Zinsen, Italien, Brexit Börsen kämpfen mit drei Problemen
21.10.2018, 10:57 Uhr
Am Samstag machten in London Tausende Brexit-Gegner mobil.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Kursrutsch auf den tiefsten Stand seit Anfang 2017 droht dem Dax auch in der neuen Woche ein eher schwacher Handel. Dabei muss sich zeigen, ob neue Unternehmens- und Konjunkturzahlen stärker sind als die Dauerprobleme.
Zinsen, Italien, Brexit: Diese Risikofaktoren dürften den Börsen in der kommenden Woche Experten zufolge den Weg zu einer Erholung versperren. Die erhoffte Unterstützung durch die Firmenbilanzen sei bislang ebenfalls ausgeblieben, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Die Berichtssaison hierzulande verläuft alles andere als befriedigend."
Der Dax ging am Freitag 0,3 Prozent schwächer bei 11.553 Punkten aus dem Handel, der EuroStoxx lag 0,1 Prozent höher. Der Dow-Jones-Index schloss 0,3 Prozent höher auf 25.444 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 trat bei 2767 Zählern in etwa auf der Stelle. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verringerte sich dagegen um 0,5 Prozent auf 7449 Stellen.
Von den US-Firmen seien aber verstärkt positive Nachrichten zu erwarten, die den europäischen Aktienmärkten Auftrieb geben könnten, erklärte Felix Herrmann, Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. "Umgekehrt bedeutet die hohe Bedeutung der Berichtssaison allerdings auch, dass Aktien von Unternehmen, die nicht in der Lage sind, gute Zahlen und auch keine guten Geschäftsprognosen zu liefern, Probleme bekommen dürften."
Aus dem Dax legen in der neuen Woche die Deutsche Bank (Mittwoch), Daimler (Donnerstag) und BASF (Freitag) ihre Geschäftszahlen vor. An der Wall Street öffnen unter anderem der Airbus-Rivale Boeing (Mittwoch) und die Google-Mutter Alphabet (Donnerstag) ihre Bücher.
Wie schnell dreht die Fed an der Zinsschraube?
Mit Spannung warten Anleger auch auf den Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed am Mittwoch. Sie werden das sogenannte Beige Book auf Hinweise abklopfen, mit denen sich die jüngsten Spekulationen auf raschere US-Zinserhöhungen untermauern lassen. "Die Anleger fürchten, dass eine zu schnelle Straffung der Geldpolitik die US-Wirtschaft ausbremsen könnte", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.
Experten zufolge könnten die anstehenden US-Konjunkturdaten diese Spekulationen dämpfen. Sie rechnen mit einem anhaltend robusten Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft. Unter anderem werden am Donnerstag die Auftragseingänge langlebiger US-Güter veröffentlicht. Am selben Tag steht der Ifo-Index auf dem Terminplan, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Hinzu kommen die Barometer für die Kauflaune der deutschen (Donnerstag) und europäischen Verbraucher (Dienstag).
Italien-Etat und der Brexit
Am Donnerstag tagt die Führung der Europäischen Zentralbank (EZB). Formale Beschlüsse zum geplanten Ende der Anleihenkäufe seien nicht zu erwarten, sagt Commerzbank-Analyst Michael Schubert. Stattdessen werde sicher die Lage in Italien diskutiert.
Die Regierung in Rom steuert wegen ihrer Schuldenpolitik auf einen offenen Haushaltsstreit mit der EU zu. Am Freitagabend senkte Moody's ihre Note für die Kreditwürdigkeit Italiens herab. Diese liegt jetzt nur noch eine Stufe über dem Ramsch-Status. Bis Montag soll die Regierung auf die Bedenken der EU-Kommission an den Haushaltsplänen antworten.
"Nichts geht voran - weder in den Verhandlungen um den Brexit noch um den italienischen Staatshaushalt", sagt Volkswirtin Claudia Windt von der Landesbank Helaba.Auch sie rechnet damit, dass die Probleme auch die neue Woche prägen.
die festgefahrenen Verhandlungen um die Beziehungen Großbritanniens zur EU nach dem Brexit im kommenden März bereiten Investoren Kopfschmerzen. Er rechne weiter mit einer Einigung, betont LBBW-Volkswirt Uwe Burkert. "Der Theaterdonner ist notwendig, um den Wählern zu zeigen, dass man sich angestrengt hat."
Quelle: ntv.de, Hakan Ersen, Reuters