Wirtschaft

Aufregung an Chinas Börsen Wo ist Guo Guangchang?

RTX1Y6SW.jpg

(Foto: REUTERS)

Chinas Finanzwelt ist nervös: Guo Guangchang, einer der reichsten Männer des Landes, ist verschwunden. Er steckt wahrscheinlich in Polizeigewahrsam. Und viele Geschäftsmänner fragen sich: Bin ich der Nächste?

Seit Donnerstag ist einer der reichsten Männer Chinas unauffindbar. Das Verschwinden von Guo Guangchang sorgt in der Finanzwelt der Volksrepublik für viel Unruhe. Guo ist einer der bekanntesten Geschäftsleute Chinas. Er ist einer der Gründer von Fosun, dem größten privaten Investmentkonglomerat des Landes. "Forbes" schätzt sein privates Vermögen auf knapp sieben Milliarden Dollar.

Fosun
Fosun ,58

Das renommierte chinesische Wirtschaftsmagazin "Caixin" berichtete, Guo sei von Polizisten am Flughafen von Shanghai abgeführt worden. Es sei jedoch unklar, ob der Milliardär verhaftet wurde oder im Rahmen von Ermittlungen gegen Dritte befragt werde.

Fosun-Vorstandschef Liang Xinjun schrieb der Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" in einer SMS, die Firma "gehe mit der Situation um". Konkreter wurde er nicht, Anrufe auf seinem Mobiltelefon nahm er nicht entgegen. Die Aktien der Investmentgesellschaft Fosun und von einigen Tochter-Firmen wurden am Freitag auf unbestimmte Zeit vom Handel ausgesetzt. Nach Einschätzung von Händlern war das ein wesentlicher Grund dafür, dass es an den chinesischen Börsen insgesamt weiter nach unten ging.

Seit dem großen Börsencrash im Sommer hat die Staats- und Parteiführung des Landes zahlreiche Untersuchungen gegen Finanzfirmen und deren Chefs eingeleitet. Sie stehen im Zusammenhang mit der Ankündigung von Präsident Xi Jinping, gegen die in China allgegenwärtige Korruption vorzugehen. Damit will der Staatschef allerdings nicht nur bestechliche Kader kaltstellen, sondern auch Rivalen beseitigen.

In der Finanzwelt der Volksrepublik gewinnt seitdem ein chinesischer Ausspruch zunehmend an Aktualität: Wichtigste Regel sei, nicht verhaftet zu werden. Zweitwichtigste Regel sei, die erste Regel nicht zu vergessen.

"Big Xu" festgenommen

Anfang November war der Hedgefonds-Milliardär Xu Xiang (Spitzname: Big Xu) festgenommen worden, als er im Auto angeblich auf dem Weg zu seiner Großmutter war. Dafür sperrte die Polizei filmreif eine der wichtigsten Brücken des Landes. Und seit Ende November ist der Chef eines der größten chinesischen Finanzmakler, Yim Fung, verschwunden.

Im August waren Guo und seine Investmentfirma von einem chinesischen Gericht in Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen gegen den früheren Chef der staatlichen Bright Food Group, Wang Zongnan, gebracht worden. Wang wurde zu 18 Jahren Haft verurteilt. Guo, der auch der "Warren Buffett von China" genannt wird, wurde damals kein Fehlverhalten vorgeworfen.

Guo und Fosun-Vorstandschef Liang hatten die Firma 1992 zusammen mit zwei Freunden mit wenig Eigenkapital gegründet, mit denen sie an der angesehenen Fudan Universität in Shanghai studiert haben. Unter der Führung von Deng Xiaoping wurde damals eine Branche nach der anderen liberalisiert – und Fosun war immer mit dabei: im Pharmasektor, der Immobilienbranche und der Stahl- und Eisenerzindustrie.

Anfang dieses Jahrzehnts begann ein Umbau von Fosun. Der Konzern setzt seitdem verstärkt auf die Finanzbranche und Übernahmen im Ausland. Oben auf der Einkaufsliste stehen Versicherungen und Firmen aus dem Gesundheits- und Konsumsektor - etwa der Ferienanlagenbetreiber Club Med und Cirque du Soleil. Zum Imperium gehören unter anderem Anteile an der deutschen BHF-Bank, der Modemarke Tom Tailor und dem britischen Reiseveranstalter Thomas Cook. Fosun will außerdem die deutsche Privatbank Hauck & Aufhäuser übernehmen.

Quelle: ntv.de, mit DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen