Marktberichte

Im Schatten großer Ereignisse Dax hofft auf den Alcoa-Effekt

Wenige Tage vor den ersten Quartalsberichten leitete EZB-Chef Trichet im Euroraum die Zinswende ein.

Wenige Tage vor den ersten Quartalsberichten leitete EZB-Chef Trichet im Euroraum die Zinswende ein.

(Foto: REUTERS)

Auf eine ungewöhnlich ereignisreiche Woche müssen sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt einstellen: In den Vereinigten Staaten eröffnet Alcoa den Reigen der Unternehmensberichte zum ersten Quartal. In Deutschland lädt Daimler zur Hauptversammlung. Und in New York muss sich die Wall Street entscheiden, ob es zur Fusion mit der Deutschen Börse kommt.

"Die Euphorie der Märkte erscheint grausam": Der Dax legt nach dem Japan-Einbruch 11 Prozent zu.

"Die Euphorie der Märkte erscheint grausam": Der Dax legt nach dem Japan-Einbruch 11 Prozent zu.

(Foto: REUTERS)

Der Startschuss für die US-Berichtssaison könnte den Dax in der neuen Woche zu einem neuen Spurt ansetzen lassen. "Die Bilanzen für das erste Quartal dürften sehr ordentlich ausfallen, und ich gehe davon aus, dass gute Zahlen am Markt auch honoriert werden", sagte Aktienstratege Jörg Rahn von Marcard Stein & Co. Am Montag legt der Aluminiumhersteller Alcoa als traditionell erster großer US-Konzern sein Zahlenwerk vor, am Mittwoch folgt das Bankhaus , am Donnerstag Google und am Freitag die Bank of America/Merrill Lynch.

DAX
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In der zu Ende gehenden Woche hat der deutsche Leitindex Dax 0,5 Prozent gewonnen. Seit dem Einbruch in Reaktion auf die Katastrophe in Japan hat der Dax damit wieder gut 11 Prozent gewonnen und die vorangegangenen Verluste mehr als ausgeglichen. "Die Euphorie der Märkte erscheint grausam angesichts der menschlichen Tragödie in Japan", schrieben die Analysten von Silvia Quandt. "Außerdem besteht die Gefahr, dass die Märkte die Möglichkeit einer nuklearen Verseuchung und der Auswirkung auf die Weltwirtschaft unterschätzen."

MDAX
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Auch die Lage im arabischen Raum müsse im Auge behalten werden, mahnen Börsianer. "Sollte sich abzeichnen, dass sich die Kämpfe in Libyen verschlimmern oder auf Saudi-Arabien oder den Iran übergreifen, dann wird es auch an den Finanzmärkten sehr schnell wieder nach unten gehen", sagte Volkswirt Matthias Thiel von MM Warburg. .

TecDax
TecDax 3.727,94

Auch Thiel geht von "sehr guten Zahlen" für das Auftaktquartal aus. Er rät dazu, in den kommenden Wochen vor allem auf die Aussagen zur weiteren Geschäftsentwicklung zu achten. "Die große Unbekannte ist, wie sehr sich das Erdbeben in Japan auf die Unternehmen auswirkt. Das lässt sich sehr schwer einschätzen", so Thiel. "Spannend wird auch, wie sehr das teure Öl den Konzernen zu schaffen macht. Die Frage ist, ob sie den Preisanstieg an ihre Kunden weitergeben können, oder ob die Gewinnmargen darunter leiden."

Übernahmen und Börsengänge

In Europa bleibt es rund um die für Banken spannend. In den nächsten Tagen müssen die Institute ihre Unterlagen bei den Aufsichtsbehörden abliefern. Die Erwartungen der Börsianer sind verhalten. "Beim letzten Bankenstresstest waren die Ergebnisse ja nicht besonders aussagekräftig", sagte Marcard-Stein-&-Co-Experte Rahn. "Diesmal heißt es zwar, dass die Tests strenger sind. Aber letzten Endes liegt es auch nicht im Sinne der politischen Entscheider, neue Unsicherheit in den Markt zu bringen." Die Volatilität bei Bankwerten dürfte auf jeden Fall hoch bleiben.

Portugal hält den Bond-Markt in Atem: Händler in Lissabon.

Portugal hält den Bond-Markt in Atem: Händler in Lissabon.

(Foto: REUTERS)

Von der Hauptversammlung von Daimler am Mittwoch erhoffen sich Investoren unter anderem Neuigkeiten zum Übernahmeangebot für . Zuletzt haben immer mehr Großaktionäre des Friedrichshafener Konzerns die von Daimler und Rolls-Royce gebotenen 24 Euro je Aktie als zu niedrig bezeichnet. In puncto Übernahmen bleibt auch die Deutsche Börse in Habt-Acht-Stellung. Bis Donnerstag will die Nyse Euronext über ihre Haltung zum Gegenangebot von Nasdaq OMX und ICE entscheiden. Bislang hat es den Anschein, als gäben die New Yorker der Übersee-Allianz den Vorzug.

Interessant bleibt es auch am IPO-Markt. Nachdem der hessische Verbindungstechnik-Spezialist Norma einen soliden Start hingelegt hat, steht bereits am Montag das Börsendebüt des chinesischen Taschenherstellers Powerland an, am Freitag will der Berliner Immobilienkonzern GSW folgen. Letzterer dürfte mit einem Volumen von deutlich über 500 Mio. Euro das bislang größte Initial Public Offering (IPO) in diesem Jahr hinlegen.

Schaden Zins und Japan dem Aufschwung?

Unter den etlichen Konjunkturdaten steht hierzulande vor allem der ZEW-Index im Fokus. Analysten wollen vor allem wissen, inwieweit die und die ihre Spuren hinterlassen haben. Volkswirt Christoph Balz von der Commerzbank rechnet mit einem merklichen Rückgang des Index.

In den USA dürfte das von der Universität Michigan erfasste Verbrauchervertrauen für den Monat April neue Hinweise zur Konjunkturentwicklung geben. Daneben wird vor allem die Entwicklung der Erzeuger- und Verbraucherpreise auf Inflationsgefahren abgeklopft werden. "Die Inflation ist ein wichtiges Thema geworden", hieß es in einer Commerzbank-Studie. Die US-Notenbank Fed werde dennoch an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten. Noch überwiege die Meinung, dass die Wirtschaft weiter Unterstützung brauche.

Quelle: ntv.de, Kirsti Knolle, rts

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