Unsicherheit an den Börsen Berliner Hängepartie behindert Dax
25.11.2017, 09:17 Uhr
(Foto: picture alliance / Alexander Hei)
Die Börsianer sehnen sich nach einer stabilen Regierung in Deutschland. Sie sind mehrheitlich gegen Neuwahlen. Unabhängig davon erwarten Analysten keine größeren Kursrückschläge. In der kommende Woche werden wichtige Konjunkturdaten erwartet.
Das Tauziehen um die Bildung einer neuen Bundesregierung wird dem Dax Experten zufolge den Sprung auf neue Rekordhöhen erschweren. "Deutschland braucht trotz der guten wirtschaftlichen Lage dringend eine handlungsfähige Regierung", sagt Felix Herrmann, Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Schließlich müssten unter anderem Antworten auf den demografischen und technologischen Wandel gefunden werden.
Auch Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel, mahnt zur Vorsicht. "Die Stabilität, für die Deutschland steht, hat seit der Bundestagswahl gelitten. Mögliche Neuwahlen tragen nicht zu einer kurzfristigen Stabilisierung bei, sondern verlängern die Unsicherheit an den Börsen."
Allerdings können Anleger auf Bewegung in der Hängepartie um eine Regierungsbildung nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche hoffen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will neue Chancen für eine große Koalition ausloten und sich kommende Woche mit den Vorsitzenden von CDU, CSU und SPD zu einem gemeinsamen Gespräch treffen.
Unabhängig davon seien größere Kursrückschläge an den Börsen ohnehin nicht zu erwarten, betont Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck. "Historisch betrachtet legten Europas Aktienmärkte zwischen Thanksgiving und Weihnachten in drei von vier Jahren zu. Zusammen mit dem überzeugenden Konjunkturbild spricht dies durchaus noch für eine Jahresendrally in Richtung der alten Hochs von Dax & Co."
Anlage-Experte Joachim Goldberg von der Beratungsfirma Goldberg und Goldberg verweist darauf, dass der Optimismus der Investoren ungebrochen ist. Die Stimmung der Privatanleger sei so gut wie noch nie in diesem Jahr. In der alten Woche legte der Dax 0,3 Prozent zu. Sein Plus seit Jahresbeginn summiert sich damit auf knapp 14 Prozent.
Zusätzliche Impulse könnten von der geplanten US-Steuerreform ausgehen, sagt Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. "Nach den Thanksgiving-Ferien wird sich der Senat hiermit befassen. Allerdings liegen Senat und Repräsentantenhaus mit ihren Vorschlägen noch weit auseinander, so dass es noch unklar ist, ob tatsächlich bis Weihnachten - wie von US-Präsident Donald Trump gewünscht - ein unterschriftsreifer Gesetzesentwurf ausgearbeitet werden kann."
Zahlreiche Konjunkturdaten
Daneben hält eine Reihe von Konjunkturdaten die Anleger in der neuen Woche auf Trab. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Inflationszahlen aus Deutschland (Mittwoch) und der Eurozone (Donnerstag). "Im November dürfte die Kernteuerungsrate im Euroraum zwar leicht auf ein Prozent gestiegen sein, damit aber weiter deutlich unter dem EZB-Ziel von knapp zwei Prozent liegen", prognostiziert Commerzbank-Analyst Christoph Weil.
Auf dem Terminplan stehen außerdem die Daten zum europäischen Geschäftsklima und zum Wirtschaftsvertrauen (jeweils Mittwoch). Am Dienstag gibt der GfK-Index Hinweise auf die Kauflaune der deutschen Verbraucher.
Das Highlight in den USA sind die Zahlen zu Einkommen und Konsumausgaben am Donnerstag. Die Käufe der Verbraucher gelten als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Daneben veröffentlicht die US-Notenbank am Mittwoch ihren Konjunkturbericht. Mit Spannung warten Börsianer zudem auf einen für Donnerstag erwarteten öffentlichen Auftritt des designierten Fed-Chefs Jerome Powell. Von ihm erhoffen sie sich Hinweise auf die weitere US-Geldpolitik.
Am selben Tag beraten wichtige Rohöl-Exportländer über eine Verlängerung der Förderbremse, mit der das weltweite Überangebot eingedämmt werden soll. Da für die Entscheidungsfindung laut Tagesordnung nur drei Stunden eingeplant sind, rechnen Experten mit einer Verlängerung. Unter anderem wegen der Spekulationen hierauf hat sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee in den vergangenen Tagen um etwa eineinhalb auf etwa 63,60 Dollar je Barrel (159 Liter) verteuert.
Quelle: ntv.de, Hakan Ersen, rts