Wirtschaft

Prüfer entdecken auffällige Werte Weitet sich der Abgas-Skandal aus?

Noch ist es nur ein Vedacht: "Auf Basis von Rohdaten wurden bisher zum Teil erhöhte Stickoxidwerte bei unterschiedlichen Fahr- und Umgebungsbedingungen festgestellt."

Noch ist es nur ein Vedacht: "Auf Basis von Rohdaten wurden bisher zum Teil erhöhte Stickoxidwerte bei unterschiedlichen Fahr- und Umgebungsbedingungen festgestellt."

(Foto: picture alliance / dpa)

Neue Verdachtsmomente in der Automobilindustrie: Bei amtlichen Tests zu Schadstoffemissionen stoßen Experten auf weitere Unregelmäßigkeiten - offenbar nicht nur bei Volkswagen. Untersucht werden mehr als 50 Fahrzeuge, quer durch die Branche.

Das Kraftfahrt-Bundesamt hat auffällige Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen mehrerer Hersteller entdeckt. Dies sei das Zwischenergebnis einer Überprüfung von mehr als 50 Modellen verschiedener Autobauer, teilte die Behörde mit.

"Auf Basis von Rohdaten wurden bisher zum Teil erhöhte Stickoxidwerte bei unterschiedlichen Fahr- und Umgebungsbedingungen festgestellt", heißt es in einer ersten Stellungnahme. Die fraglichen Daten würden nun zusammen mit betroffenen Herstellern und Genehmigungsbehörden bewertet, um belastbare Ergebnisse zu gewinnen.

Um welche Hersteller es sich handelt, teilte das Bundesamt nicht mit. Untersucht würden Personenwagen und Kleintransporter der Volkswagen-Marken VW, Porsche und Audi sowie unter anderem BMW, Ford, Opel, Mercedes und Smart, Renault, Peugeot, Fiat und Hyundai.

Das Kraftfahrt-Bundesamt wolle herausfinden, ob es möglicherweise weitere Manipulationen des Schadstoffausstoßes gibt, vor allem von Stickoxiden. Bisher seien erst zwei Drittel der Messungen erfolgt. Grundlage der Prüfung seien auch "verifizierte Hinweise Dritter über auffällige Schadstoffemissionen", erklärte das Amt.

Tippgeber aus den USA?

Die US-Umweltbehörde EPA, die den Manipulationsskandal bei Volkswagen aufgedeckt hatte, erhob zuletzt neue Vorwürfe gegen den Konzern. Im Visier seien nun auch Modelle der Unternehmenstöchter Porsche und Audi. Volkswagen hat diese neuen Anschuldigungen zurückgewiesen.

Mitte September hatte Volkswagen zugegeben, die Abgaswerte bei insgesamt elf Millionen Autos weltweit manipuliert zu haben. Volkswagen lehnte eine Stellungnahme zu den Überprüfungen des Kraftfahrt-Bundesamtes ab. Daimler teilte mit, der Konzern sei über die Messungen informiert und unterstütze die Behörde. "Wir begrüßen diese Messungen und sehen den Ergebnissen mit Gelassenheit entgegen. Wir haben nichts zu verbergen", erklärte ein Sprecher.

Für den Wolfsburger Autobauer Volkswagen könnten die Belastungen aus dem Abgas-Skandal geringer ausfallen als bislang erwartet: VW könnte von EU-Bußen für falsche CO2-Werte verschont bleiben. "Derzeit können wir nicht darüber spekulieren (...), ob es eine Überschreitung der durchschnittlichen CO2-Zielwerte für die Flotte (des Konzerns) gegeben hat", sagte eine Sprecherin der EU-Kommission.

Sie erklärte, VW habe in den vergangenen Jahren Werte des klimaschädlichen Gases CO2 gemeldet, die insgesamt etwa 10 Prozent unter dem erlaubten Flottendurchschnitt des Unternehmens lagen. Ein EU-Gesetz aus dem Jahr 2009 regelt Einzelheiten zu den CO2-Vorgaben und zu möglichen Strafzahlungen bei Verletzung der Zielwerte. Ob diese überschritten wurden, hängt also davon ab, wie stark VW die gemeldeten Werte korrigieren muss - der Autobauer könnte theoretisch auch darunter bleiben.

Seit 2012 gibt es für die Autohersteller CO2-Grenzwerte, die sie im Durchschnitt der Neuwagen ihrer Flotte einhalten müssen. Wenn diese nicht erfüllt werden, können Strafzahlungen fällig werden. EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete hatte zu Wochenbeginn in einem Brief an VW-Konzernchef Matthias Müller Klarheit dazu verlangt, welche Modelle und wie viele Autos bei VW von den Unregelmäßigkeiten betroffen waren. Cañete bat um Antwort binnen zehn Tagen - diese Frist läuft am 19. November ab.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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