Mehr als 3 Prozent im Plus Dax klettert mit Elan nach oben
15.12.2015, 22:32 Uhr
(Foto: imago stock&people)
Wieder einiges an Boden gut macht der Dax nach einer Vorwoche zum Vergessen. Die Marke von 10.500 Punkten ist wieder in greifbarer Nähe. Gestützt wird der Markt von Hoffnungen auf eine gemächliche Erhöhung der US-Zinsen.
Wiedergutmachung nach einer schwachen Vorwoche betrieb der Dax am zweiten Tag der Handelswoche - und zwar kräftig: Der Dax stieg um mehr als drei Prozent auf 10.450 Punkte. Gestützt wurde der deutsche Leitindex von der Spekulation auf nur langsam steigende US-Leitzinsen im Jahr 2016. "Verbraucherpreise und Empire State Index bekräftigen, dass der Bedarf an Zinserhöhungen in den USA nur gering ist", sagte ein Händler. Die Preise steigen nur moderat, der Empire State Index hat sich zwar etwas besser entwickelt als erwartet, liegt aber immer noch im Minus. Die US-Notenbank könne sich deshalb mit weiteren Schritten nach der Zinswende Zeit lassen, hieß es im Handel.
Gestützt wurde die Stimmung von einem überraschenden Anstieg des ZEW-Konjunkturindex. Zudem legte der Ölpreis wieder zu und das mindert etwas die Sorgen vor Kreditausfällen in der Ölindustrie. Am späten Nachmittag erholte sich der Preis für US-Leichtöl der Sorte WTI um 1,8 Prozent auf 36,98 Dollar. Europäisches Öl der Sorte Brent legte um 1,7 Prozent auf 38,55 Dollar zu.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen waren im Dezember auf 16,1 von 10,4 gestiegen. "Da die Stimmung der im ZEW befragten Finanzanalysten immer nur dem Markt hinterherläuft, hatten wir heute eigentlich mit schlechteren Ergebnissen gerechnet", sagte ein Händler. Der überraschend positive Wert deute darauf hin, dass auch der Ifo-Geschäftsklimaindex eine positive Überraschung enthalten werde.
Händler erwarten nun die zweitägige Sitzung der US-Notenbank. Das Ergebnis wird am Mittwochabend bekannt gegeben. An den Märkten wird die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank erstmals seit fast zehn Jahren die Leitzinsen erhöht, mit 80 Prozent eingepreist. "Damit wird es vor allem darauf ankommen, wie Janet Yellen sie verpackt", sagte ein Händler, der von einer kommunikativen Herausforderung spricht.
Frankfurt: Lufthansa-Aktie rollt das Feld von hinten auf
Der Dax schloss am Ende mit einem satten Plus von 3,1 Prozent auf 10.450 Punkten. Für den Nebenwerte-Index MDax ging es 2,6 Prozent nach oben auf 20.485 Zähler. Auch der TecDax verzeichnete ein Plus: Der technologielastige Index stieg um 2,7 Prozent auf 1789 Punkte. Euro-Stoxx-50: plus 3,3 Prozent auf 3242 Punkte.
Am Ende gab es nur Sieger im deutschen Leitindex. Größter Gewinner waren die Aktien der Lufthansa, die 5,1 Prozent zulegten, nachdem sie in der ersten Hälfte des Handelstages weit hinten lagen.
Kräftig zulegen konnten auch die Aktien der Deutschen Telekom mit einem Aufschlag von 5,0 Prozent. Dahinter folgten Deutsche Post mit einem Plus von 4,7 Prozent. Am wenigsten stark konnten Munich Re von der Aufbruchstimmung profitieren: Sie gewannen am Dax-Ende lediglich 1,2 Prozent hinzu.
Zum kräftigen Plus der Autoaktien verwiesen Händler auch auf ein kräftig anziehendes europäisches Geschäft. Wie die Herstellervereinigung Acea berichtete, sprang der Automobilabsatz in der EU und den Ländern der europäischen Freihandelszone um 13,7 Prozent nach oben auf 1,12 Millionen Fahrzeuge. Alle großen Automobilmärkte Europas trugen zu dem Anstieg bei.
Als "katastrophal" bezeichneten Händler in einer ersten Einschätzung die Umsatzwarnung von Dialog Semiconductor. Die Erlöse im vierten Quartal sollen nun zwischen 390 Millionen bis 400 Millionen US-Dollar liegen. Bisher wurden 430 Millionen bis 460 Millionen Dollar in Aussicht gestellt. Die TecDax-Aktie brach im frühen Handel ein - im Laufe Handelstages verringerten sich die Verluste jedoch deutlich, am Ende war es noch ein Minus von 1,0 Prozent.
Sehr gut kamen dagegen die Geschäftszahlen von Metro an. "Allerdings sind sie auch keine Überraschung", sagte ein Händler mit Blick auf zuletzt optimistische Aussagen von CEO Olaf Koch. Bereits bekannt waren der Dividendenanstieg auf 1,00 Euro und die Quartalsumsätze. Sehr stark seien nun auch die Gewinnkennziffern, die deutlich über Erwartung der Analysten lägen, hieß es im Handel. Mit einem Aufschlag von 4,4 Prozent lagen Metro im oberen Drittel des MDax.
