Skepsis unter Börsianern wächst ZEW-Index gibt unerwartet nach
17.06.2014, 11:33 Uhr
Konjunkturaussichten für die kommenden sechs Monate: Der ZEW-Index gilt als wichtiger Richtungsanzeiger an der Börse (Archivbild).
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Konjunkturprognosen der Finanzmarktprofis fallen im Juni schwächer aus als erwartet. Experten heben die Augenbrauen: Einer der wichtigsten Anhaltspunkte zur Entwicklung in Deutschland deutet wachsenden Gegenwind an.
Der ZEW-Index zu den Konjunkturaussichten in Deutschland ist im Juni überraschend gefallen. Der maßgebliche Teilindex der Erwartungen fiel von 33,1 Punkten im Mai auf aktuell 29,8 Punkte, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 234 Anlegern und Analysten mitteilte. Der ZEW-Index erreicht damit den niedrigsten Stand seit Dezember 2012. Im Vorfeld befragte Beobachter hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 35,0 Punkte gerechnet.
Im Juni haben die Börsianer damit die Aussichten für die deutsche Wirtschaft den sechsten Monat in Folge schlechter als im jeweiligen Vormonat beurteilt. Das vielbeachtete Stimmungsbarometer basiert auf einer Umfrage unter Finanzmarktprofis, die in den monatlichen Erhebungen der Mannheimer Wirtschaftsforscher jeweils nach ihren Konjunkturerwartungen über die kommenden sechs Monate und einer Einschätzung zur aktuellen Konjunkturlage gefragt werden.
Besonders bemerkenswert: Die aktuelle Lage beurteilten die Finanzmarktprofis diesmal erneut sehr viel besser als die Erwartungen für den anstehenden Halbjahreszeitraum. Das ZEW-Barometer zur Lage kletterte um 5,6 auf 67,7 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit knapp drei Jahren. Hier waren nur 62,6 Zähler erwartet worden. Die Indizes für Lage und Prognose bewegen sich damit wie die beiden Schneideblätter einer Schere immer weiter auseinander (siehe Info-Grafik).
"Die Luft wird dünner"
Die Entwicklungsperspektiven für die deutsche Konjunktur sind entsprechend düster. "Zwar läuft die deutsche Konjunktur derzeit sehr gut, doch die Luft nach oben wird dünner", sagte ZEW-Präsident Clemens Fuest. Das Wachstum dürfte sich im zweiten Quartal abschwächen, nachdem es zu Jahresbeginn auch wegen des milden Winters zu einem kräftigen Plus von 0,8 Prozent gereicht hatte.
In einer vorab veröffentlichten Einschätzung von Helaba-Analyst Ralf Umlauf hatte es am Morgen noch geheißen, es sei davon auszugehen, dass der ZEW-Saldo der Konjunkturerwartungen im Juni zwar nicht weiter abrutschen werde, jedoch auch kein positives Überraschungspotenzial gegenüber der Konsensschätzung biete. Diese Erwartungen wurden auf ganzer Linie enttäuscht.
Im Vormonat war der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen in Deutschland bereits um 10,1 Punkte auf 33,1 Zähler zurückgegangen. Als Grund hatten die Wirtschaftsforscher auf die schwer einschätzbaren Folgen der Ukraine-Krise verwiesen, die die Konjunkturaussichten in Deutschland deutlich eingetrübt hätten.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts