein Durchbruch in der Alzheimer-Forschung beflügelte hingegen den Pharmakonzern Eli Lilly, dessen Aktien um mehr als sechs Prozent nach oben schnellten. Mehr als zwei Prozent zulegen konnten Titel von Kraft Heinz. Der US-Lebensmittelkonzern hat nach einem Gewinn- und Umsatzsprung im ersten Quartal seine Jahresprognose angehoben.
Die Talfahrt von Icahn Enterprises ging einen Tag nach der Attacke des Leerverkäufers Hindenburg Research rasant weiter. Die Papiere des Firmenkonglomerates des Finanzinvestors Carl Icahn stürzten um weitere 19 Prozent ab auf 32,57 Dollar. Am Dienstag hatten die Papiere 20 Prozent verloren, als Hindenburg eine Short-Position auf Icahn Enterprises offenlegte und angebliche Missstände bei der Gruppe anprangerte.
Quelle: ntv.de, ino/rts