USA: An der Wall Street regiert der Optimismus
Mit Optimismus gehen die Anleger an der Wall Street in den Tag eins der US-Notenbanksitzung. Am Mittwoch dürfte dann die erste Zinserhöhung seit knapp zehn Jahren verkündet werden. Die gute Stimmung rührt aber weniger von der US-Notenbank, sondern vielmehr vom Ölmarkt. Denn dort legen die Ölpreise den zweiten Tag in Folge zu, nachdem sie zuvor dramatisch eingebrochen waren.
Die Analysten von Moody's sehen für das Öl aber kaum noch nennenswertes Erholungspotenzial und haben ihre Preisprojektionen für 2016 auf 40 von zuvor 48 Dollar für WTI und auf 43 von vormals 53 Dollar für Brent gesenkt. Sollten sie richtig liegen, dürften Fasspreise von 100 Dollar und mehr, wie sie noch vor rund 18 Monaten zu beobachten gewesen sind, Geschichte bleiben.
Der Dow-Jones-Index legte um 0,9 Prozent zu auf 17.525 Punkte, der S&P-500 gewann 1,1 Prozent auf 2.043 Punkte, während der Nasdaq-Composite ebenfalls um 0,9 Prozent vorankam. Gestützt werden die Aktienkurse auch von neuen US-Konjunkturdaten.
Unter den Einzelaktien ziehen Qualcomm um 2,5 Prozent an. Der Halbleiterkonzern hat seinen Ausblick auf das erste Quartal erhöht und einer Aufspaltung eine Absage erteilt. 3M stürzten dagegen nach einer Gewinnwarnung des auf Klebeprodukte spezialisierten Unternehmens um über 6 Prozent ab.
Apple geben 1,8 Prozent ab. Der schier endlose Patentstreit mit dem Erzrivalen Samsung geht in eine neue Runde. Die Südkoreaner haben nun den Obersten Gerichtshof der USA eingeschaltet. Samsung legte dort Berufung gegen ein Urteil ein, demzufolge das Unternehmen wegen Patentrechtsverletzungen alle Profite aus dem Verkauf bestimmter Smartphones an den US-Konkurrenten abgeben muss.
Devisen: Euro fällt unter 1,10 US-Dollar
Am Devisenmarkt fiel der Euro am Tag vor der Entscheidung deutlich zurück. Die Gemeinschaftswährung wurde zuletzt mit 1,0923 gehandelt, im Tageshoch waren es noch 1,1061 Dollar gewesen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0990 (Montag: 1,0983) Dollar festgesetzt.
In den USA war die Jahresinflationsrate im Dezember überraschend deutlich auf 0,5 Prozent gestiegen. Die Kerninflationsrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausschließt, stieg auf 2,0 Prozent. Diesen Wert strebt die US-Notenbank (Fed) für die Gesamtinflation an.
Asien: Minus in Japan und China
Nachdem der Ölpreis wieder etwas Boden gut gemacht hat, zeigen auch die meisten ostasiatischen Börsen Stabilisierungsansätze. Zusätzliche Unterstützung erfahren sie dabei von positiven US-Vorgaben. Allerdings ist vor der Bekanntgabe des Zinsentscheids der US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch auch Zurückhaltung zu spüren.
In dem insgesamt leicht positiven Umfeld fällt die Tokioter Börse erneut mit kräftigen Abgaben auf. Der Nikkei-225-Index verliert 1,7 Prozent und schließt bei 18.566 Punkten. Verkauft werden in Tokio vor allem die Aktien exportorientierter Unternehmen, die unter dem festeren Yen leiden.
In China sinkt der Shanghai Composite um 0,3 Prozent und schließt bei 3510 Zählern. Allerdings hatten die chinesischen Aktien am Vortag im späten Handel kräftig aufgeholt und ein Plus von 2,5 Prozent verbucht. In Hongkong verliert der Hang-Seng-Index 0,1 Prozent auf 21.285 Punkte, und in Südkorea legt der Kospi um 0,3 Prozent zu. An der Börse in Sydney, an der der Handel schon beendet ist, können Energiewerte anfängliche Gewinne nicht halten. Für den S&P/ASX-200 ergibt sich ein Minus von 0,4 Prozent.
In der ganzen Region stehen Aktien von Apple-Zulieferern unter Druck, nachdem sich die Analysten von Morgan Stanley am Vortag kritisch zu den Absatz-Aussichten des iPhone geäußert hatten. Sie glauben nun, dass im laufenden Geschäftsjahr (bis Ende September 2016) nur 218 Millionen Geräte verkauft werden und sind damit skeptischer als der Konsens, der von 238 Millionen verkauften iPhones ausgeht. In Tokio verbilligen sich Japan Display um 3,9 Prozent, während Hon Hai in Taiwan gut 1 Prozent nachgeben.
Quelle: ntv.de, kst/wne/DJ/rts/dpa