
Der chinesische Markt wird für die deutschen Autokonzerne immer wichtiger.
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Der schwerfällige Daimler-Konzern teilt sich auf. Der traditionsreiche Pkw-Bereich heißt künftig wieder Mercedes-Benz. Investoren reiben sich die Hände. Am Ende könnte Deutschlands Nobelmarke chinesisch werden.
Größe ist nicht alles. Das weiß man - gerade bei Daimler. Die umgesetzte Vision des früheren Konzernchefs Edzard Reuter, aus dem stolzen Autohersteller einen integrierten Technologiekonzern mit allen möglichen Industrien zu schmieden, entpuppte sich als Desaster. Und die Übernahme des amerikanischen Pleite-Autobauers Chrysler - von Reuters Nachfolger Jürgen Schrempp als "Hochzeit im Himmel" gefeiert und später noch um Mitsubishi erweitert - war ein paar Jahre und viele Milliardenverluste später wieder Geschichte.
Hinterher ist man bekanntlich schlauer. Das große Ganze machte behäbig. Das Konglomerat war zu schwerfällig und nicht gut zu steuern. Auf die immer neuen Übernahme- und Fusionspartys folgte der Kater. Irgendwann hieß es: Aus der Traum.
Jetzt, Jahre später, wird wieder mal umgebaut. Aber nun geht es ans Eingemachte. Nicht einmal Personenwagen und schwere Nutzfahrzeuge, die allesamt den Stern auf dem Lenkrad tragen, werden von der gleichen Chefetage aus gesteuert. Der amtierende Daimler-Chef Ola Källenius spaltet den Konzern auf - in ein Pkw- und ein Nutzfahrzeugunternehmen. Mercedes heißt künftig auch firmentechnisch wieder Mercedes. Die Lastwagen und Busse werden unter einer eigenen, selbstständigen Truck AG gebündelt an die Börse geführt.
Für kühne Rechner und Unternehmensstrategen ergibt der Radikal-Umbau Sinn: Mit kleineren Einheiten lässt sich effektiver auf Marktanforderungen reagieren. Obendrein sind sie klarer auszurichten und einfacher zu führen. Die Überzeugung, Personen- und Nutzfahrzeuggeschäfte von der gleichen Konzernzentrale aus zu steuern, hat sich ohnehin längst überlebt. Volvo, Volkswagen und andere Fahrzeugbauer sind schon vor Jahren vorgefahren - und haben ähnliche Einheiten erfolgreich filetiert.
Die Überschneidungen, die es früher alleine in den Forschungs- und Entwicklungsbereichen gab, wurden immer geringer. Bei Pkws werden Elektroantriebe zunehmend relevanter. Eine Entwicklung, die bei Nutzfahrzeugen so noch nicht einsetzt - weil die Praxistauglichkeit, anders als bei den kleineren Autos, bis dato fehlt.
Die Investoren, vor allem in China, freuen sich. Denn Daimlers Neustart bietet die Chance, sich auf eines der beiden Unternehmen zu konzentrieren. Und dass im Riesenreich besonders der Mercedes-Stern strahlt, das weiß man. Der chinesische Autohersteller Geely ist schon jetzt mit knapp zehn Prozent an Daimler beteiligt. Die Bejing Automotive Group hält fünf Prozent an dem Stuttgarter Traditionskonzern. Sie könnten ihre Nutzfahrzeug-Aktien, die ihnen durch die Neuordnung zugeteilt werden, versilbern und die Milliarden in den Pkw-Bereich investieren. Am Ende könnte Mercedes dann chinesisch sein.
Quelle: ntv.de